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In The Land Of The Midnight Sun – Schwedisch Lappland

Text & Fotos: Mattias Fredriksson

Begleite den Fotografen und Abenteurer Mattias Fredriksson auf seiner Reise zur Låktatjåkko Mountain Lodge im Herzen von Schwedisch Lappland. Erfahre, wie er trotz Schneesturm und eisiger Kälte die Freuden des Freeridens und die einzigartige Atmosphäre dieser abgelegenen Region erlebte.

Schwedisch Lappland ist eine faszinierende Region nördlich des Polarkreises, die in ihrer Abgeschiedenheit mit arktischer ­Schönheit glänzt. Die unberührte Landschaft bietet eine atemberaubende Kombination aus endlosen Wäldern, majestätischen Bergen und klaren Seen; dazu machen die faszinierenden Phänomene Mitternachtssonne im Sommer und Nordlicht im Winter die Region zu einem perfekten Ort für Fotografen wie Mattias Fredriksson.

Abenteuerliche Ankunft in der Låktatjåkko Mountain Lodge

Wir irren durch eine milchig-trübe Suppe. Es schneit seitwärts, der Wind heult und es ist unerbittlich kalt. Ich kann kaum weiter als bis zu meinen Skispitzen blicken, aber zum Glück führen uns die roten Wegmarkierungen vor uns durch die weiße weite Landschaft. Vielleicht war heute nicht der beste Zeitpunkt für eine Skitour, denke ich mir.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Aber nach einer Reise an diesen Ort 200 Kilometer nördlich des Polarkreises zur abgelegenen „Låkta­tjåkko Mountain Lodge“ in Schwedisch Lappland müssen Marcus Caston, Johan Jonsson, Micke af Ekenstam und ich un­sere Beine vertreten und frische Luft schnappen, auch wenn es nur eine kurze Nach­mittagstour ist.

Ein magischer Moment im Abendlicht

Wundersamerweise beruhigt sich der Wind, als wir den Gipfel für unseren kurzen Run erreichen, und die graue Wolkensuppe verschwindet so schnell, wie sie aufgezogen ist. Der Himmel klart auf, und unsere Linie, die an der Bahnstation in Kopparåsen im Tal endet, wird in ein rosafarbenes Abendlicht ­getaucht.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Wir werden mit einem überraschend feinen Run für die zurückliegenden Strapazen während des Schneesturms belohnt, denn dieser hat 15 Zentimeter trockenen Powder auf den harten Untergrund verfrachtet. Ideale Bedingungen, um die Latten mit High Speed über den Hang fliegen zu lassen.

Ich versuche, mit Caston mitzuhalten, aber nach ein paar Schwüngen ist die Staubwolke hinter ihm so groß, dass ich ihn kaum mehr sehen kann, bevor er kurze Zeit später komplett hinter einem Hügel verschwindet.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Nach der unglaublichen Abfahrt und einem einstündigen Hike kehren wir zur „Låktatjåkko Mountain Lodge“ zurück, Schwedens höchster Berghütte auf 1.230 Metern. Ein ausgezeichneter Stützpunkt für Skitouren rund um die Lodge und unsere Base für die nächsten Tage.

Skifahren in Schwedisch Lappland: Ein Freeride-Paradies

Schweden ist bekannt für ABBA, IKEA, Astrid Lindgren und eine Landschaft so flach wie ein Pfannkuchen. Im Großen und Ganzen treffen dieses gängigen Stereotypen ins Schwarze, doch wenn man in den äußersten Norden des fast 1.600 Kilometer langen Landes reist, wartet dort eine komplett andere Welt: Schwedisch Lappland. Und diese weite, wilde und alpine Region bietet bestes Freeride-Terrain.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

„Låktatjåkkastugan“, wie wir Schweden die Lodge nennen, liegt etwa 100 Kilometer nordwestlich von der Bergbaustadt Kiruna und acht Kilometer südwestlich des Skigebiets Björkliden entfernt. Die Hütte ist einsam gelegen auf einem Plateau zwischen den Gipfeln Loktacohkka (1.400 Meter) und Bajip Gohpácohkka (1.410 Meter).

Der Standard ist trotz der Abgeschiedenheit überraschend hoch. Die Lodge bietet Platz für 18 Personen, das Restaurant serviert jeden Abend ein fantastisches Drei-Gänge-Menü und ist zudem Heimat der höchstgelegenen Bar Schwedens. Es gibt sogar eine Sauna und der Salon mit einem großen Kamin lädt zu chilligen Stunden nach einem Tag im Schnee ein.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Nicht zu vergessen: die Waffeln. Diese sind weltberühmt. Am wichtigsten ist jedoch, dass die Atmosphäre in der Hütte sehr „mysig“ ist (schwedische Version von „hyggelig“, also gemütlich). Obwohl die Lodge so abgeschieden von der Zivilisation liegt, fühlt es sich dennoch irgendwie nach zu Hause an.

Die Geschichte der Låktatjåkka Mountain Lodge und ihrer Umgebung

Die Geschichte von Björkliden, Låktatjåkka und der Umgebung begann, als Ende des 19. Jahrhunderts rund um die Städte Kiruna und Gällivare Eisenerz entdeckt und abgebaut wurde. Vor dem industriellen Bergbau war der Landstrich zwischen Kiruna und der Landesgrenze mehr oder weniger unbewohnt und es existierte noch nicht einmal eine Straße, die den Norden Schwedens mit Narvik an der Küste Norwegens verband.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Lediglich die indigenen Samen streiften als Nomaden durch die Natur und züchteten Rentiere, wie es ihre Urahnen schon getan hatten.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Der Umschwung kam dann zur Jahrhundertwende, als sich Schweden und Norwegen ent­schlos­sen, eine Bahnstrecke durch die Berge im Grenzgebiet zu treiben, um das gewonnene Erz schnell und kostengünstig zum eisfreien Hafen in Narvik transportieren zu können.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Mehr als 120 Jahre später werden täglich zwölf Güterzüge mit Tausenden von Tonnen Eisenerz über jene Ofoten-Linie ans Nordmeer befördert, um es von dort in die gesamte Welt zu verschiffen. Über die gesamte Strecke sind die Lokomotiven an eine Hochspannungsleitung angeschlossen, was die Verbindung seither zur nördlichsten elektrifizierten Bahn der Welt macht. Und eine der ältesten Güterstrecken für den Eisenerztransport ist sie übrigens ebenfalls.

Fotos: Mattias Fredriksson
Fotos: Mattias Fredriksson

Mit der Zeit entdeckte die Outdoor-Community das Potenzial dieser „neuen“ Bahn, die ein Tor zum Nationalpark Abisko öffnete. So wurde beispielsweise die Traverse zwischen den Bahnhöfen Björkliden im Osten und Låktatjåkka im Westen immer populärer – im Sommer zu Fuß und im Winter auf Skiern.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

In der Mitte zwischen Start und Ziel wurde 1939 die „Låktatjåkko Mountain Lodge“ eröffnet, die nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem beliebten Ausflugsziel für Schwedens Bergsportler und Naturliebhaber wurde.

Riksgränsen: Das nördlichste Skigebiet der Welt

1952 wurde der erste Lift des Skigebiets Riksgränsen nahe der schwedisch-norwegischen Grenze gebaut, weniger als 16 Kilometer von der „Låktatjåkko Mountain Lodge“ entfernt. Der Standort war perfekt gewählt, denn einen weiteren Titel durfte sich die Gegend auf die Fahne schreiben: das nördlichste Skigebiet der Welt.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Diesen Rekord hält Riksgränsen übrigens immer noch. Zudem verzeichnet es den meisten Niederschlag in Schweden und darf sich durchschnittlich über knapp sechs Meter Schnee pro Jahr freuen.

Mit nur wenigen in die Jahre gekommenen Liften und weniger als 365 Metern Höhenunterschied ist das Resort vergleichsweise klein – selbst für schwedische Maßstäbe. Das Gelände ist jedoch steil, verspielt und weit. Einige Abfahrten enden sogar in Norwegen. Riksgränsen bietet Schwedens beste Freeride-Möglichkeiten und mit Fellen scheint das Terrain beinahe endlos zu sein.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Rund um die Talstation steht ein Cluster roter Gebäude: ein klassisches Berghotel, zahlreiche Mitarbeitergebäude, ein Lebensmittelgeschäft, einige neuere Apart­ment­gebäude und am See unterhalb des Hotels ein einfacher Campingplatz, auf dem sich die „echten“ Skifahrer aufhalten.

Riksgränsen ist authentisch, kernig und entspannt – das Gegenteil von Luxusresorts, die sich heutzutage immer weiter über den Globus ausbreiten.

Mitte der 90er-Jahre lebte ich als aufstrebender Fotograf in einem dieser roten Mitarbeitergebäude, fuhr jeden Tag Ski und arbeitete in der Reini­gungs­ab­tei­lung des Hotels, um mir mehr Filmdosen und das Entwickeln der Filme leisten zu können.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Das Dorf war maßgeblich an der Entwicklung des schwe­dischen Skifahrens beteiligt, das in der Hot-Dog-Ära der 70er-Jahre richtig an Fahrt aufnahm. Um diese Zeit herum wuchs das Interesse am alpinen Skifahren dank der Dominanz des nationalen Skihelden Ingemar Stenmark im Weltcup, was das Skifahren in den Vordergrund der schwedischen Kultur rückte.

Seit Anfang der 90er-Jahre findet die Scandinavian Freeskiing Championship, das älteste Freeski-Event der Welt, am Nordalsfjäll, einem steilen Berg im Hinterland von Riksgränsen, statt.

Erlebnisse und Herausforderungen in der Vårvinter-Saison

Im Schwedischen gibt es einen Ausdruck für eine Jahreszeit, die wohl in keinem anderen Land so existiert: „Vårvinter“ beschreibt die Zeit, in der der Winter nachlässt, der Frühling aber noch nicht Einzug gehalten hat. Man könnte also von einer fünften Jahreszeit sprechen.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Diese ist meine Lieblingssaison in meiner Heimat, begleitet von einem Phänomen, das ich auf all meinen Reisen sonst nirgendwo ge­funden habe. In den Nordhängen finden sich immer noch beste Freeride-Be­din­gungen, während in den Südlagen schon der Frühling deutlich zu spüren ist – ideal für lange, un­ver­gessliche Tage in den Bergen. Schwedisch Lappland ist der Inbegriff der Vårvinter-Saison.

Ich persönlich bin ein Freund von lang­sa­men und eher chilligen Touren mit einer steten, aber moderaten Steilheit. Auf dem Gipfel lege ich dann gerne eine klassische schwedische Fika ein, packe Gebäck und Tee aus und belohne mich für den Aufstieg. Und dann die Krönung: majestätische Abfahrten durch unberührten Schnee in völliger Wildnis, alles getaucht in das flache arktische Licht der Mitternachtssonne.

Dieser perfekte Mix ist das, was ich als Bergsportfotograf suche. Es ist also kein Wunder, dass einige der besten Fotos meiner langjährigen Kariere genau in diesem einzigartigen Set-up entstanden sind.

Entspannung und Erholung in der Låktatjåkko Mountain Lodge

In den folgenden Tagen erleben wir typisch schwedisches Frühlingswetter. In Låktatjåkka wechseln sich blauer Himmel, grauer Himmel, Windstille, starker Wind und Schneesturm ab – oftmals binnen weniger Stunden. Einzige Konstante in die­sem wechselhaften Wetter ist der viele Schnee, den wir auf unseren Runs zerpflü­gen.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Geguidet werden wir vom Norwe­ger Micke af Ekenstam. Mein alter Kumpel wohnt nur eine Stun­de entfernt in Narvik und kennt das Gelände um uns herum so gut wie nur die wenigsten. Er hat schon mehrere Rei­se­führer über die Gegend veröffentlicht und wir erkunden mit ihm als Guide seinen Outdoor-Spielplatz, bestehend aus allem, was das Freerider-Herz höher schlagen lässt.

Wir cruisen lange entspannte Hänge hinunter, hinterlassen in steilen Runs unsere Lines und enden bei einer der langen Touren direkt am Bahnhof Låktatjåkka. Leider zu spät, den letzten Zug haben wir verpasst. Schließlich bringt uns aber ein Bus zurück nach Björkliden. Der Aufstieg hinauf zur Lodge ist von Osten her deutlich angenehmer, als die steile Abfahrt wieder hinaufzu­hiken. Nach einem langen Tag in den Beinen sind diese 900 Höhenmeter dennoch eine rechte Schinderei.

Dementsprechend ausgelutscht fühlen sich am folgenden Tag unsere Beine an. Weil uns das Wetter in die Karten spielt und der Blick aus dem Fenster schon nach wenigen Metern in ei­ner weißen Nebelwand endet, legen wir einen Downday ein.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Wir schlemmen Waffeln, lesen Bücher und schlagen uns die Aufgüsse in der Sauna um die Oh­­ren. Låktatjåkka ist intim und gemütlich – die Auszeit ist eine willkommene ­Erholung.

Die Berge in Schweden sind verglichen mit den Alpen nicht sehr hoch. Der Keb­ne­kaise südwestlich von Kiruna kratzt als höchster Gipfel noch nicht einmal an der 2.100-Meter-Marke. Dennoch wirkt Schwedisch Lappland in seiner Abgeschiedenheit rau und gewaltig.

Foto: Mattias Fredriksson
Foto: Mattias Fredriksson

Dabei pfeifen im Winter immer wieder mächtige arktische Stürme durch den Norden Skandinaviens und sorgen für rapide Temperaturstürze, weshalb das Frühjahr wohl die beste Zeit für Skitouren in dieser Region ist.

Der Wohnsitz in Kanada, das Herz in der Heimat

Als Schwede schlägt mein Herz natürlich für meine Heimat, auch wenn ich schon vor langer Zeit meinen Wohnsitz nach British Columbia verlegt habe, um dort mit meiner Cam und Freeridern dem legendären Powder nachzujagen. Doch immer wieder ziehen mich das skandinavische Polarklima und die fantastischen Freeride-Bedingungen zurück in den äußersten Norden Europas.

Foto: Mattias Fredriksson
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