Seitenübersicht:

Alaska aus eigener Kraft (3/5)

Schlachtplan

Trotzdem können wir natürlich nicht direkt loslegen und müssen warten, bis sich die Schneedecke setzt und das Lawinenrisiko sinkt. Diese Zeit nutzen wir, um einen Schlachtplan auszuhecken. Wir teilen das Terrain in „Morning Zones“ und „Late Afternoon Zones“ auf und zerbrechen uns sogar den Kopf darüber, welche Lines wir zur Mittagszeit angreifen könn­ten. Wir sind voll und ganz motiviert und unsere Aufregung ist greifbar. Wir sind angespannt, wollen endlich Runs einheimsen und das Potenzial unserer temporären Heimat im Herzen der Tordrillos erfahren.

Go Time

Es ist kurz nach halb fünf Uhr morgens und langsam bricht der Tag an. Wir stapfen schon seit einer guten Stunde den Hang hinauf, während sich das Schwarz der Nacht in eine Farbenvielfalt aus Rot, Gelb und Blau wandelt. Langsam offenbaren sich uns die Lines, die wir seit Tagen ins Auge gefasst hatten. Der Schnee fühlt sich perfekt unter unseren Fellen an: sehr tief, dennoch fahrbar durch den Sluff und das steile Gefälle der Hänge. Diese sehen aus der Nähe so­gar noch verspielter aus, als wir es aus der Ferne erahnen konnten. ­Features, so weit das Auge reicht! Jeder von uns geht seine Line noch mal im Kopf durch und wir teilen das Face in verschiedene Sektionen auf.

Wir nähern uns dem Gipfel, gerade als die Sonne ihre Strahlen über dem östlichen Berg­kamm ausbreitet, dessen Gipfel sich unter uns in ein zartes Pink hüllt. Nur noch ein paar Schritte, bis wir unser Ziel erreichen, doch wir ge­ben uns schon jetzt gegenseitig die obligatorischen High Fives. Unse­re Aufregung wird besonders von zwei Gefühlen bestimmt: Zum einen sind da der Thrill und das Wissen um die an­ste­henden Lines, die wahrscheinlich die besten der Saison sein werden, zum anderen ist da diese tiefe Zufrie­denheit, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein – und das aus eigener Kraft auf unseren eigenen zwei Füßen!

Nur noch ein paar Schritte, bis wir unser Ziel erreichen, doch wir ge­ben uns schon jetzt gegenseitig die obligatorischen High Fives.

First Tracks

Die Steigeisen machen endlich den Skiern Platz am Fuß und schon bald knobeln wir die Reihenfolge aus, in der wir das Face angreifen. Leider darf ich erst als Letzter ran, doch ich genieße Ians und Danes Runs vom besten Logenplatz aus. Ian droppt als Erster ein und geht einmal mehr wie der sprichwörtliche Elefant im Por­zellanladen zu Werke. Schnell ist er am Fuß des ­Faces angekommen, das wir zuvor in zwei Stunden er­klom­men hatten. Ians Sluff-Management ist besser als das jedes anderen Riders und er killt seine Line mit einer Sicherheit, die man nur mit über zehn Jahren AK-Erfahrung ­bekommt.

Werbung