Nur wenige wissen, dass sich der ehemalige Ski-Bum und Tech-Nerd Stephan Drake hinter DPS verbirgt. Wir haben den Mastermind der edlen Latten vors Mic geholt und ihn zu seiner Brand befragt.

Hi Stephan! Es scheint, als ob DPS den Sprung von einer Core-Brand zu einer Marke geschafft hat, die über die Freeski-Grenzen hinaus seine Fans gefunden hat. Letzten Winter haben eure Latten das komplette Schaufenster vom Münchner „Sport Schuster“ einge­nommen – und dieser Shop ist nicht für seine progressive und junge Käuferschaft bekannt, sondern punktet in erster Linie mit hochwertigen und hochpreisigen Produkten. Was, glaubst du, war der Unterschied zu den Armadas, 4Frnts, Lines und wie sie alle heißen?
Hi Roman! Da steigst du aber gleich mit einer Frage ein, die sich nur sehr schwer beantworten lässt. Ich glaube, wir unterscheiden uns nicht grundlegend von allen anderen Marken, denn jeder Konstrukteur versucht sicherlich, den bestmöglichen Ski zu bauen. Auf genau der gleichen Mission sind auch wir unterwegs. Wir wollen mit den hochwertigsten Materialien in Verbindung mit den neuesten Technologien die besten Skier bauen.

Rider: Stephan Drake
Location: Kagura, Japan

Gerade durch die frühzeitige Verwendung von Carbon haben wir womöglich den richtigen Riecher gehabt und uns eine Art Entwicklungsvorsprung erarbeitet, um die aktuellen Bedürfnis­se der Käufer besser zu be­dienen als die Konkurrenz. Vielleicht. Unsere Fans verbindet alle eine sehr leidenschaftli­che und persönliche Verbindung mit dem Skisport – und wo­möglich auch mit der Kunst. Aus diesem Grund sind unsere vergleichsweise hochpreisigen Modelle einfach ein notwendiges Werk­­zeug, mit dem ein jeder seine individuelle Art, Ski zu fahren, optimal in den Schnee zaubern kann. Da will keiner sparen.

Glaubst du, dass sowohl Oskars Bilder als auch eure Webisoden einen maßgeblichen Teil dazu beigetragen haben, die ganz spezielle DPS-DNA an die Öffentlichkeit zu transportieren?
Unbedingt! Wie du schon gesehen hast, setzen wir weder bei unseren Bildern noch bei unseren Videos auf die krasseste Action. Wir wollen Emotionen transportieren, Geschichten erzählen und unsere Fans in Situationen entführen, in denen sie sich eventuell selber sehen können. Dafür ist die Äs­the­tik von Oskars „Schneegemälden“ ein unglaublich effizientes Medium. Wir sind uns vor Ewigkeiten als Ski-Bums in Engelberg über den Weg ge­laufen. Ich auf der Suche nach dem besten Powder und er bewaffnet mit einer seiner ersten Spiegelreflexkameras, um als Skifotograf Fuß zu ­fassen.

Rider: Stephan Drake
Location: Silverton, CO

Wir haben von Anfang an gefühlt, dass wir das gleiche Verständnis von unserem Sport hatten – was die ­reine Performance betrifft, aber auch wie man diese Leidenschaft und die faszi­nierenden Momente in einem Bild festhalten müsste. Seither ist Oskar ein fester Bestandteil von DPS. Wir arbeiten bei allen Anzeigen, Prospekten und Kampagnen ausschließlich mit sei­nen Bildern, was uns als Marke un­glaub­lich stilsicher rüberkommen lässt. Vielleicht ist das ein entscheidender Baustein, der mit zu unserem Erfolg beigetragen hat.

Rider: Stephan Drake, Rob Liberman, Mark Smith
Location: Haines/AK

Da wir schon bei den Anfängen sind: Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, mit DPS deine eigene Marke zu gründen?
In den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren war ich komplett da­rauf aus, den perfekten Schnee­be­din­gungen nachzujagen. Mein ganzes Leben hatte ich dem perfekten Turn vers­chrieben. Die DPS-Story begann schließlich im Sommer 1999, als ich in Las Leñas Cyrille Boinay kennenlernte. Wir beide hatten die Vision, ähnlich wie Snowboarder über den Powder zu surfen. Bis dato hatte aber keine der aktuellen Marken ein Modell im Sortiment, das unserer Art des Skifahrens entsprach. Vorerst blieben un­sere Bedürfnisse nach geeigneten Spielgeräten unerfüllt, also mussten wir uns mit dem begnügen, was der Markt hergab, um das nach unseren Vorstellungen dann etwas zu modi­fi­zier­en. Damals verpassten wir 110-Mil­li­meter-Rossignol-„Axioms“ futuristi­sche Rocker und lackierten sie mit pro­gressiven Designs.

Die französischen Latten waren zu dieser Zeit die breitesten Modelle, die es überhaupt gab. Eines Tages schaute ich im Sessellift auf meine Skier und wurde mir des Aufwands bewusst, den ich in die Anpassung meiner eigenen Powder Weapons investierte. Wir mussten also unsere eigenen Skier bauen – das stand irgendwann fest. Ebenso, dass unsere Skier leichter als alles bislang Produzierte sein sollten. Unser Weg führte uns schließlich 2002 zu Dave Goode, der als Pionier für Wasserski aus Carbon die Lösung für unser Prob­lem sein sollte. Der neue Werkstoff feierte bereits im Segeln und im Biken erstaunliche Erfolge.

Nach einer Entwicklungszeit von gerade einmal vier Monaten waren die ersten Drake­boinay- oder db-Prototypen fertiggestellt und konnten getestet werden. Dabei handelte es sich um extrem breite, aber erstaunlich leichte Bretter aus Carbon, die fast alle herkömmlichen Freeride-Skier schmal aussehen ließen. Zur gleichen Zeit experimentierte übrigens Shane McConkey mit Volant an seinem „Spatula“ herum. Die Zeit für eine Veränderung war also reif. Inzwischen hatten sich Oskars und meine Wege gekreuzt und 2005 gründete ich schließlich DPS. Jetzt fühlte sich alles richtig an.Wieso hattet ihr euch schon zu die­ser frühen Zeit für Carbon entschieden? Soweit ich weiß, wart ihr damals die erste Marke, die dieses neue Material in den Skisport transferierte.
Die Vorteile lagen damals für uns auf der Hand. Ein Carbon-Ski katapultierte die Konstruktion von Skiern ins 21. Jahrhundert und ist in allen Bereichen einem herkömmlichen Ski überlegen. Er ist stabiler und dabei 40 Prozent leichter, er ist laufruhiger, torsionssteifer und besticht zusätzlich durch einen präzisen Flex, der mit herkömmlichen Bauweisen so nicht zu erreichen ist.

Rider: Piers Solomon, Olof Larsson, Zack Giffin
Location: Mt Baker

Gerade als Visionär hat man aber doch mit vielen Problemen zu kämpfen. Was waren die größten Hürden, die du mit DPS und der Ver­wendung von Carbon nehmen musstest?
Das größte Problem war und ist immer noch, die unterschiedlichen Materialien perfekt aufeinander abzustimmen. Holz, Carbon, Prepreg oder Fiberglas – alle haben extrem unterschiedliche Eigenschaften und ihre ganz individuellen Vor- und Nachteile. Um den idealen Mix herauszufinden, bedarf es extrem viel Zeit und Erfahrung. Ein weiteres Problem stellt dann der eigentliche Vorgang des Verleimens dar. Unter Druck und Temperatur reagieren all diese Komponenten unterschiedlich und können bei einer falschen Dosierung ihre positiven Cha­rakterzüge verlieren. Ein großer Schritt war aber mit Sicherheit auch, die Produktion 2013 aus Fernost wieder zurück in die Staaten zu holen. Hier in Utah können wir viel schneller in die Produktion eingreifen, einen hohen Standard halten und auch an neuen Prototypen arbeiten.

Was war letztlich ausschlaggebend für den Standort Salt Lake City, wo sich euer Headquarter und eure Produktion befindet?
In den frühen Jahren hatten wir eine utopische Vision davon, dass wir alle von Laptops aus arbeiten könnten, um völlig frei dem Powder um den gesamten Globus nachzujagen. Es stellte sich jedoch bald heraus, dass das eine etwas naive Idee war. Wir brauchten ein Hauptquartier und spielten zuerst mit dem Gedanken, unsere Base in einer Stadt in den Bergen wie Jackson/Wyoming oder ähnlichen Vertretern aufzubauen. Am Ende entschied aber wohl der ultimative Komfort, den Salt Lake City einem Skiunternehmen bieten konnte, uns in Utah niederzulassen: die kurzen Entfernungen zwischen Fabrik, Powder und Flughafen, die ver­fügbaren Ressourcen und die vergleichsweise günstigen Kosten im Vergleich zum teuren Pflaster der Skimetropolen.

Also seid ihr hier den bequemen Weg gegangen. Vielleicht erklärt das, warum ihr euch das Leben bei eurer Ski Range etwas schwerer macht. Ihr produziert eure Modelle bekanntermaßen in zwei un­ter­schied­lichen Varianten. Blickt da der Käufer eigentlich noch durch?
Das hoffen wir jedenfalls. Seit jeher wollten wir unsere Skier genau an die individuellen Bedürfnisse der Skifahrer anpassen. Diese Idee hatte ich damals bei den Surfern geklaut, bei denen an das Riding angepasste Unikate etwas völlig Normales sind. Mit db haben wir genau diesen Weg verfolgen wollen, was bei den kleinen Margen sogar noch zu stemmen war. Ab einer gewissen Stückzahl kannst du aus rein wirtschaftlichen und auch technologischen ­Gesichtspunkten­ ­dieses­­ Ideal aber nicht mehr verfolgen.

Rider: Stephan Drake
Location: Haines, AK

Aus diesem Grund haben wir uns für diesen Weg entschieden. Mit der Foundation- und der Alchemist-Bauweise haben wir zwei Varianten eines Skis, die neben dem Preis auch ein recht unterschiedliches Fahrverhalten an den Tag legen. Wer die volle und äußerst dynamische Carbon-Performance sucht, der greift zu einem Alche­mist-Modell. Wer es etwas günstiger und moderater bevorzugt, ist mit einem Ski aus der Foundation-Serie besser beraten.

Der Erfolg scheint dir auch bei dieser Ent­scheidung recht zu geben. Du gehst außerdem in Bezug auf dein Team unkonventionelle Wege: Im Gegensatz zu vielen anderen Brands verzichtest du auf die in­ter­na­tional angesagtesten Pros, die ausschließlich mit ihrer harten Action durch die sozialen Netzwerke geistern und in den großen Movie-Produktionen ihre fetten Parts haben.
Wir verfolgen eine andere Strategie mit unseren Team-Ridern, die wir im Übrigen Koalas nennen. Wir wollten mit dieser Namensgebung etwas von der Ernsthaftigkeit und dem Hype nehmen, den andere Brands um ihre Aushängeschilder veranstalten. Klar, Skifahren hat eine ernste und unglaublich intensive Komponente, gleichzeitig ist unser Sport – oder die Ak­tivität an sich – auch völlig sinnfrei. Genau diesen Widerspruch wollen wir mit dem Bezeichnung „Koala“ aus­drü­cken. Natürlich sind unsere Koalas alle extrem talentierte und stylishe Rider, doch im Gegensatz zu anderen Brands suchen wir nicht nach neuen Fa­milienmitgliedern. Die Rider kommen über unterschiedlichste Wege zu uns. Wir teilen alle miteinander das gleiche Verständnis von Ästhetik, was die Kommunikation untereinander ungemein vereinfacht, um den Spirit unserer Marke mit der Welt zu teilen.

Rider: Stephan Drake
Location: Haines, AK

Was willst du mit DPS in Zukunft noch erreichen?
Wir wollen mit DPS natürlich weiter wachsen. Im Grunde genommen müssen wir sogar wachsen, um die ge­stiegene Nachfrage mit einer angepassten Produktivität zu begleiten. Das können wir nur, wenn wir unser Business nachhaltig betreiben und in einem gesunden Maß wachsen. Ein Schritt, um dieses Ziel zu erreichen, war sicherlich auch die erfolgreiche Einführung von Phantom.

Rider: Stephan Drake, Pete Turner
Location: Ogden, UT

Zusammen mit Dr. Jeff Bates, der als Professor der Materialwissenschaften an der University of Utah arbeitet, haben wir über drei Jahre an diesem Projekt gearbeitet. Mit dem Phantom Permanent Waxless Glide können wir in Verbindung mit Sonnenlicht den Skibelag auf seiner molekularen Struktur verändern, sodass seine Gleiteigenschaften verbessert werden und er nicht mehr gewachst werden muss. Inzwischen haben wir auch eine spezielle UV-Box für Skier entwickelt, um die Skier unabhängig vom Sonnenlicht in den Shops mit Phantom behandeln zu können. Wenn das System angenom­men wird, wie wir hoffen, bringt das DPS einen gewaltigen Schritt nach vorne.

Neben diesem schlecht „greifbaren“ Produkt arbeiten wir seit Jahren noch an eigenen Ski-Boots. Ich glaube, wir sind da schon recht weit fortgeschritten und es wird nicht mehr lange dauern, bis wir auch dieses Baby auf den Markt schmeißen können. Natürlich fließt unsere Haupt­energie nach wie vor in die Ver­besse­rung von Skikonstruktionen. Zusammen mit Konstrukteur Peter Tur­ner tüfteln wir unentwegt an der neuen Zusammensetzung von Materialien, um unsere Skier noch besser performen zu lassen.

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