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Die Wiedergeburt von Andermatt: Ein verborgenes Juwel der Schweizer Alpen

Text & Fotos: Mattias Fredriksson

Vom tristen Militärstandort zur modernen Ski­-Destination in etwas mehr als einer Dekade. Andermatt hat sich in den letzten Jah­ren unglaublich entwickelt und ist deutlich gewachsen, hat es aber geschafft, authentisch zu bleiben. Freeski-Fotograf und -Urgestein Mattias Fredriksson nimmt den Pulsschlag einer der aufregendsten Ski-Des­t­inationen der Alpen auf, die sich in ei­nem radikalen Umbruch befindet.

Andermatt: Vom Militärstandort zur modernen Ski-Destination

Skifahrer sind stets auf der Suche nach dem perfekten Skigebiet, doch oft müssen sie zwischen Charme und moderner Infrastruktur Kompromisse eingehen.
Skifahrer sind stets auf der Suche nach dem perfekten Skigebiet, doch oft müssen sie zwischen Charme und moderner Infrastruktur Kompromisse eingehen.

Wir Skifahrer sind ein wählerischer Haufen. Unser Leben dreht sich um die Suche nach den besten Pisten, dem tiefsten Schnee, der perfekten Ausrüstung und den optimalen Skigebieten. Bei der end­losen Suche nach Letzteren wird nichts dem Zufall über­lassen und die Kriterien sind vielfältig: Wir wollen ursprüngliche Dörfer, atemberaubende Berge, moderne Lifte, unberührten Powder, inspirierendes Gelände, gute Restaurants und nur wenig Shred-Kon­kurrenz, mit der wir das alles teilen müssten. In der Realität geht diese Gleichung leider nur selten auf.

Die kleineren Skigebiete haben nämlich größte Mühe, über die Runden zu kommen, und den Platzhirschen der Branche fehlt es mit ihrer aufgeblähten Infrastruktur an Charme. Das Ergebnis ist, dass wir unseren Sport in einem ständigen Kompromiss und einer ewigen Suche ausleben. Aber manchmal treffen die Paradoxien aufeinander und es entsteht ein widersprüchlicher Zauber.

Andermatt – Ein verborgenes Juwel in den Schweizer Alpen

Ein Beispiel dafür ist Andermatt in den Schwei­zer Alpen, das sich in etwas mehr als zehn Jahren von einem tristen Armeestandort mit ein paar veralteten Liften zu einem der aufregendsten Skigebiete der Alpen entwickelt hat.

Die Entwicklung Andermatts: Von 1997 bis heute

Als ich Andermatt im Winter 1997 zum ersten Mal besuchte, konnte ich in meinen kühnsten Träumen nicht vorhersehen, dass dieser verschnarchte Ort 25 Jahre später in aller Munde sein würde. Mit einem Mix aus vorsintflutlichen Liftanlagen, einer Handvoll eher miesen Restaurants und ei­ner alles andere als touristenfreundlichen Bevölkerung wirkte Andermatt in den späten 90er-Jahren nicht gerade einladend.

Andermatt ist ein Schneeloch. Wenn es heftig dumpt, entwickelt der Ort seinen ganz besonderen Charme.
Andermatt ist ein Schneeloch. Wenn es heftig dumpt, entwickelt der Ort seinen ganz besonderen Charme.

Für die erste Generation der Free Radicals, die ich damals besuchte, war es jedenfalls ein perfekter Ort. Vielleicht erinnern sich einige noch an das progressive Freeskiing-Kollektiv aus Schweden mit einigen der besten Rider, die Skandinavien zu bieten hatte, an Namen wie Jesper Rönnbäck, Jonas Söderqvist oder Jan Aikio. Letzterer zierte im Herbst 1996 das legendäre Cover des „Powder Magazine“, wie er sich in Riksgränsen in Schwedisch-Lappland aus einer Quarterpipe fett in den Himmel schoss. Die Headline auf dem Cover lautete: „The next big thing“.

Andermatt damals und heute: Ein radikaler Wandel

1997 war das Skifahren abseits der Pisten in Andermatt magisch; nur wenige interessierten sich für die Lines, nach denen wir Ausschau hielten. Liftschlangen gab es nicht. Wir wurden von dem Filmemacher Ruben Östlund geguidet, heute ein gefeierter Filmregisseur. Seinen neuesten Film „Triangle of Sadness“ präsentierte er der Welt bei den Filmfestspielen in Cannes 2022, wo er mit achtminütigen stehenden Ovationen bedacht wurde und die Goldene Palme gewann.

Unser Team hatte 1997 eine wirklich tolle Zeit in Andermatt und reiste weiter in das Nachbardorf Disentis, um dort weiter nach Po­wder zu ja­gen und zu shooten. Im Herbst desselben Jahres kam der Kult-Skifilm „Free Radicals“ in die Kinos, der in Schweden und weltweit für Aufsehen sorgte. Er gilt bis heute als einer der wichtigsten Skifilme der Neuzeit.

Andermatt heute wie gestern: bunkerähnliche Ge­bäude, wohin das Auge schaut.
Andermatt heute wie gestern: bunkerähnliche Ge­bäude, wohin das Auge schaut.

Unsere Crew kam damals an einem stürmischen Februartag mit dem Glacier Express aus Zermatt an. Andermatt schien menschenleer, als wir unser Gepäck und unsere Ski-Bags vom Bahnhof durch das Dorf schleppten. Einige Häuser wirkten unbewohnt und die einzigen Menschen, die wir auf den Straßen sahen, trugen Militäruniformen. Hätte uns jemand gesagt, dass dieselben Straßen ein Vierteljahrhundert später Fünfsternehotels, Weinbars und Luxusgeschäfte beherbergen würden, wir hätten es nicht für möglich gehalten.

1997 war Andermatt ein unbekanntes Dorf, ein verstecktes Juwel mit we­nigen Tou­risten.

Heute liest man über Andermatt in Publikationen wie der „Fi­nan­cial Times“, dem „Monocle“ und der „Vogue“. Immobilienmakler zucken bei Anfragen aus London und dem Mittleren ­Osten nicht mal mit der Wimper und auf der alten Gotthardstrasse werden bald so ­viele Luxus-Sportwagen stehen wie in St. Mo­ritz.

Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit, auf der Nordseite des Gemsstocks einige der weltbesten Freerider zu treffen, relativ hoch und in der legendären „Spycher Bar“ mitten im Dorf treffen sich Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, um nebeneinander ihr Après-Ski-Bier zu schlürfen. Kurz, der Wandel ist radikal und das heutige Andermatt lässt sich am besten als sensationelle Ski-Destination beschreiben, die das gesamte Paket bietet, nach dem wir Freeskier immer suchen. Dieser Schmelztiegel von Skifahrern aus aller Welt hat sich seinen Namen in der Skiwelt verdient.

Die Nordseite des Gemsstocks zieht weltbeste Freerider an, und in der „Spycher Bar“ genießen Menschen aller Gesellschaftsschichten ihr Après-Ski-Bier. Andermatt hat sich als sensationelle Ski-Destination etabliert, die das gesamte Paket bietet.
Die Nordseite des Gemsstocks zieht weltbeste Freerider an, und in der „Spycher Bar“ genießen Menschen aller Gesellschaftsschichten ihr Après-Ski-Bier. Andermatt hat sich als sensationelle Ski-Destination etabliert, die das gesamte Paket bietet.

Von der Finanzkrise zum Touristenmagnet: Andermatts Wiedergeburt

Andermatt hat in seiner Geschichte immer wieder zu kämpfen gehabt. Tatsächlich ist das Dorf schon mindestens zweimal wie Phönix aus der Asche auferstanden. Der Winter 2022 brachte jedoch eine Neuigkeit, die seine Entwicklung auf absehbare Zeit sichern sollte. Damals gab der ameri­kanische Skikonzern Vail Resorts, der weltweit mehr als 40 Destinationen betreibt, bekannt, dass er einen Anteil von 55 Prozent an der Betreibergesellschaft von Andermatt erworben hatte. Als großes multinationales Unternehmen hat Vail Resorts lautstarke Kritiker, aber dass sie Andermatt für ihre allererste europäische Investition auswählten, spricht Bände über das Potenzial des Schweizer Orts.

Die strategische Lage von Andermatt hat Vail Resorts definitiv angezogen. Das Dorf liegt dort, wo das Urserental, das sich von Ost nach West erstreckt, auf den legendären Gotthardpass trifft, der von Norden nach Süden verläuft. Seit dem Mittelalter wurden hier Waren aus Venedig und Mailand über den Pass transportiert und schließlich nach Nordeuropa ver­schifft.

Andermatt hat eine Geschichte des Wiederauflebens, und die Investition von Vail Resorts im Winter 2022 sichert seine Entwicklung. Die strategische Lage am Gotthardpass macht den Schweizer Ort zu einer attraktiven Ski-Destination.
Andermatt hat eine Geschichte des Wiederauflebens, und die Investition von Vail Resorts im Winter 2022 sichert seine Entwicklung. Die strategische Lage am Gotthardpass macht den Schweizer Ort zu einer attraktiven Ski-Destination.

Dank des Passhandels blühte Andermatt bis ins 19. Jahrhundert. Der Weg zwischen Mailand und Bern wurde mit dem Bau der Eisenbahn erheblich verkürzt. Die Einnahmen des Orts reduzierten sich jedoch drastisch, da jetzt die Zugreisenden nicht mehr in Andermatt einkehren oder gar übernachten mussten.

Seine zentrale Lage in den Alpen und mitten in der Schweiz macht das Dorf auch relativ schneesicher, vor allem weil es 1.500 Meter über dem Meeresspiegel liegt und Skifahren bis auf 3.000 Meter Höhe ermöglicht. Dennoch deckt die Liftgesellschaft jeden Sommer den Gurschengletscher auf dem Gems­stock mit 17.000 Quadratmetern Vlies ab, um das Schmelzen der schrump­fen­den Eiskappe zu reduzieren.

Den ersten Akt der Phönix-Saga verdankt das Dorf der Schweizer Armee, die Andermatt 1885 als Wintertrainingsbasis wählte. In der Schweiz muss jeder Mann seinen Militärdienst ableisten und so erinnern sich viele Babyboomer an Andermatt, wo sie sich durch die verschneite Tor­tur des Nationaldiensts gekämpft haben.

Die Armee hat die Wirtschaft des Dorfs kräftig angekurbelt und es davor bewahrt, zu einer Geisterstadt zu verkommen, allerdings hat es für die Ästhetik des Orts wenig getan. Der Charme bunkerähnlicher Militärgebäude und das Alter des Liftsystems, mit dessen Bau bereits Ende der 30er-Jahre begonnen wurde, führten dazu, dass die Touristen eher in skispezifische und moderne Dörfer wie Ver­bier und Saas-Fee abwanderten. Als die Armee 1999 mit dem Abbau ihrer Trup­pen begann, verschwanden viele der Ar­beitsplät­ze im Tal in rasantem Tempo und die Zukunft von Andermatt war erneut bedroht.

Der wirtschaftliche Aufschwung durch Samih Sawiris

Eine unerwartete Wendung nahm die Geschichte von Andermatt im Herbst 2004, als sich der ehemalige Schweizer Botschafter Ägyptens und der Sicherheitschef des Kantons Uri, in dem Andermatt liegt, trafen. Dieses Meeting führte zu einem folgenschweren Telefonat mit dem ägyptischen Geschäftsmann und Resort-Ent­wick­ler Samih Sawiris. Vier Monate und einen Helikopterflug über das Tal später war Sawiris überzeugt und beschloss, in Andermatt zu investieren.

In den folgenden 15 Jahren investierten der heute 66-jährige Ägypter und seine Firma Andermatt Swiss Alps (ASA) rund 1,327 Mil­liarden Euro in eine Handvoll Vier- und Fünf­sternehotels, über 40 Apart­ment­häu­ser und weitere 30 private Chalets. ASA ermöglichte zudem den Bau ­eines 18-Loch-Golfplatzes, einer Kon­zer­t­halle, einiger Restaurants und eines Hal­len­bads. Das Team arbeitet darüber hi­naus an einem neuen Konzept, das die Wohnkapazität des Dorfs im Laufe der Zeit verdoppeln soll.

Im Herbst 2004 führte ein Treffen zum entscheidenden Anruf beim ägyptischen Geschäftsmann Samih Sawiris, der in Andermatt investierte. In den folgenden 15 Jahren investierte seine Firma ASA rund 1,327 Milliarden Euro in Hotels, Apartments, Chalets und weitere Infrastruktur, was die Zukunft des Dorfs sicherte.
Im Herbst 2004 führte ein Treffen zum entscheidenden Anruf beim ägyptischen Geschäftsmann Samih Sawiris, der in Andermatt investierte. In den folgenden 15 Jahren investierte seine Firma ASA rund 1,327 Milliarden Euro in Hotels, Apartments, Chalets und weitere Infrastruktur, was die Zukunft des Dorfs sicherte.

Der radikale Wandel hat dazu beigetragen, dass Vail Resorts auf das Pro­jekt aufmerksam wurde und nun Mehr­heitspartner von ASA ist. Und während Sawiris’ Unternehmen bereits einiges an Geld in die Infrastruktur am Berg investiert hat, können auch die rund 111 Millionen Euro, die Vail Resorts nun in das Lift­sys­tem und das Erlebnis am Berg pumpen wird, für die künftige Entwicklung von Andermatt nur von Nutzen sein.

Diese gewaltigen Investitionen haben Andermatt von der Amateurliga in die Cham­pions League der Skigebiete kata­pul­tiert. Der rasante Wandel hat dazu geführt, dass die Klientel, die sich früher nur für Orte wie St. Moritz, Gstaad und Courchevel interessierte, nun zu Besuch nach Uri kommt. Und mit ihnen der Rattenschwanz der Wannabees und sonstigen Skitouristen aus nah und fern.

Nimmt man diejenigen hinzu, die Andermatt schon vor­her schätzten, erhält man ein belebtes Resort, in dem es an allen Ecken und Enden vor Menschen nur so wuselt. Manche sagen, Andermatt habe dadurch seine Seele verloren – ich würde aber eher sagen, dass sich die Destination zum Besseren gewandelt hat, sowohl im Ort als auch auf dem Berg.

Die Skiarena Andermatt-Sedrun: Größte Skidestination der Zentralschweiz

Im Vergleich zu den üblichen Verdächtigen in den Alpen ist Andermatt immer noch ein kleines Skigebiet. Dennoch haben Teile von Sawiris’ Investitionen da­zu geführt, dass das Skigebiet in den letzten Jahren mit den Nachbarorten Sedrun und Disentis zusammengelegt wurde. Durch diesen Zusammenschluss ist die Skiarena Andermatt Sedrun mit 33 Anlagen und 180 Pistenkilometern zur größten Skidestination der Zentralschweiz geworden.

Andermatt ist zwar klein, hat sich aber durch die Investitionen von Samih Sawiris und den Zusammenschluss mit Sedrun und Disentis zur größten Skidestination der Zentralschweiz entwickelt.
Andermatt ist zwar klein, hat sich aber durch die Investitionen von Samih Sawiris und den Zusammenschluss mit Sedrun und Disentis zur größten Skidestination der Zentralschweiz entwickelt.

Andermatts versteckte Schätze: Die Faszination Nätschen

Vor allem das Örtchen Nätschen an der Südseite von Andermatt hat ein großes Facelifting erhalten. Eine schnelle Gondelbahn führt nun auf 2.344 Meter. Von dort schlän­geln sich Pisten und moderne Anlagen über den Gütsch und den Oberalppass nach Sedrun und Disentis. Hier und dort gibt es Restaurants und Cafés, einige davon extrem gut. Früher existierten auf dieser Seite des Bergs nur kurze Lifte und Anfängerpisten und es war schwierig, ein anständiges Lokal zum Mittagessen zu finden.

Heute zieht dieses Gebiet viele neue Gäste aus Andermatt an und die Möglichkeiten für Ski-Safaris, leichtere Abfahrten abseits der Pisten und Skitouren sind beliebt. Außerdem ist Nätschen eine hervorragende Alternative zum Gems­stock, wenn die Seilbahnen wegen Wind ge­schlossen sind, oder an Wochenenden, wenn es sehr voll ist.

Das Örtchen Nätschen hat ein großes Facelifting erhalten, inklusive einer schnellen Gondelbahn und neuen Pisten. Es bietet heute moderne Anlagen, exzellente Restaurants und vielfältige Möglichkeiten für Ski-Safaris und Skitouren, und ist eine beliebte Alternative zum Gemsstock.
Das Örtchen Nätschen hat ein großes Facelifting erhalten, inklusive einer schnellen Gondelbahn und neuen Pisten. Es bietet heute moderne Anlagen, exzellente Restaurants und vielfältige Möglichkeiten für Ski-Safaris und Skitouren, und ist eine beliebte Alternative zum Gemsstock.

Ein Tag auf den Pisten: Andermatts unvergessliche Skierlebnisse

An einem Morgen im vergangenen März versuche ich, auf den Pisten oberhalb des Oberalppasses auf halbem Weg nach Disentis an der einheimischen Skifahrerin Leoni Zopp dranzubleiben. Die 22-jährige Schwei­zerin ist eine ehemalige Skirennläuferin, die ein Star im alpinen Weltcup hätte werden können. Kurz nachdem sie an den Schweizer Meisterschaften 2017 vier Goldmedaillen geholt hatte, stürzte sie und zog sich eine schwere Gehirnerschütterung zu. Die alpine Karriere inklusive Weltcup- und Olympiaträume musste ad acta gelegt werden. Stattdessen folgten eine lange Zeit der Genesung und eine über einjährige Pause vom Skifahren. Seit ein paar Jahren steht Leoni wieder auf ihren Skiern, allerdings jetzt auf breiten Powder-Latten.

Im vergangenen März verfolgt Mattias Fredriksson die einheimische Skifahrerin Leoni Zopp oberhalb des Oberalppasses. Die 22-jährige Schweizerin, eine ehemalige Skirennläuferin, musste ihre alpine Karriere nach einer schweren Gehirnerschütterung aufgeben, fährt aber heute wieder auf breiten Powder-Latten.
Im vergangenen März verfolgt Mattias Fredriksson die einheimische Skifahrerin Leoni Zopp oberhalb des Oberalppasses. Die 22-jährige Schweizerin, eine ehemalige Skirennläuferin, musste ihre alpine Karriere nach einer schweren Gehirnerschütterung aufgeben, fährt aber heute wieder auf breiten Powder-Latten.

Während wir die Abfahrt vom Schneehüenerstock zum Oberalppass genießen, klart es immer mehr auf. In der Gondel fragt sie, ob ich auf den Gemsstock wolle, um „the real deal“ zu erleben. Auf diese rhetorische Fragen muss man eigentlich keine Antwort geben, denn der Gemsstock ist das Juwel des Andermatter Off-Piste-Potenzials. Mit seinem konstant steilen Gelände über 1.500 Höhenmeter, egal ob man auf der Piste bleibt oder nicht, saugt dieser nach Norden ausgerichtete Berg den Saft aus den trainiertesten Schenkeln.

Bald befinden wir uns in der alten Gipfelbahn, die sich der Bergstation des Gems­stocks nähert. Vieles ist neu und modern in Andermatt, aber die alten, klassischen Gondeln am Gemsstock sind noch nicht ersetzt worden.

Oben auf 2.961 Metern über dem Meeresspiegel richten wir unsere Skier nach Süden aus und genießen eine steile Tief­schnee­abfahrt, bevor wir die Felle unter un­sere Skier packen, um uns die nächsten Turns zu verdienen. Vorbei am Guspis, wo die meisten Leute einsteigen, folge ich Leoni über einen Grat mit steil abfallenden Hängen auf beiden Seiten. Bald sind wir auf dem höchsten Punkt und ziehen die Felle ab.

Auf 2.961 Metern über dem Meeresspiegel genießen wir eine steile Tiefschneeabfahrt, bevor wir die Felle unter unsere Skier packen. Vorbei am Guspis und über einen Grat folgen wir Leoni zum höchsten Punkt, um die Felle wieder abzuziehen.
Auf 2.961 Metern über dem Meeresspiegel genießen Fredriksson und Zopp eine steile Tiefschneeabfahrt, bevor sie die Felle wieder unter ihre Skier packen. Vorbei am Guspis und über einen Grat folgt Mattias Leoni zum höchsten Punkt, um die Felle wieder abzuziehen.

Der Local rattert die Namen der Gipfel um uns herum herunter und zeigt auf leckerste Runs und einige ihrer Lieblingskletterrouten. Ihr Enthusiasmus und der Stolz auf ihre Heimatberge sind charmant und inspirierend. Im Süden liegt der Gotthardpass. Im Osten blicken wir auf den Oberalppass mit Sedrun auf der anderen Seite. Im Westen liegt der Furkapass, während wir im Norden auf die Ur­ner Alpen blicken.

Das inmitten der Schwei­zer Alpen gelegene Andermatt ist an diesem herrlichen Nachmittag von einem wirklich spektakulären Panorama ­umgeben.

Nachdem wir uns ein letztes Mal vergewissert haben, dass unsere Boots im Ski-Mode sind, droppt die ehemalige Rennläuferin in den steilen Hang unter uns ein. Die Schneedecke scheint stabil zu sein und die perfekten, großen Schwünge erzeugen massive Sprays um sie herum. Nach einigen zaghaften Schwüngen am oberen Hang lasse ich los und gebe Gas.

An einem herrlichen Nachmittag in den Schweizer Alpen ist Andermatt von einem spektakulären Panorama umgeben.
An einem herrlichen Nachmittag in den Schweizer Alpen ist Andermatt von einem spektakulären Panorama umgeben.

Eine Deckschicht von 15 Zentimetern auf einer stabilen Unterlage ist perfekt für große, fließende Turns. Bald erreichen wir Guspis, eine klassische Variante, und wie erwartet treffen wir auf viele Spuren. Trotzdem ist es ein toller Run und wir arbe­iten uns schnell den Berg hinunter. Gegen Ende geht mir nach 1.500 Höhen­me­tern langsam der Saft aus. Glückli­cher­weise erreichen wir bald die Straße, die vom Gotthardpass hinunterführt, und folgen ihr ins Dorf Hospental.

Während wir auf den Postbus zurück nach Andermatt warten, schauen wir kurz in das geschichtsträchtige Gasthaus „St. Gott­hard“, wo ein einhei­mi­scher Bergführer und seine englisch­spra­chigen Gäste an einem der Tische sitzen. Natürlich kennt Zopp den Bergfüh­rer.

Als wir uns an unserem Tisch nieder­las­sen, an unseren Bieren nippen und über einen fantastischen Tag quatschen, nutzt sie die Gelegenheit, um die Zusammenhänge deutlich zu machen.

„Manche Leute beklagen sich über das, was in Andermatt passiert ist, aber was mir gefällt, ist genau das: Mein befreundeter Bergführer hier hätte wahrscheinlich nicht genug Arbeit gehabt, um hierzubleiben, wenn es nicht mehr Touristen gäbe. Aber jetzt ist er hier mit einem Haufen zu­friedener Gäste.“

Der ewige Kampf eines kleinen Skigebiets, die notwendigen Einnahmen zu generieren und gleichzeitig seinen Charme zu bewahren, ist ein Balanceakt, der nicht selten mit einer Bruchlandung endet. Wir haben es weltweit erlebt und leider haben viele unserer Lieblingsskigebiete ihren Charakter völlig verändert, als die Giganten das Ruder übernahmen.

Die Balance zwischen Tradition und Moderne in Andermatt

In Andermatt, mit seinen 1.500 Einwohnern, ergänzt moderne Entwicklung das Alte und macht es zu einer der aufregendsten Ski-Destinationen der Alpen. Trotz wachsendem Tourismus können Leoni Zopp und ihre Freunde aktuell noch die unberührten Powder Runs des Gemsstocks genießen.
In Andermatt, mit seinen 1.500 Einwohnern, ergänzt moderne Entwicklung das Alte und macht es zu einer der aufregendsten Ski-Destinationen der Alpen. Trotz wachsendem Tourismus können Leoni Zopp und ihre Freunde aktuell noch die unberührten Powder Runs des Gemsstocks genießen.

In Andermatt, wo das ganze Jahr über nur 1.500 Menschen leben, hat das Neue und Moderne das Alte ergänzt und dazu beigetragen, eine der aufregendsten Ski-Destinationen der Alpen zu schaffen. Leoni Zopp und ihre Freunde können wohl davon ausgehen, dass sie die Powder Runs des Gems­stocks in Zukunft mit mehr Touristen teilen werden. Aber im Moment ist der Berg erstaunlich dünn besiedelt und der Schnee hält länger als in vielen anderen modernen Skigebieten der Alpen.

Das Potenzial Andermatts: Eine vielversprechende Zukunft

Vielleicht hat der ehemalige Militärstandort ja genau das magische Gleichgewicht zwischen Entwicklung und Authentizität gefunden.

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