Ischgl kann viel mehr als nur Party. Wir haben uns die feinen Ecken des Tiroler Skigebietes angesehen und erzählen euch, wo es die besten Lines gibt und wie gut der Snowpark ist.

Die besten Skigebiete der Alpen: Ischgl

Ischgl bietet sowohl für Freerider als auch Freestyler ein sehr ansprechendes Angebot.
Ischgl bietet sowohl für Freerider als auch Freestyler ein sehr ansprechendes Angebot.

Ischgl – dieser Tiroler Wintersportort ist wohl nicht erst als das auserkorene Corona-Mutterschiff jedem ein Begriff, der ab und zu in den Alpen unterwegs ist. Après-Ski, grenzwertige Party-Locations und die Besuche des jun­gen internationalen Jetsets haben Ischgl in den Jahren vor der Pande­mie weltweit bekannt gemacht. Als Event- und Party-Mekka ist – oder bes­ser gesagt war – Ischgl kaum zu toppen. Ein etwas zweifelhafter Ruf für ein Skigebiet, von dem sich die Betreiber neuerdings verabschieden wollen. Stattdessen möchten sie ein Bild von Ischgl malen, das uns na­türlich schon längst bekannt ist, das aber komischer- beziehungsweise ­glücklicherweise bisher relativ wenige Touristen zu kennen scheinen.

Die Fakten über Ischgl sprechen eine klare Sprache

Schon die groben Fakten sind eine klare Ansage: Ischgl ist das größte zusammenhängende Resort Tirols. Das Gebiet erstreckt sich in beeindruckender Höhenlage zwischen 1.400 und 2.900 Metern, bietet beachtliche 239 Kilometer Pisten und erschließt ein riesiges Areal mit meh­re­ren kleinen Tälern im Grenzgebiet zwischen Österreich und der Schweiz.

Außerdem gehört das Schweizer Zoll­aus­schluss­gebiet Samnaun mit zum Liftver­bund der Silvretta Arena. Nicht nur sta­tis­tisch wertvoll: Über 90 Prozent des Skigebiets liegen oberhalb der 2.000-Meter-Grenze und damit in hochalpiner, schneesicherer Lage. So weit, so gut. Doch wie sieht’s neben der reinen Größe mit der Qualität des Gebiets für Freerider und Park-Rider aus?

Der Vorteil für Freerider in “Party-Gebieten” wie Ischgl

Wie gesagt, Ischgl verdankte bislang den Großteil seines Ruhms dem Promi-Faktor und den Partymöglichkeiten. Das gibt schon mal Pluspunkte – nicht unbedingt wegen der unterhaltsamen Abendgestaltung, sondern weil die übliche Klientel eher aus Carving-Enthusiasten besteht, die in gewagten Bogner-Outfits lieber sich und die Sonne feiern, als sich im Pow­der die letzten Körner aus den Schen­keln zu quetschen.

Kaum zu glauben, aber Ischgl ist immer noch ein Geheimtipp für Freerider, obwohl man hier keine langen Hikes oder Aufstiege auf sich nehmen muss, um in unverspurtes Ter­rain zu gelangen.

Von 38 abwechs­lungs­reichen Powder-Runs sind allein 22 ganz ohne Aufstieg erreichbar. Aus dem Lift aussteigen und einmal abbiegen reicht hier meist aus, um abseits der präparierten Pisten ungestörte Turns ins unbefleckte Weiß zu ziehen. Ein weiterer Pluspunkt: Auch Tage nach dem letzten Schneefall findet man noch unverspurte Rinnen und Abfahrten, die direkt vom Skigebiet zugänglich sind. Ob Variantenabfahrt oder Freeride-Tour – von steilen Couloirs für Experten bis hin zu flachen Powder-Feldern für weniger er­fah­rene Freerider ist hier alles dabei.

Spaßige und gleichzeitig einfach zu erreichende Freeride-Runs in Ischgl

Einen möglichen Einstieg ins Ischgler Back­country bietet die Piz-Val-Gronda-Bahn, die Wintersportler auf 2.812 Meter befördert. Dort erschließen sich direkt ab der Bergstation unberührte Runs über weite Hänge und verspielte Kuppen bis ins Fimbatal sowie über knapp 900 Tiefenmeter zur Gampenalp.

Die leichte Nederberg-Abfahrt mit circa 750 Höhenmetern beginnt direkt an der Bergstation der Piz-Val-Gronda-Bahn und führt Freerider über weite Hänge hinunter ins Fimbatal. Hier ist man ganz oh­ne Aufstieg plötzlich mitten im Back­coun­try und kann die Stille und die Natur genießen. Zurück ins Skigebiet geht es über den Skiweg der „Heidelberger Hütte“ – Panoramablick auf das gesamte Fimba inklusive.

Prominent ist auch die Greitspitz. Der Grenz­kamm entlang seines Gipfels teilt das Skigebiet in zwei Seiten, die wiederum mehrere kleine Täler erschließen und Abfahrten in allen Expositionen bieten. Gerade im Frühjahr, wenn die Sonne den Schnee im Laufe des Tages stark verändert, ist das von großem Vorteil. Kleine Bowls mit unterschiedlicher Neigung und Kuppen bringen richtig Spaß. Wie Super Mario im Wonderland kann man hier unbeschwert den Spieltrieb ausleben. Immer wieder kommen kleine Sprünge, Wechten oder mit Schnee gefüllte Rinnen in den Blick und laden zum Backcountry-Jibben und Spielen mit den Fliehkräften ein.

Auf jeden Fall lohnt es sich, das Gelände am Pardatschgrat zu inspizieren. Nicht zu verfehlen ist der Gipfel dank des monumentalen Restaurants und Event-Centers „Pardorama“: ein mehrstöckiges Bauwerk aus blauem Glas. Verkehrte Welt, denkt man kurz und ist auf der Rück­seite des Gebäudes schon wieder im Freeride-Rausch. Die Flanke unterhalb des Pardatschgrats bietet steiles, traumhaftes Freeride-Gelände, das trotz ex­trem guter Zugänglichkeit nur wenig befahren ist. Man hält sich gleich unterhalb des Gebäudes immer links der schwarzen Abfahrt 4. Nach den ersten Höhenmetern hat man schnell die Baumgrenze erreicht. Hier beginnt das eigentliche Highlight dieser Variante: Kleine, nicht zu dicht stehende Bäume laden zum natür­lichen Slalom ein, während das Gefälle dauernd wechselt. Kurze Steilstücke folgen auf kleine Mulden oder flachere Passagen.

Der große Vorteil dieser vergleichsweise kurzen, aber schönen Variante ist der schnelle Rückweg zum Gipfel, wenn man bei der Mittelstation wieder in die Pardatschgratbahn steigt.

Abwechslungsreicher kann sich ein Berg kaum präsentieren, die nächste Variante befindet sich nämlich einfach rechts der schwarzen Piste 4 Richtung Velilltal. Die Abfahrtslänge variiert zwischen 250 und 400 Hö­henmetern. Vorsicht: Diese Runs sind nichts für Anfänger oder schwache Nerven! Gute Freerider finden hier im bis zu 40 Grad steilen Nordhang jedoch Spaß ohne Ende.

Der Geheimtipp für Schlechtwettertage sind die Tree Runs von der Thayabahn aus bis zum Schwarzwasserlift, der im flachen Fimbatal das Skaten erspart und einen wieder zurück ins Skigebiet zieht.

Für Freestyler: der Snowpark Ischgl

Der Snowpark Ischgl bietet ein ausgewachsenen und regelmäßig gepflegtes Setup für verschiedenste Könnerstufen. - Rider: Lukas Schlickenrieder - Foto: Jörg Angeli
Der Snowpark Ischgl bietet ein ausgewachsenen und regelmäßig gepflegtes Setup für verschiedenste Könnerstufen. – Rider: Lukas Schlickenrieder – Foto: Jörg Angeli

Apropos Geheimtipp. Wir haben noch gar nichts vom Snowpark Ischgl erzählt. Eigentlich ein Unding, denn auch die Freestyle-Fraktion darf sich hier auf die volle Ladung Spaß freuen. Vor vier Jahren erhielt der Snowpark Ischgl direkt neben der Idalp eine Frischzellenkur. Jibber und Kicker-Liebhaber dürfen sich seither über zwei Park-Areas, eine Funline und einen Bagjump freuen.

Im Park an der Idalp finden sich lässige Jib und Jump Features, an denen sich in Sachen Style freiwillig Sonderschichten schieben lassen. - Rider: Lukas Schlickenrieder - Foto: Jörg Angeli
Im Park an der Idalp finden sich lässige Jib und Jump Features, an denen sich in Sachen Style freiwillig Sonderschichten schieben lassen. – Rider: Lukas Schlickenrieder – Foto: Jörg Angeli

Viel muss man nun wirklich nicht zum Park sagen. Schaut euch einfach den Pano­rama-Shot an, Bilder sagen mehr als tausend Worte.

Weitere Details zu dem Snowpark in Ischgl findet ihr in unseren ausfürhlichen PRIME Park Reports aus den Jahren 2018, 2019 und 2020.

Video: Prime Park Check Snowpark Ischgl

Damit beenden wir jetzt auch unseren Lobgesang auf die Perle im Paznauntal und gönnen uns lieber ein perliges Pils im Tal. Prost

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