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Interview: Ahmet Dadali – The Realness (4/5)

Das war auch nicht unbedingt auf dich bezogen. Du bringst jedes Jahr einige der härtesten Dinger raus, versuchst Tricks tausendmal und haust dich genauso oft hin. Was war denn der heftigste Trick, den du letzte Saison gemacht hast?

Oh Mann, definitiv der Gap Jump am Ende meines Real-Street-Parts, wo ich einen Cork 7 gemacht habe. Das Gap war riesig und ich hab mich direkt beim ersten Versuch komplett zerstört. Wir hatten die Landung am Tag vorher geshapt und die war am nächsten Morgen brutal hart. Ich bin regelrecht detoniert, habe mir schön die Wirbelsäule gestaucht und zudem eine gute Gerhirnerschütterung eingefangen. Ein Stück Zunge musste auch dran glauben. Einige Wochen später kehrte ich dann zum Spot zurück, aber die Bedingungen waren echt schlecht. Der Schnee war viel zu locker und zuckrig. Ich versuchte mehrmals einen Rodeo 7, aber jedes Mal schlug ich durch die Landung oder sogar schon durch den Takeoff. Am Ende musste ich also dreimal dort anreisen, aber in der letzten Session konnte ich nach drei, vier Hits den Shot einsacken. Das hat mich eine Menge Nerven und Geduld gekostet.

Wir hatten die Landung am Tag vorher geshapt und die war am nächsten Morgen brutal hart. Ich bin regelrecht detoniert, habe mir schön die Wirbelsäule gestaucht und zudem eine gute Gerhirnerschütterung eingefangen.

Irgendwo hast du mal gesagt, du willst sicherstellen, dass „Kids Spaß am Skifahren haben und nicht nur da­nach streben sollen, berühm­te und Geld scheffelnde Pros zu werden”. Was ist falsch daran, mit Skifah­ren reich und berühmt zu werden?

Natürlich nichts, doch sollte das nicht der einzige Grund sein, wa­rum du die Scheiße machst. Du musst Freeskiing­ für das lieben, was es ist und eben auch verkörpert. Dann kommt der Rest von ganz allein. Während der High-School-Zeit hatte ich einen Job als Hausmeister und wischte die ganze Zeit Flure, nur um mir das Geld zusammenzusparen, um mich Richtung Westen aufmachen zu können und dort in einem Skigebiet zu leben. Es ging mir nur ums Skifahren!

Wie läuft es für dich, kannst du gut vom Skifahren leben? Und was heißt „gut leben“ überhaupt für dich?

Sagen wir mal so: Ich kann überleben. Aber es ist schon sehr hart, wenn man einen Stapel Rechnungen vom Krankenhaus bezahlen muss. Hinzu kommen natürlich noch Aus­gaben wie Reisekosten und Sprit für den Sled. Ich gebe wirklich jeden Cent fürs Skifahren aus, was ich in Zukunft wahrscheinlich deutlich spüren werde. Immer mehr Sponsoren leiten auch weniger Geld zurück in unseren Sport. Das ist sehr schade!

Stichwort „auszahlen“: Hornbeck hat mir mal erzählt, dass du ein Wahnsinniger seist, wenn es darum geht, einen Trick zu stompen. Du lässt nicht locker, bis es klappt. Offensichtlich zahlt sich diese Einstellung in Form von Banger Shots aus, doch auf der anderen Seite bringt es dich des Öfteren auch ins Krankenhaus. Wie sieht deine Krankenakte aus?

Dude, ich ziehe mir die seltsamsten Verletzungen zu und die Hälfte davon nicht mal beim Shredden. Also schauen wir doch mal, warum ich die letzten Male Patient war: Vor zwei Monaten zum Beispiel hackte ich Holz zusammen mit Adam Delorme. Bei einem Schlag löste sich Adams Axtkopf und flog direkt in meinen Fuß. Fast hätte ich einen Zeh verloren, aber so war es „nur“ ein Knochenbruch mit zehn Stichen. Ein anderes Mal bearbeitete ich ein Stück Holz mit einem Beil und hackte mir ein Stück Finger ab. Die Fotos von mir ohne Zähne kennt ihr ja vielleicht noch. Das war das Resultat von einem Powder Bail, bei dem mir ein Ski direkt in die Kauleiste flog und mir die Zähne aus dem Mund katapultierte. Außerdem hatte ich bereits drei Knieoperationen.

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