Thomas Laakso ist der VP Product & Operations bei DPS und erklärt uns im exklusiven Interview die Vorzüge der neuen Pagoda-Modelle sowie weitere interessante Fakten über den Skihersteller aus Salt Lake City.
In Sachen Carbon-Bauweise im Skisektor macht DPS keine andere Brand etwas vor. Die Crew um Gründer Stephan Drake hat bereits vor 15 Jahren angefangen, mit dem porösen Material zu experimentieren. Seither hat die Brand aus Salt Lake City viele Grenzen im Skibau durchbrochen und den Weg für Nachahmer geebnet. Wir haben Thomas Laakso zur neuesten Entwicklung namens Pagoda im DPS-Technologiekosmos interviewt.
Interview: Thomas Laakso über die Pagoda-Modelle, den DPS Skischuh und den Standort Salt Lake City
Zweifellos könnte man dich als Ski fahrenden Daniel Düsentrieb bezeichnen, denn unzählige Konstruktionen im Ski- und Schuhbereich stammen aus deiner Feder. Wie bist du eigentlich bei DPS in Salt Lake City gelandet?
Die Cartoon-Referenz beschreibt mich tatsächlich recht treffend. Als ich sieben Jahre alt war und meine Kumpels entweder Gärtner oder Pilot werden wollten, träumte ich bereits davon, eigene Skier zu entwerfen. Über ein Jahrzehnt später wählte ich meine Universität aufgrund der Tatsache, dass die Western Washington University in Bellingham nur eine Stunde von Mt. Baker entfernt liegt, und dort schneit es bekanntlich mehr als sonst wo in den USA.
Nach dem Abschluss meines technischen Studiums hatte ich bereits einen Fuß in der Luft- und Raumfahrt und den anderen in einem High-End-Unternehmen für Kohlenstofffasern. Das führte dazu, dass ich mit Freunden beschloss, die Raumfahrttechnologie zu nutzen und die erste Prepreg-Snowboardfabrik zu gründen. Okay, es waren nicht Skier, wie ich’s mir in der ersten Klasse vorgestellt hatte, aber auch nicht so weit davon entfernt.
Zu DPS bin ich dann vor ungefähr drei Jahren gestoßen und habe so den Kreis für mich schließen können. Im Team versuchen wir, die fortschrittlichste Ausrüstung herzustellen und dabei sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch nachhaltig zu produzieren.
Mit der „Pagoda Tour“ und der „Pagoda Piste“ finden wir zwei neue Skiserien anstelle der Modelle „Cassiar“ und „Tour 1“. Wie lange habt ihr am neuen Projekt gearbeitet?
Einer unserer Gründer und Skidesigner, Peter Turner, glaubt seit unseren Anfängen vor über 15 Jahren an die Vorteile von Carbon. Als er und Stephan Drake sich zusammentaten, begannen sie mit der Suche nach neuen Möglichkeiten, um den Skibau zu perfektionieren. Nach den letzten beiden Jahren intensiver Forschung sind wir diesem Ziel mit der Pagoda-Technologie definitiv näher denn je.
Mit dem „Pagoda Tour“ präsentiert DPS einen Ski mit Eigenschaften, die in dieser Gewichtsklasse bislang noch nicht erhältlich waren. Der Kern der Konstruktion besteht aus einem neuen Carbon-Laminat, zwei Holzsorten und dem einzigartigen Aerospace-Grade-Schaum. Bei der Pistenvariante verzichten wir auf den Schaum und verwenden mehr Holz.
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<p><a href=“https://vimeo.com/233334744″>THE SALT LAKE CITY FACTORY – DESIGN + ROOTS + ENGINEERING</a> from <a href=“https://vimeo.com/dpsskis“>DPS SKIS</a> on <a href=“https://vimeo.com“>Vimeo</a>.</p>
Wie habt ihr es geschafft, die Pagoda-Konstruktion an die beiden ganz unterschiedlichen Bereiche Skitouren und Pisten anzupassen?
Wir waren schon immer für unsere Innovationen in der Formgebung bekannt. DPS hat im Powder mit speziellen Rocker-Shapes dazu beigetragen, Freeriden voranzutreiben. Weniger aufregend für Freeskier, aber maßgeblich verantwortlich für diese Entwicklung war ein schmaler Pistenski, der als erstes Carbon-Modell ein neues Zeitalter einläutete.
Shaping hat so viel mit der Leistung auf weichem Schnee zu tun, doch Technologien wie zum Beispiel die Verwendung von Kohlefasern haben ihre Relevanz maßgeblich auf der Piste.
Hat euch der neue Standort eurer Fabrik in Salt Lake City bei der Entwicklung geholfen? Schließlich können Prototypen in Alta oder Snowbird schnell getestet werden.
Wir bauen schon seit Langem Skier in Utah. Vom Makro- bis zum Mikrostandpunkt haben wir ein gutes Verständnis für die Gestaltung des Gesamtbilds. Wir tauchen immer tiefer ein in die Thematik und werden immer besser mit der Auswahl an Materialien, aus denen diese Formen entstehen. Aber als wir vor einigen Jahren begannen, wirklich tiefer in die einzelnen Schichten dieses Skis und ihre Wechselwirkungen einzutauchen, wurde sehr deutlich, dass wir, um wirklich von der positiven Wirkung der Hightech-Carbon-Laminate zu profitieren, im Kern innovativ sein mussten.
Und ja, wir mussten eine neue Fabrik bauen, um der Kommerzialisierung dieser Kerntechnologie Rechnung zu tragen. Ich sage gerne, dass wir jetzt alles tun, außer unsere eigenen Bäume zu züchten. Aber auch das wäre sicherlich höchst interessant.
Arbeitet ihr immer noch an einem Skischuh? In einem Interview, das ich vor zwei oder drei Jahren mit Stephan geführt habe, sagte er, dass ihr am ersten DPS-Boot tüfteln würdet. Mit deinem Know-how – bei Black Diamond hast du mit dem „Factor“ einen der ersten tourentauglichen Freeride-Schuhe entwickelt – stehen die Zeichen auf Grün für etwas völlig Neues.
Ich war tatsächlich auf der Suche nach diesem perfekten Stiefel und bin weiterhin unzufrieden mit dem, was der Markt momentan hergibt, auch wenn der neue Lange „XT3“ meinen Wünschen am nächsten kommt. Die Boot-Zukunft bei DPS und das, woran Stephan bereits gearbeitet hat, sind derzeit auf Eis gelegt. Wir wollen uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: extrem hochwertige Skier bauen.
Wo steht DPS deiner Meinung nach in fünf Jahren?
Die Geometrie-Freakshow ist noch nicht vorbei. Wir haben im letzten Jahrzehnt eine wahrhaft revolutionäre Periode von abgefahrenen Shapes durchlaufen, auch wenn Modelle wie der „Lotus“ im Grunde eine moderne Reproduktion von 5.000 Jahre alten Ski-Relikten sein könnten, die man aus Hochmooren in Lappland graben würde. Dennoch ist unser Auftrag hier noch nicht getan.
Es gibt definitiv immer noch Potenzial bei der Konstruktion und der Technologie, das in die richtige Form gepresst das Gefühl des unbeschwerten Gleitens verbessern würde. Ich hoffe, dass DPS in fünf Jahren weiterhin einen positiven Beitrag zu diesem Sport leisten wird, den wir lieben. Dass wir genügend Schnee in den Bergen haben, um unserer Leidenschaft dort freien Lauf zu lassen, und dass ich einen Weg gefunden habe, wie ich dauerhaft in den unglaublich beeindruckenden Alpen leben kann.
Lass uns noch kurz auf das Thema Phantom eingehen: Bei uns in Europa steht die Community eurer Belagbehandlung noch etwas zurückhaltend gegenüber. Wie ist die Lage in Nordamerika gegenüber dieser innovativen Belagbehandlung?
Zweifelsohne ist Phantom in Nordamerika schon über das Stadium der Early Adopters hinaus und wird in der Community angenommen. Als EU-Bürger mit finnischen Wurzeln und doppelter Staatsbürgerschaft hab ich aber schon häufig miterlebt, wie in den USA ein neues Produkt unglaublich gehypt wurde, wie sich dann aber beinahe genauso schnell ein Paradigmenwechsel vollzogen hat.

Europa ist womöglich neuen Entwicklungen gegenüber anfangs nicht so offen, dafür geht es aber nachhaltiger und mit mehr Geduld an viele Sachen heran. Klar ist, dass Heiß- oder auch Hartwachs nach Tagen seine Leistungsfähigkeit verliert. Phantom trägt also dazu bei, dass weniger Parafin verwendet werden muss und weniger davon in der Natur verteilt wird.
Der DPS „Pagoda Tour 112 RP“ 2021 im Detail

Der Schlüssel zu der starken Performance des „Pagoda Tour“ liegt zum einen in der Wahl der Materialien und zum anderen in der Art, wie sie geschichtet sind. Indem DPS Carbon-Laminat mit einer Kombination aus Espen- und Paulownia-Holz sowie Aerospace-Grade-Schaum – der unglaubliche physische Eigenschaften mit geringem Gewicht vereint – paart, entsteht eine besondere Alchemie.
Das Ergebnis ist eine ganz eigene leichte Bauweise mit optimaler Kraftübertragung und homogener Dämpfung und kann es in puncto Performance bei der Abfahrt mit pistenorientierten Modellen aufnehmen.
Specs: DPS „Pagoda Tour 112 RP“
- Längen: 158, 168, 178, 184 cm
- Shape: 140/112/125 mm (178 cm)
- Radius: 15 m (178 cm)
- Preis: 1.299 Euro
Der DPS „Pagoda Piste 90 RP“ 2021 im Detail

Mit seinen 15 Jahren Erfahrung hat DPS eine völlig neue Methode erschaffen, Kern, Seitenwände und Laminate zu einem zusammenhängenden Element zu verbinden. Wie beim „Pagoda Tour“ werden zwei Lagen Carbon mit einem Holzkern verbunden. Das Aufregendste an dieser Konstruktion ist die einzigartige Art, wie der Kern geschaffen wurde. Im Fall der neuen Pagoda-Konstruktion hat DPS eine zweite Holzlage hinzugefügt, die horizontal laminiert wurde und auf dem vertikal laminierten Kern sitzt. Die Jungs aus Salt Lake City wollten somit die Torsionssteifigkeit erhöhen, was ihnen bestens gelungen ist.
- Längen: 152, 157, 165, 171, 178, 184 cm
- Shape: 119/90/106 mm (178 cm)
- Radius: 15 m (178 cm)
- Preis: 1.299 Euro
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