Ein Ski-Trip in das schwedische Jämtland – mit Sleds und Benzin (3/5)
Am nächsten Tag erkundeten wir das umliegende Backcountry. Die sanft anmutenden Hügelketten empfingen uns tief verschneit und nur spärlich mit Birken und Büschen bewaldet. Die meisten Erhebungen wiesen durchaus steile Rückseiten auf, die für uns zu perfekten Spielplätzen werden könnten. Wir wollten auf der einen Seite hochsledden, um auf der anderen Seite die kurzen, aber spaßigen Runs zu genießen. Diesem Plan stellten sich anfangs lediglich unsere nicht vorhandenen Skidoo-Fahrkünste in den Weg und so wurden die Lawinenschaufeln bald zum meistgebrauchten Tool des Trips, um unsere festgefahrenen Geräte wieder freizuschaufeln.
Sledden ist leider keinesfalls so einfach, wie es aussieht – und bis Flo, Roman und ich halbwegs ein Gefühl für den Gashahn und die richtige Gewichtsverlagerung entwickelt hatten, musste einiges an Energie ins Schaufeln investiert werden. Am Abend hatten wir trotzdem bereits einige Ski-Shots im Kasten und auch unser Sled-Handling hatte sich deutlich verbessert, sodass wir wie Cowboys in den traumhaften schwedischen Sonnenuntergang riden konnten.
Am nächsten Tag kam Thomas, der Eigentümer von TOBE Outerwear, mit seinem Sled zu Besuch und brachte uns auf ein nahe gelegenes Hochplateau. Dort fanden wir einige interessante Spots, jedoch zogen bald Wolken auf und auch die Schneeverhältnisse waren aufgrund der Exponiertheit des Geländes alles andere als optimal.
Also fachten wir in bester Sledneck-Manier kurzerhand ein Lagerfeuer an und brutzelten uns ein köstliches Mittagessen aus Kartoffeln und schwedischer Wurst. Da sich die Sonne partout nicht sehen lassen wollte, nutzten wir den Tag, um an unseren Sled-Künsten zu feilen. Am Ende des Tages droppten wir sogar kleinere Cliffs.
Für den Abend hatte Stephan etwas Außergewöhnliches geplant. Er führte uns in das Restaurant seines langjährigen Freundes Ulla, wobei „Restaurant“ vielleicht das falsche Wort ist. Ullas Hütte vermittelt von außen den Eindruck eines Wikingerhäuptlingshauses und auch das Innere schien alten Mythen entsprungen zu sein. Neben einer riesigen Feuerstelle und zahlreichen mit Fellen ausgelegten Sitzgelegenheiten empfing uns ein kolossaler Banketttisch, der aus einem gespaltenen Baumstamm bestand.
Dazu ein Dutzend Stühle, die perfekt zum massiven Tisch passten, handgeschmiedetes Besteck und gebrannte Tonteller. Während in der Feuerstelle die Glut loderte, wurden uns köstliche lokale Speisen und selbst gebrautes Bier serviert. Als wir nach dem Essen kurz vor die Tür traten, um frische Luft zu schnappen, wurden wir von einem unglaublich schönen Naturschauspiel überwältigt.
Der ganze Himmel war mit dunkelgrün flackernden Polarlichtern überzogen! Ich konnte mich nicht satt sehen und so verbrachte ich den restlichen Abend mit dem Kopf im Nacken und beobachtete die in sanften Wellen über den Himmel wabernden Nordlichter.