Auch bzw. vor allem die teuerste Funktionsbekleidung muss irgendwann einmal gepflegt werden. Wie wäscht man seine Outerwear also richtig und wie imprägniert man neu bzw. wann ist eine Nachimprägnierung notwendig. Unser Ratgeber hilft!
Früher war alles besser. Die Winter waren schneereicher, die Resorts leerer und die Ski-Tickets günstiger. Ach ja – und die Klamotten haben sich wie Fort Knox gegen das Eindringen von Feuchtigkeit verschlossen. Damals waren die meisten Textilien auch noch mit schädlichen und inzwischen verbotenen langkettigen polyfluorierten Chemikalien imprägniert.
Die aktuellen kurzkettigen und somit weniger schädlichen kommen an die Leistung der alten Chemiebomben nicht heran und in Zukunft wird es noch „schlimmer“, denn Gore-Tex & Co. haben sich mehr oder weniger verpflichtet, selbst auf diese verträglichere Alternative zu verzichten.
Leider gibt es bislang noch keine fluorfreien Produkte auf dem Markt, die weniger belastend für die Umwelt sind, aber die gleiche Performance auf unsere Textilien zaubern. Die meisten Hersteller experimentieren zwar fleißig herum, doch eine Lösung ist noch nicht in Sicht. Wer seine Outerwear also ökologisch vertretbar gegen Feuchtigkeit schützen will, muss die Imprägnierung dementsprechend öfter applizieren. Im Folgenden wollen wir euch zeigen, auf was ihr generell bei dieser Behandlung achten solltet.
Funktionsbekleidung richtig waschen und imprägnieren: Basiswissen
Unter Idealbedingungen hält Funktionsbekleidung mit wasserdichten Membranen oder Beschichtungen Nässe draußen und lässt zugleich Schwitzfeuchtigkeit durch das Material nach außen verdampfen. Auf Dauer gibt es jedoch einen Engpass: die Imprägnierung. Selbst die Originalimprägnierung der besten Funktionsmaterialien hält keineswegs ewig – auch nicht wenn der Fachterminus DWR (Durable Water Repellent) eine gewisse Langlebigkeit vorspielt.
Früher oder später lässt nämlich jede Imprägnierung durch mechanische Beanspruchung nach und der Oberstoff saugt sich mit Wasser voll. Mit unangenehmen Folgen: Die Atmungsaktivität vermindert sich um bis zu 60 Prozent, weil das mit Wasser vollgesogene Gewebe „dicht macht“. Gleichzeitig nimmt die Wärmeableitung stark zu und es fühlt sich in der Outerwear kalt und nass an.
Man kann diesen negativen Auswirkungen jedoch entgegenwirken, damit Schnee und Feuchtigkeit wieder vom Gewebe abperlen.
Die serienmäßige Performance der meisten Funktionsmaterialien lässt sich nach den ersten Wäschen durch Wärme relativ einfach reaktivieren. Für 30 Minuten bei 60 °C in den Trockner oder bei niedrigster Stufe bügeln – und schon perlt das Teil wieder.
Wenn trotz dieser Behandlung keine Verbesserung eintritt, ist der Zeitpunkt zur Nachimprägnierung gekommen.
Anleitung: Funktionsbekleidung richtig waschen und imprägnieren
Im folgenden erklären wir euch in drei Schritten, wie ihr eure Funktionstextilien richtig wascht sowie (nach-) imprägniert.
Schritt 1: Waschen
Zunächst muss man das gute Stück auf jeden Fall waschen. Die Aussage, dass man Gore-Tex & Co. so selten wie möglich waschen soll, ist absoluter Unfug. Im Gegenteil! Schmutz verschlechtert nämlich den Wasserdampfdurchgang und die Imprägnierung. Außerdem verkürzen Hautfette die Lebensdauer der Naht-Tapes oder des Laminats drastisch.
Ihr könnt beim Waschen auch entgegen aller Skepsis gedankenlos ins Supermarktregal greifen und das billigste Pulver in die Waschmaschine kippen. Wichtig ist allerdings, die Waschanleitung der Bekleidung zu beachten.
Oft befinden sich verklebte Waschpulverreste im Einfüllschacht der Waschmaschine – die müssen raus. Ihr wolltet da ohnehin schon länger mal sauber machen, oder?
Falls ihr ohne ein Spezialwaschmittel waschen solltet – was bekanntlich kein Problem darstellt –, empfiehlt sich Feinwaschmittel. Aber ohne den Zusatz von Weichspüler, denn der ist absolutes Gift für alle Funktionsmaterialien.
Ein Spezialwaschmittel mit dem wir gute Erfahrungen gemacht haben, ist das Fibertec Pro Wash für Funktionsbekleidung.
Nach dem Waschgang nochmals einen zusätzlichen Spülgang nur mit Wasser laufen lassen und NICHT schleudern.
Schritt 2: Imprägnieren
Nach der Wäsche stellt sich die Frage nach dem Imprägniermittel. Derzeit werden im Allgemeinen fünf Technologien verwendet: Wirkstoffe auf Basis von C8- oder C6-Fluorcarbon-Verbindungen, Silikonen, Paraffinen und Polyurethan-Dendrimeren. Alle Wirkstoffe haben Vor- und Nachteile, die wir euch in der Tabelle unten zusammengetragen haben.
Eine „grüne Alternative“ stellen lediglich Imprägnierungen auf Basis von Polyurethan-Dendrimeren dar. Sie weisen Wasser fast so gut ab wie C6-Fluorcarbon, sind dabei aber umwelt- und gesundheitsverträglich. Gegenüber Silikonen bieten sie zusätzlich weitere Vorteile. Sie sind nämlich biologisch abbaubar und ihre Wirkstoffe sind „kompatibel“ mit der auf Fluorcarbon basierenden Originalausrüstung der meisten Funktionsjacken. Silikone können nämlich die Atmungsaktivität von Funktionsjacken spürbar reduzieren. Last but not least bleibt an Polyurethan-Dendrimeren – anders als bei Silikon – kein Schmutz haften. Letzteres gilt ebenfalls, wenn auch weniger stark, für Paraffine.
Beim Kauf sollte man aber nicht nur auf die Umweltverträglichkeit des eigentlichen Wirkstoffs achten, sondern auch auf das „Drumherum“.
- Sind die Wirkstoffe in Wasser gelöst oder in einem Lösungsmittel (und in welchem)?
- Möchte man ein Mittel zum Sprühen oder zum Einwaschen verwenden?
- Wenn es eine Sprühdose sein soll, ist Treibgas in der Dose? Symbole wie „feuergefährlich“ oder Ähnliches können darauf hinweisen.
- Die „grünste“ Wahl sind in Wasser gelöste Mittel.
- Tipp: Sie funktionieren am besten, wenn man sie nach der Wäsche der Jacke auf das noch feuchte Funktionsmaterial einsprüht und idealerweise sogar ein wenig einmassiert.
Imprägniermittel: Vor- und Nachteile von einwaschen vs. sprühen
Wash-in: Ist zwar einfacher in der Anwendung, doch es werden beide Seiten des Stoffs behandelt. Genau das will man bei Funktionsmaterialien mit einer hydrophilen (Wasser anziehenden) Innenseite vermeiden. Außerdem geht relativ viel Wirkstoff über die Waschmaschine ins Abwasser.
Spray-on: ist besser geeignet für Funktionsmaterialien mit einer hydrophilen (Wasser anziehenden) Innenseite. Hier treten auch weniger Streuverluste auf und generell sind diese Mittel etwas aufwendiger anzuwenden.
Eine Alternative zur Sprühdose wäre übrigens ein Pumpzerstäuber. Der strengt zwar mehr an, kommt aber ganz ohne Treibgas aus.
Schritt 3: Hitze hilft
Fast alle Imprägniermittel funktionieren besser, wenn man die Bekleidung nach dem Imprägnieren mit Hitze behandelt. Idealerweise steckt man sie für mindestens 30 Minuten bei 60 °C in den Trockner. Wer keinen Trockner hat, kann auch auf niedrigster Stufe bügeln.
Besonders wichtig ist die Hitzeeinwirkung bei den Polyurethan-Dendrimeren: Ohne Hitze entwickeln sie eine sehr geringe Imprägnierwirkung.
Auch Fluorcarbone, Paraffine und Silikone funktionieren mit Hitze immer besser als ohne.
Ob mit oder ohne Hitze – Wunder sollte man von keinem Imprägniermittel erwarten. Denn wäre bereits die Original-DWR-Ausrüstung perfekt, sprich „ewig“ haltbar, gäbe es auch keinen Bedarf an Nachimprägnierung.
Video: Funktionstextilien richtig waschen und imprägnieren
Wer sich die mit über das Thema, wie man Funktionsbekleidung richtig wäscht sowie imprägniert, lieber in Bewegtbildern informiert, dem empfehlen wir das folgende Video.
Nachdem eure Outerwear nun wieder voll einsatzfähig ist, wie wäre es als nächstes mit einer Runde Pflege eurer Skier? Hier findet ihr einen ausführlichen Artikel zum Thema Ski wachsen, pflegen und Kanten schleifen.
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