Armada Skis Director of Product & Innovation Matt Rhim im eklusiven Interview über die neue Besonderheiten und Entwicklung der neuen Locator Serie 2023.
„Further not faster“ könnte bei der Entwicklung der brandneuen „Locator“-Kollektion als Zielvorgabe definiert worden sein, denn die stylishen Latten sind Armadas erste Freetouring-Serie überhaupt. Warum die Amerikaner nicht schon früher die aufstiegsorientierten Freerider im Sortiment hatten, erzählt uns Matt Rihm im Interview, der als Director of Product and Innovation die Fäden in der Hand hält.
Brand Interviews 2023: Armada Skis
Interviewpartner: Matt Rhim – Director of Product & Innovation
Interview: Roman Lachner
Hi Matt! Armada ist im Freeskiing seit jeher eine der entscheidenden Triebfedern in Bezug auf die Entwicklung neuer Shapes und Technologien. Ihr habt den Sport nunmehr seit 20 Jahren maßgeblich geprägt. Komischerweise hattet ihr bislang noch nie eine echte Freetouring-Kollektion im Sortiment, sondern den Fokus bisher deutlich auf die Abfahrts-Performance gelegt. Wie kam es jetzt zu dem Shift, dass ihr mit der neuen „Locator“-Serie genau in dieses stark umkämpfte Feld vorstoßt?
Wir haben uns immer unserem Kern, den Freeskiern, verpflichtet gefühlt, das wird sich auch nicht ändern. Aber gleichzeitig ist für den Erfolg einer Marke entscheidend, mit seinen Kunden zu wachsen. Ich bin ein perfektes Beispiel dafür. Vor 20 Jahren war ich das Armada-Park-Kid. Heute würde ich mir beim Benden von Grabs wahrscheinlich ein Bein abreißen, weshalb es mich immer mehr ins Backcountry und zum All-Mountain-Skiing zieht. Ich liebe aber die Marke heute noch genauso sehr wie damals.
Der Vorstoß in neue Kategorien wurde maßgeblich durch unsere Integration in Amer Sports vorangetrieben. Wir haben zwar schon vorher mit dem finnischen Konzern zusammengearbeitet, aber mit der Übernahme 2017 hatten wir Zugang zu einem unglaublichen Team mit einer Fülle von Wissen, das wir anzapfen konnten.
Die Produktionen von Atomic und Salomon, die ebenfalls zu Amer gehören, zählen zu den besten in der Branche und die Nutzung dieser Fabriken hat es uns ermöglicht, ein hochwertiges Produkt mit besserer Technologie und Leistung zu produzieren.
Doch zurück zu den „Locator“: Eine echte Freetouring-Kollektion hatte uns schon länger vorgeschwebt, aber letztlich führte wohl erst Covid dazu, dass wir dieses Projekt gleich zu Beginn der Pandemie in die Tat umsetzen wollten. Wie so viele Skifahrer hatten auch wir mit der Tatsache zu kämpfen, dass die Skigebiete rund um den Globus Anfang März 2020 ihre Lifte schlossen. Wir fragten uns damals, wie lange das wohl dauern würde.
Das war der Punkt, an dem wir beschlossen, eine Freetouring-Kollektion zu entwickeln. Unser Ziel war schnell definiert. Wir wollten der Welt zeigen, wie für Armada Touring aussieht, und eine kompromisslose wie zweckbestimmte Serie bauen. Wir wollten aber nicht einfach nur unsere All-Mountain-Ski nehmen und abspecken. Genau den Weg gehen doch viele der Hersteller, oder?
Wir sind der Meinung, dass es weder der Kategorie noch dem Kunden gerecht wird, Skier mit Design-Abkürzungen zu kreieren.
Die vier „Locator“ ersetzen ab dem kommenden Winter eure „Tracer“, die ihr seit 2019 im Programm hattet. Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen beiden Kollektionen und habt ihr bei der Konstruktion der neuen Freetourer auf den bewährten „Tracer“ aufbauen können?
Die „Tracer“-Serie war eine fantastische Freeride-Kollektion. Für einige funktionierten die Modelle auch als Tourenski, aber im Grunde war sie eher eine Freeride- und keine reine Freetouring-Kollektion. Sie konnte vieles gut, aber die Ski waren definitiv nicht leicht genug, um wirklich als Tourenski geschätzt zu werden, und manchmal fehlte es ihr an Top-End-Performance beim Freeriden.
Die „Tracer“-Serie kombinierte eine höhere Vorspannung mit einem kürzeren Schwungradius und Taillenbreiten, die nicht ganz ins Schwarze trafen. Und wir wurden mit diesem Produkt nicht als Akteur im Tourensegment angesehen. Vor ein paar Jahren brachten wir die „Declivity“-Serie auf den Markt, eine leichtere Freeride- und All-Mountain-Kollektion, die in Chamonix mit Tof Henry entwickelt wurde.
Die „Declivity“-Ski erregten schnell das Interesse vieler „Tracer“-Kunden, weil sie sich in den Skigebieten besser fahren ließen, und es war klar, dass wir das, was wir als „Tracer“ kannten, in ein zukünftiges Projekt einfließen lassen könnten, das sich auf das Tourengehen konzentriert.
Was sind die maßgeblichen Unterschiede zwischen beiden Kollektionen?
Eigentlich lassen sich die beiden Serien nur schwer miteinander vergleichen. Man könnte natürlich sagen, dass wir in beiden Kollektionen Karubaholz verwendet haben – wie in den meisten Armada-Skiern –, was uns aber nicht wirklich weiterbringt.
Die „Locator“ haben im Vergleich einen niedrigeren Camber, der den längeren Radius unterstützt. Auf diesen Shape haben die Athleten gedrängt, denn ein ausgeprägter Sidecut mag für Pisten perfekt sein, ist im Backcountry aber nicht wirklich nützlich. Ich erinnere mich, dass besonders Tof auf weniger Taillierung gedrängt hat, weil sich der Ski in engen Couloirs weniger durchbiegt und ein homogeneres Kantengefühl von der Spitze bis zum Ende ermöglicht. Wir haben den Shape mit einem feinen Taper abgerundet, der easy floatet, ohne aber in der Aufstiegsspur zu wuchtig zu sein.
Das Heck ist übrigens von Surfboard-Shapes inspiriert. Wir wollten ein Design, das die Skin-Clips zentriert und gleichzeitig modern aussieht.
Wie sehen die „Locator“ von innen aus?
Da diese Ski von Anfang an auf Touren ausgerichtet waren, konnten wir Materialien auswählen, die leicht sind, ohne die Performance zu beeinträchtigen. Die Konstruktion besteht aus Carbon-Fasern, wodurch wir das Kernprofil ausdünnen und das Gewicht reduzieren konnten. Abgesehen von einigen längeren Modellen erreichen wir bei jedem Modell ein Gewicht von unter 1.575 Gramm, was für einen Ski, der so viel leistet, beeindruckend ist.
Für Dämpfung unter dem Fuß und ein wenig zusätzliche Leistung bei harten Bedingungen haben wir eine Titanal-Bindungsplatte verbaut. Letztendlich ist der „Locator“ unserer Meinung nach perfekt ausbalanciert.
Das Gleichgewicht zwischen Performance und Gewicht, Auftrieb und Kraft sowie Dämpfung und Drehfreudigkeit sorgt für Vertrauen im Backcountry.
Wann habt ihr mit der Konzeption für diese Kollektion angefangen und wie verlief die Entwicklung?
Die Ideenfindung begann – wie fast bei allen Armada-Produkten – mit unseren Athleten.
Todd Ligare, Tof Henry, Ian Provo und eine Gruppe von Guides, mit denen wir in Innsbruck zusammenarbeiten, wurden befragt, was sie sich von einer Freetouring-Kollektion wünschen würden. Es wurde über Radius, Camber, Rocker, Gewichtsvorgaben, Taillenbreiten, Tail- und Tip-Shape diskutiert.
Wir begannen mehr oder weniger bei null und machten uns daran, ein Produkt zu entwickeln, das es uns ermöglichen würde, „weiter und nicht schneller“ zu fahren. So stellten wir uns das zumindest vor. Wir entschieden uns für vier Modelle mit 88, 96, 104 und 112 Millimetern Breite, da wir der Meinung waren, dass diese unsere Bedürfnisse am besten abdecken würden – von Powder-Touren rund um Salt Lake City bis hin zu längeren Touren in den Alpen im Frühjahr.
Armada Skis: Produkthighlights 2022/2023
Armada Skis Locator 112 2023
Der breiteste Ski der „Locator“-Kollektion ist ein echter Powder-Touring-Ski. Dabei wiegt der „Locator 112“ bei einer Referenzlänge von 180 Zentimetern lediglich 1.500 Gramm, was für einen Ski dieser Breite enorm leicht ist. Armada erreicht dies durch den Karuba-Holzkern, der durch Carbon und sogar eine Titanal-Bindungsdämpfungsplatte verstärkt wird.
Auch mit dem Shape haben die Amerikaner einen tollen ersten Wurf gelandet. Der „Locator“ kommt als direktionaler Ski daher. Der lange Rocker an der Spitze ist mit einem frühen Taper gepaart, was dem Ski einen sehr spitzen Look verleiht. Diese Form verleiht dem Ski im Allgemeinen ein sehr geschmeidiges, griffiges Fahrgefühl bei einer Vielzahl von Schneeverhältnissen.
- Längen: 162, 170, 178, 186 cm
- Radius: 22,0 m (178 cm)
- Shape: 131/104/122 mm
- Preis: 749,95 Euro
Armada Skis Locator 104 2023
Der „Locator 104“ ist für viele von uns der Allrounder schlechthin. Er ist breit genug, um im Powder zu surfen, schlank genug, um als All Season Tool mit allen sonstigen Bedingungen fertig zu werden, und leicht genug zum Touren. Mit einer Taillenbreite von 104 Millimetern sind die Möglichkeiten, die man mit diesem Ski hat, endlos.
Unterstützt wird diese Bandbreite durch sein geringes Gewicht, denn die 178-Zentimeter-Version bringt gerade einmal 1.425 Gramm auf die Waage. Mit der richtigen Bindung sind mehrtägige Hüttentouren kein Problem mehr. Die leichte Konstruktion sorgt dafür, dass du dich auf der Piste frisch fühlst, während ein Karuba-Kern und der EST Freeride Rocker dich bei der Abfahrt in der Spur halten.
- Längen: 166, 173, 180, 187 cm
- Radius: 25,0 m (187 cm)
- Shape: 136/112/128 mm
- Preis: 799,95 Euro