Zugegeben, die Ski & Sail Trips ist nicht die absolut neueste Erfindung. Der Kontrast aus weißem Schnee und blauem Meer zieht einfach jeden in seinen Bann und kommerzielle Ski-Törns werden an der norwegischen Küste immer beliebter. Wer aber hätte sich schon jemals selbst ein Boot in Tromsø gechartert und auf eigene Faust die Gewässer vor Senja auf der Suche nach perfekten Lines gekreuzt?
Segeln und Skifahren verbinden? Wie? Und vor allem wo? Das haben wir uns am Morgen nach der Premiere unseres Midiafilm-Streifens „Wishes and Reality“ gefragt, die wie gewohnt in der Münchner BMW Welt abgefeiert wurde. Dementsprechend müde – um nicht zu sagen verkatert – trafen wir uns in einem Schwabinger Café, um gemeinsam Ideen für ein neues Projekt zu sammeln.
Wie genial wäre es, die Skischuhe an Deck einer Segeljacht anzuziehen, in ein Beiboot zu steigen und direkt von einem Strand hinauf in die Berge zu touren! Bereits vor drei Jahren haben wir uns mit der Midiafilm-Crew in den Norden Norwegens begeben und dabei einen ersten Eindruck von der unglaublichen Natur und dem Schnee rund um Tromsø gewinnen dürfen. Nicht ganz verwundert stellten wir schon damals fest, dass an diesem Fleckchen Erde von den Gipfeln aus immer das offene Meer oder zumindest Fjorde zu sehen waren. De facto müssen dort oben traumhafte Abfahrten existieren, die erst an der Wasserkante enden. Perfekt! Das Reiseziel stand also schon fest.
Kurze Zeit später hatten wir ein geeignetes Boot gechartert und der Trip konnte noch im Frühjahr 2018 starten. Jetzt musste nur noch die Besatzung formiert werden und wir könnten unsere tollkühne Wikinger-Idee in die Tat umsetzen. Luki Ebenbichler war als einer der Ideengeber bisher lediglich auf dem Gardasee herumgeschippert – und das nicht in einem Segelboot, sondern in einem Boot mit Elektromotor. Unser Tiroler sollte in Norwegen erstmals seine Seetauglichkeit unter Beweis stellen – beziehungsweise erkunden. Michi Bernshausen, Filmer und Kopf von Midiafilm, hatte als vermeintlicher Seebär bereits in Spitzbergen seine Seekrankheitstaufe und dürfte somit als Filmer nicht fehlen. Kiwi Neil Williman wäre sowieso für jeden Trip zu haben und wurde kurzerhand eingeladen. Für die Fotos könnten wir den Weltenbummler und Urbayern Toni Brey schanghaien.
Und wir würden sogar der Segel-Performance einen ordentlichen Schub verpassen können, denn meine Freundin Lotta würde uns auf dem Törn in den Norden begleiten. Bis vor einem Jahr war sie nämlich im Team der Segelnationalmannschaft. Zusammen mit ihrer Zwillingsschwester segelte sie in der olympischen Bootsklasse 49er-FX um die Olympiaqualifikation und brächte somit die nötigen Voraussetzungen mit, um den nautischen Teil des Projekts zu übernehmen. Sie dürfte als Kapitän also nicht fehlen, da auch mir die nötigen Skills am Segeltuch und -tau fehlten, um einen 14-Meter-Koloss durch die Fjorde zu manövrieren – falls man bei meinem beschränkten Basiswissen überhaupt von Skills sprechen mag. Lottas Vater Martin, der sich sogar einen Weltmeister ersegelt hatte, wollte uns in Woche eins unterstützen und gleichzeitig erste Erfahrungen auf Tourenskiern sammeln. Da Lotta sich kurz vor der Abreise beim Freeriden das Kreuzband riss und somit nicht voll einsatzfähig war, waren wir umso glücklicher, dass Neils Frau Tove ähnlich wie meine Freundin mit Segelbooten groß geworden ist. Kurzerhand wurde sie für den zweiten Teil der Reise eingeplant, um uns eventuell durch raue See zu schippern.
Schließlich ging es tatsächlich los. Im hohen Norden hieß es dann erst einmal, das Boot für den Trip zu beladen. Essen für mindestens eine Woche für sieben Personen – die prall gefüllten Einkaufswagen klapperten ordentlich, als wir durch Tromsøs Altstadt in Richtung Hafen rollten. Neben fester Nahrung mussten wir schließlich auch gegen Dehydrierung gewappnet sein. Die Bierpreise in Norwegen sind übrigens die höchsten in Europa. Na dann, prost!
Am gleichen Abend stachen wir dann tatsächlich in See und konnten noch die ersten Meilen nach Senja absolvieren. Zwar ließ der Wind zu wünschen übrig, aber die Sonne bescherte uns einen fast schon kitschigen Sundowner, bevor wir an einem gemütlichen Sandstrand den Anker über Bord warfen. Am nächsten Tag ging es gleich frühmorgens weiter, da für die kommenden beiden Tagen Sonne angesagt war. Die Mission war klar: Wir wollten die Perspektive möglichst schnell verändern und das tiefe Blau der Fjorde endlich von oben sehen.
Unser Ziel war es, westseitige Abfahrten zu finden, die man nur mit dem Boot über die langen Fjorde erreichen kann.Perfektes Abendlicht sollte die Aufnahmen natürlich noch imposanter aussehen lassen. Im April wird es mit Powder auch in Norwegen etwas eng, aber perfekter Frühjahrsfirn ist durchaus üblich. Und das Allerbeste an der Lage oberhalb des Polarkreises – und vor allem zu dieser Jahreszeit – ist, dass es fast nicht mehr dunkel wird. Es ist also keine morgendliche Hektik angebracht. Genauso wenig stellt es ein Problem dar, wenn die Touren länger dauern als geplant. Das späte Starten reizten wir jedenfalls derart aus, dass es am Ende mit dem Abendlicht doch wieder knapp wurde – so viel zum Thema „kaum dunkel werden“.
Wegen hoher Temperaturen und einer kritischen Lawinensituation wollten wir es zu Beginn etwas defensiver angehen lassen. Für den ersten Tag entschieden wir uns für eine flache Flanke, die uns sicher erschien. War sie auch! Wer schon einmal die Möglichkeit hatte, nach einer Skitour auf den Ozean zu blicken, der weiß, dass diese Stimmung etwas ganz Besonderes ist. Und zurück auf dem Boot schmeckt das Bier dann nicht nur aufgrund der hohen Preise wirklich gut.
Neben den ersten schönen Aufnahmen und einer wirklich eindrucksvollen Skitour über etwa 1.000 Höhenmeter haben wir auch gleich die Aufgabe für Tag zwei gespottet: eine enge, fotogene Rinne, in die wir uns abseilen müssten. Glücklicherweise hatten wir Luki als österreichischen Bergretter an Bord beziehungsweise mit auf dem Berg, denn mit seiner Erfahrung kamen wir alle heil in der Rinne an. In der schattigen Felsspalte fanden wir dann tatsächlich auch noch pulvrigen Schnee. Wir zelebrierten die Turns zwischen den Wänden, durften aber nicht wie üblich mit Mach 3 aus der Rinne ins Freie donnern. Die Sonne hatte nämlich ganze Arbeit geleistet und den Schnee in einen kaum fahrbaren Brei verwandelt. Zurück auf dem Boot war uns schnell klar, dass während der nächsten Schlechtwettertage nicht viel gehen würde. Wir schipperten also zum nächstgelegenen Hafen nach Hamn.
Im hafeneigenen Jacuzzi in Bootsform ließen sich die nächsten Tage extrem relaxt planen. Die Bierrechnung am nächsten Morgen trübte die Stimmung kurzzeitig, die günstigen Preise für frischen Fisch ließ unsere Haushaltskasse aber wieder aufatmen. Ursprünglich wollten wir unseren Fisch selber aus dem Meer ziehen. Diesen Plan haben wir nach ein paar erfolglosen Tagen komplett aufgegeben.
Nach einer Wetterbesserung und zurück auf dem Wasser hatten wir eine weitere Rinne vom Boot aus gespottet. Dieses Mal wollten wir die Rinne von unten emporklettern. Der Schneedeckenaufbau machte uns jedoch einen Strich durch die Rechnung und wir mussten diese Mission etwas enttäuscht abbrechen. Aber Sicherheit geht bekanntlich vor. Vom gleichen Ankerplatz aus würden wir aber auf einen imposanten Bergkamm gelangen, der den perfekten Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer bieten würde. Diesen Run wollten wir uns nicht entgehen lassen. Die Wolken boten an diesem Abend einen optimalen Rahmen, sodass ein schillerndes Farbenspiel auf den Himmel gemalt wurde.
Und dann kam tatsächlich Neuschnee und wir zogen mit unserer schwimmenden Behausung weiter. Wir fanden geeignetes Terrain für ein paar Touren bei schlechter Sicht, Wind und Schneefall. Wir haben sogar einen perfekten Spot für einen Kicker gefunden, sodass wir uns beim nächsten Sonnenschein ein wenig in den norwegischen Himmel schießen könnten. Als wir dann bei besserem Wetter an unserer Rampe shooten wollten, mussten wir feststellen, dass wir uns beim Hintergrund etwas vertan hatten – episch sieht anders aus. Dennoch war der Tag ein großer Spaß, auch wenn die großen Air-Time-Bilder mit Meer im Hintergrund nicht zustande kamen.
Es gibt noch so viel mehr zu erzählen. Schaut euch einfach das Movie an. Wer Lust auf Bewegtbild hat, der sollte sich „Dedication“ nicht entgehen lassen. Der neueste Streifen aus dem Hause Midiafilm beinhaltet auch einen Part von unserem Segel-und-Ski-Abenteuer in Norwegen. Es wird aber zusätzlich noch einen einzelnen Film über den Norwegen-Trip geben, der voraussichtlich Ende Februar erscheinen wird. Wir haben uns bei diesem Trip selbst in das Land mit den Möglichkeiten aus Skifahren und Segeln verliebt und bieten daher jetzt die Möglichkeit, uns im Frühjahr 2019 sowie 2020 auf unserem Boot zu begleiten.
Um den perfekten Begleiter für unsere Touren zu finden, haben wir also nach einer eigenen Jacht gesucht. Relativ schnell wurde unser Vorhaben Realität, denn nach kurzer Zeit haben wir den passenden schwimmenden Untersatz in Lottas Heimatstadt Kiel gefunden und zugeschlagen. In vier Wochen haben wir das Boot dann im Sommer gen Norden gesegelt.
Auf einem Bock überwintert die „Vilma“ in Tromsø und wartet darauf, dass wir im April endlich loslegen. Wir bieten ungefähr 25 Spots an, um uns im Zeitraum von Anfang April bis Mitte Mai für jeweils eine Woche Abenteuer zu begleiten. Die „Vilma“ ist unsere Basis, mit einer Länge von 13,5 Metern und einer Breite von vier Metern bietet sie ausreichend Platz für Material und Verpflegung und ist zudem ein gemütliches Winterdomizil am Rande der Fjorde. Für mehr Informationen klickt gerne auf unsere Homepage (www.sailandsummit.de) oder folgt uns auf Instagram (#sailandsummit). Wir freuen uns riesig auf das nächste Frühjahr und können es kaum erwarten, Sail and Summit zu verwirklichen!