In diesem Artikel erklären wir ausführlich für verschiedene Szenarien und Tourengeher, welches Material ihr für eine Skitour braucht und geben konkrete Kaufempfehlungen.
Skitouring: Sport in den Bergen auch ohne Lift
November, Axamer Lizum. Das Skigebiet bei Innsbruck hat wie die meisten Resorts in Tirol seinen Winterbetrieb noch nicht aufgenommen und dennoch platzt der Parkplatz neben der Talstation an diesem Sonntagmorgen aus allen Nähten.
Wer braucht schon einen Lift, um die ersten Turns der neuen Saison abzufeiern?
Denn mit den neu erworbenen Tourenlatten lassen sich ebenfalls die notwendigen Höhenmeter bis zum Gipfel überwinden. Im Gelände geht zwar noch nicht allzu viel, doch die frisch gewalzten Pisten warten geradezu darauf, um von unterschiedlichsten Tourengeher-Typen entjungfert zu werden. Ausgemergelte Konditions-Fetischisten im Dynafit-Race-Outfit, kiffende Freerider, ganze Familien und sogar Splitboarder vermischen sich zu einer bunten Karawane, die sich ihren Weg nach oben bahnt.
Skitouren sind mittlerweile massentauglicher Breitensport
Dieses Beispiel aus dem Frühwinter beweist „eindrucksvoll“, dass sich das Skitourengehen vom Outdoor-Erlebnis bergaffiner Individualisten zum massentauglichen Breitensport gemausert hat.
Das zeigt sich insbesondere darin, dass sich wie oben beschrieben die unterschiedlichsten Subkulturen dieser Spielart des Skifahrens verschrieben haben. Und um deren vielfältige Bedürfnisse befriedigen zu können, hat sich das Angebot der Wintersportindustrie in den letzten Jahren explosionsartig vergrößert.
In Anbetracht der beinahe grenzenlosen Auswahl an Produkten stellt sich jetzt die leidige Frage, welches Set-up das passende für mich und mein Riding darstellt.
Die Hauptrolle bei der stimmigen Hardware-Zusammenstellung spielt natürlich immer noch die Wahl des passenden Skimodells, auch wenn sich im Bindungssektor und auch bei den Boots in den letzten zwei Jahren technisch unglaublich viel getan hat.
Der Unterschied vom Skitouring zum Freetouring liegt übrigens im Schwerpunkt des Ausflugs: Während beim klassischen Skitouring der Aufstieg im Vordergrund steht und damit auch leichteres Material, spielt beim Freetouring vor allem die Abfahrt eine große Rolle. Für die Auswahl des entsprechenden Skis hat das zur Folge, dass für Skitouren eher Mittelbreiten um die 85 bis 90mm gewählt werden, während beim Freetouring auch mal Bretter mit mehr als 100mm unter die Füße finden. Letzteres ist vor allem deswegen immer beliebter, da durch technologischen Fortschritt auch breitere Skimodelle in den letzten Jahren immer leichter geworden sind.
Dann wollen wir doch mal sehen, wohin euch die etwas technische Nerd-Reise letztlich bringt.
Das perfekte Freetouring/Skitouring-Setup
Natürlich beginnen wir mit dem passenden Gleitgerät.
Die Ski
Der individuelle Mix aus bevorzugtem Einsatzbereich, physiologischen Voraussetzungen und eigenem Fahrstil leitet euch zielgerecht zum perfekten Skimodell. Die erste Selektion steht im Zeichen des passenden Shapes.
Je breiter und länger mein Ski ist, desto mehr Auftrieb generiert er im Powder.
Das sollte bekannt sein. Umgekehrt lassen sich schmalere Bretter auf hartem Untergrund oder gar Pisten leichter steuern. Aufgrund ihrer „abgespeckten“ Dimensionen sind sie im Normalfall auch leichter und besitzen zudem einen besseren Grip auf der Kante. Im Vergleich zu früher sind alle Skimodelle etwas breiter geworden und eine gerockerte Nose gehört ausgenommen bei Race-Carvern inzwischen zum Standard.
Somit ist ein klassischer Tourenski mittlerweile zwischen 80 und 95 Millimeter breit und je nach Größe, Gewicht, Fahrkönnen und Geschlecht zwischen 155 und 180 Zentimeter lang.
Dimensionsbedingt bewegt sich das Gewicht dieser Klasse zwischen 1.000 und 1.500 Gramm. Diese Modelle entsprechen einem ausgewogenen Mix aus kraftsparendem Aufstieg und einfachem Handling bei der Abfahrt. Für große Sprünge, anspruchsvolles Terrain oder radikale Lines sind diese gutmütigen Vertreter allerdings nicht konzipiert, weshalb sie auch mit klassischen Pin-Bindungen und Touren-Boots bestens auskommen.
Verschiebt sich der Fokus aber in Richtung Freeride-Performance, benötigen wir zwangsläufig mehr Fläche.
Bei den meisten Schneebedingungen sind breite Skier schmaleren Modellen überlegen – außer der Untergrund ähnelt einer Eisplatte. Nach den Jahren der überambitionierten Skibreiten – selbst im Skitouren-Sektor – hat sich die Lage auf ein realistisches Maß eingependelt.
Die Range der Freetourer hat sich inzwischen bei 100 bis 110 Millimetern einquartiert. Je nach Körpergewicht stellen sie dann einen optimalen Mix aus maximalem Auftrieb und Tourentauglichkeit dar.
Planken im Ü110-Millimeter-Bereich zerren wegen ihres zusätzlichen Gewichts früher oder später unangenehm am Fuß und längere Touren werden definitiv zur Qual.
Nur so breit wie wirklich nötig, heißt also hier die Devise.
Neben den reinen Dimensionen bestimmen natürlich auch die Art der Bauweise und die verwendeten Materialien das Gewicht und die Leistung eures Skis. Von Honeycomb-Waben über Paulownienholz bis hin zu Esche und Carbon – jede Firma hat ihre eigene Philosophie bei der Konstruktion ihrer gewichtsreduzierten Freerider.
Schließlich gibt es unendliche viele Kombinationen, um einen Kompromiss aus Leichtigkeit und Performance zu schließen. Da hilft letztlich nur zu testen, um ein Gefühl für die Performance der unterschiedlichen Konstruktionsansätze bekommen zu können
Bei SPURart bauen wir individuell auf Kundenwunsch. Dabei verwenden wir Esche und Voll-Carbon, was nur wenige Skihersteller anbieten, weil sich Voll-Carbon nicht so einfach verbauen lässt, um seine positiven Eigenschaften optimal zur Geltung bringen zu können. Das Carbon-Gelege ist nämlich extrem steif und lässt sich nur durch einen leistungsfähigen Kern bei reduzierter Vorspannung ausreichend dämpfen.
Durch die Verwendung der Kohlefaser spart man aber im Vergleich zu einem sonst notwendigen Vollholzkern am meisten Gewicht ein. Zudem verzichten wir beim Top-Sheet auf Plastik und können somit weitere Pfunde abschmelzen. Letztlich schneidern wir einen leichten Ski mit voller Power an die Bedürfnisse und das Equipment des Kunden.
Kaufempfehlungen: Die besten Skitour-Ski
Marke | Modell | Preis | Shop |
---|---|---|---|
Atomic | Backland 85 | 399€ | Jetzt bestellen |
Black Crows | Camox Freebird 95 | 679€ | Jetzt bestellen |
Blizzard | Zero G 95 | 449€ | Jetzt bestellen |
Dynafit | Radical 88 | 519€ | Jetzt bestellen |
K2 | Wayback 96 | 529€ | Jetzt bestellen |
Majesty | Havoc 110 | 799€ | Jetzt bestellen |
Rossignol | Blackops Sender Ti 104 | 599€ | Jetzt bestellen |
Scott | Superguide 88 | 479€ | Jetzt bestellen |
Völkl | Blaze 94 | 529€ | Jetzt bestellen |
Die Bindung
Klettern wir eine Etage höher. Die Ära der Rahmenbindungen ist vorbei. Selbst die Mutter aller Freetour-Bindungen, die Fritschi „Freeride“, wird nicht mehr produziert, denn nach dem Auslauf des Dynafit-Patents haben sich die Pin-Bindungen prächtigst entwickeln können.
Diese Modelle haben eine geringe Standhöhe, sind leichter, versteifen den Ski nicht unnötig und die Hinterbacken müssen nicht bei jedem Schritt mitgetragen werden. Doch das riesige Angebot unterscheidet sich maßgeblich in puncto Gewicht, Kraftübertragung und Auslösemechanismus voneinander.
Eine 50 Gramm leichte Rennbindung mit Zapfen am Heck steht beispielsweise einer 800 Gramm schweren Freeride-Bindung mit alpinem Hinterbacken und Pins zum Aufstieg gegenüber.
Für welche Bauart man sich entscheidet, hängt maßgeblich von der Breite des Skis ab, auf die man die Bindung montieren will.
Und vom vornehmlichen Einsatzbereich, wie wir bereits wissen.
Steht bei langen Touren also ein geringes Gewicht deines Setups im Vordergrund, ist die Kombination aus leichten, verhältnismäßig schmalen Latten und klassischen Pin-Bindungen das Maß aller Dinge. Werden die Skier aber mit einer steigenden Downhill-Performance breiter und länger, entstehen „ungünstige“ Hebelverhältnisse von den eher schmalen Montagepunkten der klassischen Pin-Hinterbacken gegenüber der weit außen liegende Kante.
Bereits ab einer Mittelbreite von 100 Millimetern sind alpine Hinterbacken ratsam, da diese den Schuh verwindungssteifer mit dem Ski verbinden – auch weil schon ihre Bohrungen breiter angelegt sind und somit wiederum günstigere Hebelverhältnisse gegenüber der Skikante entstehen.
Nach Marker „Kingpin“ und Fritschi „Tecton“, die als Hybridbindungen den Weg in ein neues Zeitalter eingeläutet haben, verkörpert die Salomon „S/Lab Shift“ mit ihren alpinen Vorderbacken bei der Abfahrt das Maß aller Dinge im Freetouring.
Ähnliche Konzepte sind ab nächster Saison auch mit der BAM „Pindung“ und der Marker „Duke PT“ auf dem Markt erhältlich. Diese Modelle besitzen wie die Salomon am Vorder- wie am Hinterbacken im Ride-Modus eine alpine Bindung inklusive Z-Wert. Eine Pin-Bindung wird den genauen Auslösewerten einer alpinen Sicherheitsbindung immer unterlegen sein.
Statistisch gesehen ereignen sich auf Skitouren deutlich weniger Verletzungen als beim alpinen Skifahren. Dennoch sollte man wissen, dass Landungen von Cliff Drops oder HighSpeed-Runs Anforderungen an Bindungen stellen, wie sie ähnlich im Rennlauf zu finden sind.
Kaufempfehlungen: Die besten Skitour-Bindungen
Marke | Modell | Preis | Shop |
---|---|---|---|
ATK | Crest 10 | 379€ | Jetzt bestellen |
Dynafit | ST Rotation 10 | 449€ | Jetzt bestellen |
Fritschi | Tecton 13 | 499€ | Jetzt bestellen |
Marker | Duke PT 16 | 539€ | Jetzt bestellen |
Salomon | S/Lab Shift MNC 13 | 399€ | Jetzt bestellen |
Der Schuh
Auch hier ging einiges voran in der jüngsten Vergangenheit. Die Modelle sind deutlich leichter, beweglicher, generieren einen progressiven Flex, wurden in der Passform verbessert und übertragen die Kraft direkter auf die Bindung. Ach ja, und natürlich haben die meisten Modelle Pin-Inserts und eine Grip-Walk-Sohle, um für alle gängigen Bindungstypen kompatibel zu sein – jedenfalls so gut wie möglich.
Leider weichen einzelne Boots und Bindungen immer noch etwas voneinander ab, sodass gewisse Boot-Bindungs-Varianten einfach nicht optimal miteinander harmonieren. Über diese Problematik weiß allerdings nur der Fachhandel Bescheid, weil euch kein Hersteller und auch nicht der Online-Handel über diesen Missstand aufklären werden. Darum soll es aber heute nicht gehen. Auch nicht darum, dass in puncto Materialzusammensetzung einiges erreicht wurde, inzwischen können durch spezielle Spritzgussverfahren hartes Polyethylen (wird bei alpinen Modellen verwendet) und leichtes Grylamid (wird bei Tourenmodellen verwendet) miteinander verbunden werden.
Nein, wir wollen uns am Ende des Artikels noch die Konstruktion ansehen, die für eine optimale Kraftübertragung vom Schaft auf den sogenannten Untertritt, also den unteren Teil der Schale, eine wesentliche Rolle spielt.
Wie wir wissen, ist beim Touren-Boot der Schaft vom Untertritt durch einen Walk-Mechanismus getrennt. Nur so können wir unser Fußgelenk frei bewegen und kraftsparend über einen längeren Zeitraum „bequem“ laufen. Die Schuhe müssen also komfortabel sein und die optimale Kraftübertragung steht nicht an erster Stelle. Überlapp-Modelle sind also nicht unbedingt notwendig. Solange die Skier nicht zu breit und zu lang werden, kommt man auch mit Cabrio-Modellen bestens klar.
Kaufempfehlungen: Die besten Skitour-Schuhe
Marke | Modell | Preis | Shop |
---|---|---|---|
ATK | Crest 10 | 379€ | Jetzt bestellen |
Dynafit | ST Rotation 10 | 449€ | Jetzt bestellen |
Fritschi | Tecton 13 | 499€ | Jetzt bestellen |
Marker | Duke PT 16 | 539€ | Jetzt bestellen |
Salomon | S/Lab Shift MNC 13 | 399€ | Jetzt bestellen |
Jetzt habt ihr die Qual der Wahl. Am besten besucht ihr eines der Freeride-Testivals. Dort habt ihr die Möglichkeit, euch beinahe alle Modelle der Hersteller unter die Boots zu packen und so wenigstens den passenden Ski für eure nächste Tour zu finden. Viel Erfolg!
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