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Ein Ski-Trip in das schwedische Jämtland – mit Sleds und Benzin (5/5)

Wir ließen die Zivilisation weit hinter uns und knatterten zwei Stunden Richtung norwegische Grenze, wo mitten im Nirgendwo unser Ziel wartete. In einem Tipi, das einsam in einem malerischen Talkessel lag, wollten wir die Nacht verbringen, um von dort am nächsten Tag die nahe gelegene Gebirgskette zu erkunden.

Stephan drückte mir eine Axt in die Hand und beauftragte mich damit, einen Baum für Feuer­holz zu fällen. Dies ließ ich mir nicht zwei­mal sagen. Wir entfachten zwei Feuer: eines, um die Tempera­tur im Tipi über den Gefrierpunkt zu bringen, und eines davor, über dem sich Stephan mit einer riesigen Pfanne kulinarisch austobte. Wenig später wurde uns ein Teller voll köstlichen gebratenen Gemüses sowie mehr Steaks, als wir essen konnten, vorgesetzt. Wir ließen den Tag am Lagerfeuer mit einer Flasche Whisky ausklingen und krochen in unsere Schlafsäcke.

Kurze Zeit später war aber Schluss mit der Indianer-Romantik, als mir Schnee in mein Gesicht rieselte. Ich hatte leichtsinnig meinen Schlafplatz direkt an der Tür aufgeschlagen, die aber für den notwendigen Rauch­abzug lediglich angelehnt war. Kamineffekt hin oder her, aber wenn es einem ins Gesicht schneit, hört der Spaß auf. Ich wollte zum Pinkeln vor die Tür und wurde sofort vom Schneesturm, der sich in den letzten Stunden aufgebaut hatte, zurück ins Tipi befördert. Ich robbte möglichst weit von der Türe weg und wickelte mich tief in meinen warmen Daunenschlafsack ein. Heilfroh darüber, diesen dabei zu haben, schlief ich wieder ein.

Jormvattnet, Sweden
Jormvattnet, Sweden

Am Morgen schneite es immer noch waagrecht und die Sichtverhältnisse hätte man als White-out klassifizieren können. Skifahren oder Sledden konnten wir also vergessen. Wir schaufelten unsere Sleds aus und machten uns auf den Nach­hauseweg. Dieser war nur durch sporadisch aus der Schneedecke schauende Pfosten zu erahnen und somit leicht zu verfehlen.

Dies hielt Stephan nicht davon ab, Abkürzungen zu wagen. Beim Gedanken, sich bei diesem Sauwetter im Nirgendwo zu verirren und ohne Chance auf Rettung im White-out liegen zu bleiben, war mir etwas mul­mig zumute, doch Stephan führ­te uns zielsicher zu unserer ku­sche­ligen Hütte. Flo und ich gingen nachmittags noch eine Runde gediegen sledden und verkrochen uns nach dem Abendessen in unsere trockenen und warmen Betten.

Jormvattnet, Sweden
Jormvattnet, Sweden

Am nächsten Tag stand die Heimfahrt auf dem Plan. Schweden ließ uns jedoch nicht ziehen, ohne uns den Trip erneut mit einem Natur­schau­spiel der Extraklasse zu versüßen. Eine Sonnenfinsternis war vorhergesagt. Während in Mitteleuropa die Sonne nur zur Hälfte verschwinden sollte, konnten wir eine fast totale Sonnenfinsternis beobachten – und dies bei nahezu wolkenlosem Himmel! Schweren Herzens, doch mit einem Lächeln auf den Gesichtern machten wir uns auf die 2.500 Kilometer lange Heimreise mit der Gewissheit, dass diese Reise besser nicht hätte sein können.

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