Der komplette Movie “Full Moon” von El Flamingo Films sowie ein ausführlicher Blick in die Entstehung von und mit Jochen Mesle sowie Max Kroneck.
Text: Jochen Mesle, Max Kroneck
Fotos: El Flamingo Films, Julian Rohn
Der Film: “Full Moon” – Night Skiing Without Artificial Light
“Some of you might have been on a full moon ski tour before. It ́s a really special vibe which is hard to describe when you haven ́t experienced it by yourself. With this movie we wanted to capture that feeling of being out there skiing in a clear full moon night. There is not much that distracts you from the pure beauty of the mountains.” – Jochen Mesle
Die Story: “Full Moon – Die Stille der Nacht”
Jochen Mesle und Max Kroneck haben in den vergangenen Jahren immer wieder gezeigt, dass man mit ungewöhnlichen Projekten und kreativen Ideen medial einiges bewegen kann. Nach „Eis und Palmen“ haben die beiden jetzt mit „Full Moon“ erneut einen Kurzfilm produziert, der die Grenzen des Normalen aufbricht und Freeriden in einem gänzlich neuen „Licht“ präsentiert.
Sobald die Sonne untergeht und die Lifte stillstehen, endet eigentlich auch ein Skitag. Die Stille der Nacht legt sich über die Alpen. Es kehrt Ruhe ein in den Bergen – doch wir werden erst wach. Als neue Herausforderung haben wir, Jochen und Max, uns zusammen mit dem Filmteam von El Flamingo in ein ganz neues Umfeld begeben: die Nacht!
Während alle schlafen, haben wir nun die Berge für uns allein. Im Schein des Vollmonds tauchen wir in eine ganz ungewohnte Bergwelt ein. Die Stimmung ist schwer zu beschreiben, wenn man es noch nicht selbst erlebt hat – doch einen Versuch wollen wir heute starten und euch mitnehmen auf eines unserer Film-Highlights.
Bei Vollmond mitten in der Nacht Ski zu fahren und das Ganze ohne künstliches Licht filmisch festzuhalten klang für uns zwar nach einem spannenden Projekt, aber auch ein wenig nach Wellness im schönen Montafon. Denn wer nachts „arbeitet“, kann den ganzen Tag entspannt in der Sonne genießen.
Doch gleich in der ersten Nacht werden wir schon von der Realität aufgeweckt – nachts ist dann doch alles anders.
Die Dimensionen der Berge verschwimmen, auch die Zeit ist eine andere, denn der Lauf des Monds weicht stark von dem der Sonne ab – und so wird es ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Nacht ist kurz und der Tag wirkt noch viel kürzer.
Der Vollmond lässt sich bekanntlich nur einmal im Monat blicken und ist nur wenige Tage davor und danach voll genug, um die Winterlandschaft in ein traumhaftes Licht zu betten, was in der Stille der Nacht eine unglaublich idyllische Wirkung entfaltet. So war im Vorhinein klar, wann wir uns im Montafon einfinden würden. Nur kommt bei der indirekten Sonneneinstrahlung über den Mond der entscheidende Faktor dazu, dass, wenn man überhaupt eine Chance zum Skifahren haben will, sich keine noch so dünne Wolke vor den Lichtgeber schieben darf. Nachdem wir leider den Januar-Vollmond verpasst hatten und der Februar nicht mit guten Schneebedingungen glänzte, kamen wir im März voll auf unsere Kosten.
Mit Filmer und Fotograf im Gepäck standen wir mit offenen Mündern ganz allein mitten in der Berglandschaft und es fiel uns tatsächlich schwer, uns auf unsere Lines zu konzentrieren. Alles wirkte so surreal schön. Nach einer Stunde Zustieg fanden wir uns schon am Einstieg zu einer kurzen Linie wieder und waren so nervös wie seit Jahren nicht mehr. Klar muss man bei der Line- und Trick-Wahl ein wenig zurückschrauben und, was Lawinen und Exposure anbelangt, komplett bedacht vorgehen. Nachts ist aber alles viel intensiver, größer und aufregender, sodass man schnell auf seine Kosten kommt. Nach einer Buddy Line, die man bei Tage direkt links liegen lassen würde, waren wir richtig happy und umso motivierter für die restliche Nacht.
Klassisch wie von tagsüber gewohnt machten wir uns an die Planung einer Abschluss-Line quasi im Monduntergangslicht. Nach der Hälfte des Hikes meinte Jochen:
„Du Max, hast du auch das Gefühl, dass die Schatten brutal schnell wandern!?“
Wir hatten natürlich nicht bedacht, dass der Vollmond auf einer wesentlich steileren Bahn als die Sonne unterwegs ist und somit das letzte Licht ebenfalls deutlich schneller schwindet. Eine halbe Stunde später fanden wir uns in der absoluten Finsternis noch mitten in der Wand wieder und konnten den Schnee nur noch hören und spüren – mit Sehen war nichts mehr. Also Stirnlampe an und ab ins Tal.
Dann startete wieder unser tägliches oder auch nächtliches Dilemma: Um fünf Uhr in der Früh endlich ins Bett, doch wer kann schon länger schlafen als bis neun Uhr? Also frühstücken, Daten sichern, Akkus laden, Sachen packen und dann wieder spätestens um 14 Uhr hoch auf den Berg. Wir wollten uns ja noch bei Tageslicht anschauen, wo wir in der Nacht fahren und filmen würden. Nach Liftschluss hatten wir dann die Möglichkeit, die Zeit bis zum Mondaufgang in einer Hütte totzuschlagen, bevor wir uns bei Mondschein völlig verausgabten. So endeten wir im Zombie-Modus: Skitouren mit geschlossenen Augen, Filmen, ohne auf Record zu drücken, und die Nächte wurden länger und länger…
Auch wenn es auf Anhieb für die meisten nicht ersichtlich ist, war der Filmdreh von „Full Moon“ tatsächlich das anstrengendste Projekt, das wir je durchgeführt haben. Der fehlende Schlaf, die skifahrerische Herausforderung – mit kaum Sicht, dafür mit umso mehr Gespür und Gehör zu fahren –, das komplexe filmische Neuland sowie die ständigen Komplikationen mit dem Kamera-Equipment führten schnell dazu, dass wir alle komplett am Limit waren. Weitaus mehr als bei unserem Ski-und-Bike-Packing-Projekt „Eis & Palmen“. Dennoch und vielleicht gerade deswegen sind wir alle etwas stolz und sehr zufrieden mit dem Ergebnis.
Abschließend lässt sich nur sagen: Schaut in den Mondkalender, plant eine sichere, entspannte Skitour, achtet auf Wildruhezonen und ab in ein unvergleichbares Erlebnis – packt aber auch eine Teekanne ein, legt mal eine Pause ein und genießt die Ruhe!