Matteo Murer, Product Manager bei Tecnica, klärt uns im exklusiven Interview über alle Details zum neuen Cochise 2022 Tourenskischuhe auf.
Als Tecnica vor genau zehn Jahren den ersten „Cochise“-Skischuh präsentierte, war er ein Vorreiter seiner Art. Der „Cochise“ hat sich über die Jahre mit vielen Auszeichnungen in der Community als Inbegriff für den abfahrtsorientierten Freeride-Skischuh mit zuverlässiger Aufstiegsfunktion und Dynafit-Aufnahme etabliert.
Jetzt machen die Tecnica-Produktentwickler den Schuh mit spannenden Features noch vielseitiger. Was im Detail am Highlight von Tecnica verändert wurde, erklärt uns Product Manager Matteo Murer.
Interview: Matteo Murer, Product Manager bei Tecnica
Hi Matteo! Der „Cochise“ feiert bei euch kommenden Winter seinen zehnten Geburtstag. Viele eurer Innovationen, die Abfahrts-Performance und Tourentauglichkeit verbinden, gehören inzwischen zum Standard in der Boot-Industrie. Ihr seid schon etwas stolz darauf, diesen Sektor im Skiport maßgeblich mit beeinflusst zu haben, oder?
Natürlich! Wir sind stolz, sagen zu können, dass Tecnica für höchste Performance steht, da wir diese niemals für ein geringeres Gewicht geopfert haben. Fit und Passform sind ein weiterer USP von Tecnica, dem wir auch mit dem neuen „Cochise“ voll und ganz gerecht werden. Der Innenschuh ist für einen perfekten Fit out of the box anatomisch vorgeformt. Die Schale ist entsprechend darum aufgebaut.
Mit C.A.S. gibt es zusätzlich die Möglichkeit zur individuellen Anpassung durch Thermoformen, Ausbeulen oder Fräsen. Die Zunge ist ebenfalls verstellbar. Jede Entwicklung des „Cochise“ war ein Meilenstein für uns. Mit dem neuen „Cochise“ gehen wir in die dritte Generation und erwarten auch dieses Mal einen großen Erfolg. Um den „Cochise“ noch leichter, stärker und anatomisch besser zu machen, haben wir dem Schuh eine Rundum-Erneuerung verpasst.
Mit dem Ergebnis sind wir mehr als zufrieden und haben auch von unserem Testteam schon sehr gutes Feedback bekommen.
War es letztlich das Jubiläum oder doch eher der gewohnte Lauf der Dinge, dass ihr eurem Klassiker eine Frischzellenkur verpassen wolltet? Und was waren die Ziele, die ihr mit der neuen Auflage unbedingt erreichen wolltet?
Wir standen vor der Herausforderung, einen unserer erfolgreichsten Boots noch besser zu machen. Dafür haben wir uns angeschaut, was derzeit die Bedürfnisse von Freeridern sind und wie wir unseren „Cochise“ entsprechend updaten müssen, um diese sogar noch zu übertreffen. Um das zu erreichen, haben wir bei der Entwicklung eng mit unseren Freeride-Athleten wie Johan Jonsson und Marcus Caston zusammengearbeitet.
Beim neuen „Cochise“ haben uns vorgenommen, den vielseitigsten Schuh auf dem Markt zu entwickeln, der Performance, Fit und Geheigenschaften einzigartig vereint. Um das zu gewährleisten, wollten wir die Performance von unserem High-Performance-Boot „Mach1“ mit der Gehfähigkeit unseres Skitourenschuhs „Zero G Tour“ kombinieren. Das ist uns gelungen.
Eines der neuen Key Features des Boots ist die Asymmetric Power Transmission. Was verbirgt sich hinter dieser neuen Technologie?
Bei der Asymmetric-Power-Transmission-Konstruktion ist der Schaft in zwei Hälften geteilt, die in unterschiedlichen Stärken gearbeitet sind. Das Material auf der Innenseite muss mehr Support geben und ist deshalb dicker gearbeitet. Das vermittelt mehr Stabilität, eine bessere Kraftübertragung sowie ein sensibleres Fahrverhalten.
Die Außenseite kann hingegen ein bisschen weicher und dünner sein, damit der Schuh auch besser flexen kann. Die Wirkung ist klar spürbar und eigentlich sollte sie jeder einmal selbst ausprobieren. Auch optisch haben wir die Technologie sichtbar gemacht: Der glänzende Teil ist dicker, der matte ein wenig dünner gestaltet.
Stellte euch nicht gerade die unterschiedliche Dicke der Schaftteile vor ungeahnte Probleme in der Fertigung?
Die Entwicklung war natürlich schon eine Herausforderung und aufwendiger, da wir unterschiedlichen Materialstärke immer wieder ausprobieren mussten, um die richtige Dicke zu finden und gleichzeitig den Flex vom Schuh gerade zu halten.
Wir mussten mehrmals die Formen ausfräsen und testen. Aber das Ergebnis war auf jeden Fall den größeren Aufwand wert.
Auch dem Walk-Mechanismus habt ihr mit dem T-Ride ein Upgrade spendiert. Ungewöhnlich dabei ist, dass ihr, wie du eben schon gesagt hast, den „Mach1“ als reines Pisten-Modell herangezogen habt, um einen neuen Gehmechanismus zu entwickeln. Was steckt hier dahinter?
T-Ride ist die größte Innovation beim „Cochise“. Wir wollten einen Gehmechanismus entwickeln, der viel Performance bietet. Normalerweise haben Schuhe mit Gehmechanismus Schwierigkeiten, die Performance zu behalten, da die zwei Teile des Schafts so eng wie möglich zusammenhalten müssen.
Wir haben von der T-Drive-Technologie aus unserem „Mach1“ gelernt: Wenn man die Schale mit einem längeren Hebel fixiert, haben wir mehrere Vorteile für die Performance des Schuhs.
Der Flex wird stärker und wir erhalten einen besseren Rebound.
T-Ride ist komplett in das Boot-Design integriert und schafft eine starke Verbindung zwischen der Manschette und der Schale. Die Power wird direkt an den Ski übertragen. Da unsere Freeride-Athleten sich bei Skischuhen mit Gehfunktion oft bei hohen Sprüngen nicht sicher gefühlt haben und die Angst hatten, dass sich diese bei harten Landungen und hohen Sprüngen öffnet, haben wir zudem ein spezielles Lock-System eingebaut.
Die kleine Schraube lässt sich um 90 Grad drehen und macht es quasi unmöglich, dass der Hebel aufgeht.
Der Tecnica Cochise 130 DYN GW 2022 im Detail
Rund 200 Gramm leichter als das Vorgängermodell und noch stärker der Anatomie angepasst ist der „Cochise 130 Dyn GW“ das Topmodell in der Freeride-Range der Italiener. Schale und Innenschuh sind der natürlichen Fußform nachempfunden. Bei der Asymmetric-Power-Transmission-Konstruktion ist der Schaft in unterschiedlichen Stärken gearbeitet: Das Material auf der Innenseite ist dicker und höher für mehr Stabilität, eine bessere Kraftübertragung sowie ein sensibleres Fahrverhalten.
Mit seiner Kombination aus der neuen T-Ride-Technologie, vier Schnallen und den zusätzlichen Power Lock Straps zeigt der „Cochise 130 Dyn GW“ seine Performance-DNA und gibt präzise Kontrolle und Sicherheit bei der Abfahrt. Aber auch bergauf zeigt er seine Vielseitigkeit: Die GripWalk-Gummisohlen, die in Zusammenarbeit mit Vibram entwickelt wurden, sind durch einen Arch Grip aus Gummi verbunden.
Dies gibt nicht nur im Schnee mehr Halt, sondern auch auf Metall, bei Fahrten mit dem Schneemobil oder auf anderen Untergründen. Das macht den Schuh perfekt für alle Skifahrer, die am Berg flexibel sein möchten. Für mehr Komfort beim An- und Ausziehen und mehr Bewegungsfreiheit ist das Material an den betroffenen Stellen beim Einstieg weicher gestaltet. Der anatomisch vorgeformte „Cochise“-C.A.S.-Innenschuh hat einen unvergleichlichen Fersenhalt.
An der Rückseite befindet sich außerdem eine spezielle Flex-Konstruktion, um im Hiking-Modus uneingeschränkte Bewegungsfreiheit zu liefern. Für den ganz individuellen Fit können Bootfitter den Innenschuh sowie die Schale rundum anpassen. Druckstellen am Schienbein? Tecnica bietet zusätzlich eine C.A.S.-Zunge an, die sich ebenfalls thermoformen lässt.
Specs
- Flex: 130
- Gewicht: 1.850 g
- Hike-Modus: ja
- Preis: 650 Euro
Weitere Details zum Tecnica Cochise 130 DYN GW 2022 findet ihr in unserer Produktdatenbank.