Livigno hat in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung an den Tag gelegt. Ein Grund mehr, dass sich die Prime Resort-Tester auf den Weg nach Italien gemacht haben.

Foto: Bene Höflinger

Livignos Weg in die Gegenwart

Livigno kann auf eine steile Karriere zurückblicken und hat sich vom „Kleinen Tibet“ zum Platzhirsch der Lombardei entwickelt. Kaum zu glauben, dass das zollfreie Hochtal noch bis in die 1950er-Jahre in schneereichen Wintern über Wo­chen komplett von der Außenwelt abgeschnitten war und sich somit autark ernähren musste. Erst als der Foscagno-Pass, der Bormio mit Livigno verbindet, für den Verkehr im Winter geöffnet wurde und weitere 15 Jahre später mit der Fertigstellung des Munt-la-Schera-Tunnels eine sichere Anreise über Graubünden aus dem Norden ermöglicht wurde, waren die notwendigen Weichen für einen touris­ti­schen und somit wirtschaftlichen Aufschwung gestellt. Seit dieser Zeit hat sich Livigno vom Teilzeit-Eremiten zum absoluten Hot Spot gemausert, in dem sich Tradition, Dolce Vita, eine Prise Extravaganz und ein immenses Freeski-Potenzial vermischen.

Foto: Giaccomo Meneghello

Geographie

Wer die geografische Lage Livignos just in diesem Augenblick nicht ohne einen beträchtlichen Streuverlust vor dem geistigen Auge einordnen kann, der sollte schnell unseren allwissenden Freund Google Maps um Rat fragen und sich in der digitalen Karte die umliegenden Bergmassive zu Gemüte führen. Was dürfen wir da alles für klangvolle Namen lesen! Im ­Südwesten beispielsweise thront der Piz Bernina, der Piz Buin im Norden und im Südosten der Ortler. Kaum zu glauben, dass diese alpinen Super­stars keine 30 Kilometer Luftlinie entfernt liegen. Livigno kann sich also, ohne rot anzulaufen, weit aus dem Fens­ter lehnen und in der europäischen Free­ride-Champions-League mit­spielen. Vor allem wenn Südstaula­gen anrollen, versinkt das Skigebiet oft­mals binnen weniger Tage unter einer dicken Schneedecke.

Livigno besteht im Grunde genommen aus zwei Teilen: Mottolino auf der öst­li­chen Seite des Tals und Carosello 3000 auf der westlichen. Beide sind mit der neuen zusätzlichen Bus­linie „The Link“ miteinander verbunden, sodass man von einer Talseite auf die andere ab dieser Saison nur noch zehn Minuten benötigt.

Freeride-Potential

Wir wollen unseren Freeski-Streifzug auf der Mottolino-Seite starten und einen einfacheren Run zum Aufwärmen wählen. Mit dem Sessellift Monte Sponda geht es bis auf 2.700 Meter Höhe, von hier aus müssen die letzten 80 Höhenmeter selbst bewältigt werden. Wir wollten uns ohnehin aufwärmen, oder? Von hier aus geht es den Hang in Richtung Nordwesten hinunter, wobei man sich immer in Richtung Sessellift orientieren kann. Bei der Monte-Sponda-Talstation mündet die Freeride-Abfahrt in die Piste. Generell ist das Gelände in Mottolino etwas we­niger fordernd und bietet für Ein­stei­ger den optimalen Playground. Doch auch ambitionierteren Powder-­Jüngern bietet diese Seite das passende Terrain. Die Hänge hinunter ins Vallaccia-Tal beinhalten eine unglaubliche Fülle an unterschiedlichsten Runs. Diese sollte man sich aber womöglich für den Nachmittag aufsparen, denn der Rückweg nach Livigno gestaltet sich zumeist etwas langwieriger.

Foto: Samuel Confortola

Powder Days

Eine schlüssige Überleitung von „langwierig“ auf „kurze Nacht“ zu kreieren sprengt hier wahrscheinlich den Rahmen – wir machen es also kurz und knackig. Frühaufsteher, ­aufgepasst: An den sogenannten „Powder Days“ öffnet die San-Rocco-Bahn auf der Ca­rosello-3000-Seite bereits um halb acht Uhr morgens, damit ihr der Free­ride-­Konkurrenz einen Schwung vo­raus seid. Bevor ihr euch gierig in das eisige Weiß schmeißt, bleibt aber noch Zeit, um den Sonnenauf­gang am „Freedom Eagle“, dem höchs­ten Punkt von Carosello 3000, bei einer heißen Tasse Tee zu genießen. Wie ihr euch denken könnt, gibt es für diese kollektive Tiefschneeparty keinen fes­ten Zeitplan. Ob ein „Powder Day“ wäh­rend eures Aufenthalts in Livigno statt­findet, verrät euch die Webseite des Resorts.

Foto:Roby Trab

Carosello 3000

Wir wären sicherlich nicht eure Partner in Crime, würden wir nicht auch auf dieser Talseite einen genialen Run aus dem Hut zaubern, zumal ihr euch eh schon beinahe am Ausgangs­punkt für einen absoluten Klassiker be­fin­det. Von der Bergstation der Ca­rosello-3000-Gondel geht’s zum Federia-Sessellift. Oben angelangt seht ihr schon in südlicher Richtung den 2.904 Meter hohen Piz Cantone. Nach einem 40-minütigen Hike solltet ihr dort am Gipfelplateau stehen und habt die Qual der Wahl: entweder über die Süd­hänge zurück nach Livigno oder in die entgegengesetzte Richtung bis hi­nunter nach Forcola abfahren. Um von da wieder zurück nach Livigno zu gelangen, benötigt man entweder ein dort zuvor abgestelltes Auto oder den Skibus, der in regelmäßigen Abständen fährt.

Wir hatten zu Beginn Livigno etwas Ex­travaganz attestiert. Diese dürfen all diejenigen auskosten, die zu faul zum Hiken sind und sich schon immer den Traum vom Heli-Skiing erfüllen wollten. Dieser Spaß ist natürlich nicht ganz günstig, aber zumindest einmal im Leben muss man sich von einem Hub­schrauber auf einen einsamen Gipfel geschaukelt lassen haben.

Freeride Project

Um Freeriden in Livigno so sicher wie möglich zu gestalten, stellen Chef Dr. Fabiano Monti und sein Freeride-Project-Team täglich den italienischen und schweizerischen Lawinenlagebericht zur Verfügung und ergänzen ihn um die aktuelle örtliche Schneedeckenstabilität. Der Bericht wird jeden Abend um 18 Uhr freigeschaltet und bei entsprechenden Witterungsänderungen bis zum folgenden Tag um acht Uhr morgens überarbeitet. Abrufbar ist der Bericht auf www.livigno.eu  und über die kostenlose „MyLivigno“-App. Jeden Sonntagabend laden die lokalen Bergführer zudem zum Freeride-Meeting in der Brauerei „1816“, zeigen Gästen den Umgang mit ihrem La­winen-Equipment und klären über Verhaltensweisen im freien Skiraum auf.

Foto: Samuel Cofortola

Mottolino Snowpark

Foto: Snowpark Mottolino

Vom Luxus wollen wir uns aber schnell wieder verabschieden und zurück auf den Boden der Tatsachen kommen. Wobei das bei dem folgenden Thema nicht ganz einfach sein wird, denn was Livigno in Sachen Snowparks auf die Beine stellt, kann sicherlich nicht dem gewohnten Rahmen entsprechen. Definitiv nicht, denn schon seit 20 Jahren mischt Mottolino beim Rennen um das beste Freestyle-­Set-up in Europa mit. Der Snowpark erstreckt sich über eine Fläche von 120.000 Quadratmetern, die vergleichbar mit etwa 30 Fußballfeldern ist. Der Park hat fünf verschiedene Lines, passend für jedes Niveau, von XS bis XL. Schneekanonen sorgen für optimale Schneebedin­gungen während der gesamten Saison bis in die legendären Spring Ses­sions hinein.

Livigno hat neben Park und Freeride aber auch sonst noch einiges zu bieten, denn die Zollfreiheit macht Ausgehen und Tanken – natürlich auch Alkohol – sehr günstig in dem kleinen Dörfchen. Ob eher relaxt bei einem leckeren Dinner oder mit etwas mehr Druck in der Kehle in einem der sieben Pubs/Clubs, im Ort findet sich für jede Kehr das passende Getränk. Wobei – an einem „Bombar­dino“, dem absoluten Special Livignos, kommt sicherlich keiner vorbei.

Alles über Livigno auf einen Blick

Resort

Website: www.livigno.eu
Höhenlage: 1.816 bis 2.798 Meter
Open: bis Ende April
Liftanlagen: 6 Umlaufgondeln, 14 Sessellifte, 12 Schlepplifte
Pisten: 115 km präparierte Abfahrten

Events

26.-29.03.19 Freestyle European Cup
30.03.-06.04.19 La Skieda

Tickets

1 Tag 49 Euro (Erwachsene), 35 Euro (Jugendliche)
6 Tage 242 Euro (Erwachsene), 184 Euro (Jugendliche)

Foto: Samuel Confortola

Mottolino Snowpark

Set-up: bis zu 50 Obstacles

Freeride

+ Heli-Skiing
+ Powder Days

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