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StoriesInterview: Zanier - Tiroler Family Business

Interview: Zanier – Tiroler Family Business

Interview mit Firmeninhaber Markus Zanier über seine kleine, aber feine Schmiede von Handschuhen.

Familienunternehmen wie Zanier haben es schwer, nicht wie viele ihrer Mitbeweber von internationalen Großkonzernen aufgefressen zu werden. Dass man aber auch in diesen gewinnmaximierten Zeiten bestehen kann, ohne auf eigene Innovationen und die Liebe zum Detail zu verzichten, zeigt uns Zanier. Wir haben uns mit Firmeninhaber Markus Zanier über seine kleine, aber feine Schmiede von Handschuhen unterhalten.

Interview: Roman Lachner

Hi Markus! Im Vergleich zu anderen Brands war es bei euch recht einfach, bis zur Geschäftsführung durchzudringen, um dich als Chef der Brand zu interviewen. Okay, ihr seid auch gerade einmal sieben Mitarbeiter bei Zanier. Aus meiner eigenen Karriere in überschlanken Redaktionen weiß ich, dass man in diesen kleinen Mikrokosmen ein Vielfaches mehr an Arbeit auf dem Tisch stapelt und Zeit somit zur Mangelware wird. Wie hältst du das mit den Überstunden und dem Mädchen-für-alles-Sein?
Ja, es stimmt, in der heutigen Welt ist Zeit die Mangelware. Aber wie du eben gesagt hast, habe ich ein tolles Team aus sieben Mitarbeitern. Wir sind sehr modern aufgestellt und wickeln wirklich nur unsere Kern­kompetenzen selbst ab. Dazu zählen Pro­dukt­entwicklung, Vertrieb, Kundenservice, Marketing, Operations und Finanzen.

Die vielen anderen Prozesse, die für einen reibungslosen Ablauf nötig sind, haben wir an exzellente Partner ausgelagert. So können wir uns auf die Marke konzentrieren und uns optimal um unsere Kunden kümmern. Und ja, es ist mir ein Anliegen, erreichbar zu sein. Ich bin Markus Zanier und stehe für meine und hinter meiner Marke – und natürlich auch zu meinem Team. Darüber hinaus liebe ich den Austausch mit anderen Firmen, Kunden und Partnern. Ich bin also oft unterwegs, wieso mich mein Schreibtisch nicht so regelmäßig zu Gesicht bekommt.

Das kann ich mir sehr gut vorstellen, auch wenn es bei mir bis zur Abgabe der letzten Ausgabe einer jeden Saison genau umgekehrt aussieht. Außer meinem Rechner bekommt mich nur selten jemand zu Ge­sicht. Das ist aber ein anderes Thema. Du bist inzwischen die zweite Generation seit der Firmengründung 1969 und in zwei Jahren feiert ihr euer 50. Firmenbestehen. Ist da etwas Großes geplant?
Lasst euch überraschen. Generell würde ich mich aber freuen, wenn die 50 Jahre Bestehen als Leistung eines netten kleinen Familienbetriebs und als Leistung meiner Eltern als Gründer und deren Team damals wahrgenommen wird. Ich habe eine tolle Marke übernommen und darf sie nun weiter aufbauen.

Aber selbst das ist doch schon eine gro­ße Herausforderung, da wir in den letz­ten Wintern nicht gerade massiv mit Schnee beschenkt wurden. Lass aber noch mal auf deine Tätigkeiten im Fa­mi­li­en­unternehmen zurückkommen: Was ist deine Kernkompetenz bei Zanier?
Mädchen für alles hattest du bereits erwähnt und als solches habe ich in den letzten eineinhalb Jahren sehr viel Zeit für die Op­timierung von Prozessen und für eine öko­nomische Strukturierung unseres Unternehmens aufgewendet. Wir sind zwar ein kleines Team, müssen aber trotzdem im Umfeld international tätiger Unternehmen funktionieren und bestehen.

Dementsprechend professionell müssen wir als Team, das ein Unternehmen leitet, auch selber aufgestellt sein. Zudem haben der Umzug von Osttirol in die Landeshauptstadt Innsbruck und der damit verbundene Personalwechsel etwas Zeit gekostet. Und neben allem steht meine Leidenschaft für die Produkte und für den Vertrieb.

Also brauchen wir uns quasi keine Sorgen zu ma­chen, dass dir in absehbarer Zeit einmal lang­weilig werden könnte. Du hast eben schon Osttirol gesprochen, wo Za­nier seine Wurzeln hat. Hier habt ihr 1984 den ersten Gore-Tex-Handschuh und 1990 den ersten beheizbaren Handschuh ent­wickelt, wodurch gleich zwei revolutionäre Er­findungen auf eure Kappe gehen. Wie er­klärst du dir, dass ihr mit eurer recht klei­nen Crew so viel bewirken konntet?
Wir lieben den Winter, wir lieben Produkte und wir lieben es zu spielen. Das wird zwar nicht immer was, aber es kommen auch echt geile Dinger dabei raus.

Zanier arbeitet eng mit seinen Athleten wie Eva Walkner zusammen

Welchen Einfluss auf diese Entwicklung oder auf andere Neuerungen hatten eure Team-Rider, die die komplette Range des Skisports abdecken?
Das Know-how unserer Team-Rider und Profiathleten ist sehr wichtig und fließt in die Produktentwicklung ein. So können wir unserem eigenen hohen Anspruch an Qualität, Funktionalität und Passform gerecht werden. Mit der Race-Kollektion wurde eine für die Athleten maßgeschneiderte Handschuhlinie entwickelt, mit der die Fahrer bis an ihr Limit gehen können.

Neben den bewährten Modellen „Gate Killer“ und „Gate Killer MItten“ wurde die Racing-Linie für die Saison 2017/18 mit dem „Speed-Pro.ZX“ erweitert. Zudem statten wir in dieser Saison erstmals das gesamte britische Alpin­ski-Team um Dave Ryding aus. Weiterhin werden das finnische Alpin- und Freeski-Team, das kanadische Snowboard-Team, das ÖSV-Snowboard-Team, das russische Alpinski-Team und etliche Freerider von Zanier unterstützt.

Woran tüftelt ihr momentan eigentlich? Gibt es überhaupt noch Spielraum für bahnbrechende Erfindungen oder geht es inzwischen doch eher nur um kleinere Anpassun­gen als um innovative Neuerungen? Schließlich bleibt eine Hand eine Hand und gibt die Form eines Handschuhs vor.
Ja, den Spielraum gibt es. Aber ich glaube, eine sehr bekannte deutsche Automarke hat in den 50ern auch mal gemeint, das Auto sei ausgereizt. Die (Material-)Welt dreht sich zum Glück sehr schnell und ermöglicht uns immer gezieltere und passendere Anwendungsbereiche für spezielle Anforderungen.

Unsere Alpinhandschuhe für die Bergretter decken deren Bedürfnisse ganz gezielt ab (Stichwort Wärme, Schutz, Taktilität), unsere Rennhandschuhe schützen und passen wie angegossen, unsere Heizhandschuhe ermöglichen es Kunden mit Durchblutungsstörungen, einen Skitag zu genießen, oder bieten gehobenen Kunden einfach Zusatznutzen. Unsere „X-Plore“ hatten schon GPS, bevor es Apps dafür gab. Wir lieben eben Winter und tüfteln sehr viel und gerne.

Seit 2011 besteht eure Partnerschaft mit Bluesign – ihr produziert also unter den strengsten Auflagen für Textilien auf dem Markt. Kannst du uns hierzu ein paar De­tails nennen, was wir uns darunter vor­stellen können?
Zur unabhängigen Beurteilung unterzieht sich Zanier regelmäßig Audits, die die Ein­hal­tung von Qualität und Arbeitsstandards sicherstellen sollen. Wir sind seit vielen Jahren Bluesign-Systempartner und deswegen zur Sicherstellung von Umwelt- und So­zial­standards verpflichtet. Zum Beispiel un­ter­liegen wir strengen Auswahlkriterien für immissionsrelevante Stoffe und Komponenten. Weiterhin müssen wir laufend unsere Abwasserqualität überprüfen, um den Gewässerschutz zu wahren.

Dafür bekommt ihr von uns auch ein Ex­tra­stern­chen ins Hausaufgabenheft. Wie viele andere Textilfirmen produziert ihr aber in China. Verträgt sich das überhaupt mit eurer Philosophie als Familien­unternehmen mit Wurzeln in den Osttiroler Alpen?
Überwiegend produzieren wir in China. Und das hat einen einfachen Grund, nämlich die Qualität unserer einzelnen Modelle als oberste Prämisse zu setzen. Sie bestimmt die Auswahl der Materialien und der Produzenten. In Europa ist es mittlerweile einfach nicht mehr möglich, Handschuhe zu produzieren, die einerseits unserem Qua­li­tätsanspruch genügen und andererseits für den Endverbraucher bezahlbar bleiben.

Ein Handschuh besteht aus sehr vielen Einzelteilen. Und die hiesigen Firmen verfügen weder über die passenden Maschinen noch über adäqua­te Personalkontin­gente noch über die Möglichkeiten zur Materialbeschaffung. Zur Qualitätssicherung besuche ich aber mindestens zweimal jährlich die Werke in China.

Sämtliche Firmen und Zulieferer sind uns persönlich bekannt und wir stehen mit diesen in teils freundschaft­lichen Verhältnissen. Unser Ziel ist auch hier eine langjährige Partnerschaft, um sichere Vertragsverhältnisse zu schaffen. Doch wir werben nicht ohne Grund mit dem Slogan „Austrian Mountain Passion“: Wir sind und bleiben nämlich ein Familienunternehmen aus Österreich, die Berge Tirols sind die Ge­burtsstätte und das ideale Testgebiet für unsere hochwertigen Produkte.

Der „Race Protector“ beispielsweise ist made in Austria und wird in Vorarlberg unter Verwendung neuester Technik hergestellt. Einfachere Modelle wie beispielsweise Strickhandschuhe werden ebenfalls hierzulande produziert, für FW18/19 ist ein entsprechendes Modell geplant. Darüber hinaus produzieren wir auch Accessoires wie etwa Socken oder einzelne Masken in Europa.

Was ist das Schwierigste an der Herstellung eines Handschuhs und was sind die absoluten Key-Features, die jedes Modell besitzen sollte?
Unser Ziel ist es Handschuhe zu entwickeln, die Komfort, Qualität, Style und Innovation in sich vereinen. Trotzdem sollte man auch immer auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kunden eingehen. Bei unseren Rennsportlern liegt der Fokus auf dem Schutz der Hände. Die Rennmodelle werden aus robustem Ziegenleder gefertigt und mit Protektoren ausgestattet.

Anderen Kunden wiederum ist die Wärme wichtig, hier verwenden wir Isolierungen wie Tirolwool, herge­stellt aus der Wolle von Tiroler Bergschafen. Seit 1999 haben wir auch be­heizbare Handschuhe im Programm. Für Kun­den, die an einer schlechten Durchblutung (Raynaud-Syndrom) leiden, sind die Heizhandschuhe bereits bei relativ moderaten Temperaturen unerlässlich. Bei tiefen Temperaturen sind Heizhandschuhe ein Komfort- und Wohlfühlprodukt für Sportler.

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