Obwohl ein großer Teil meiner tiefgreifenden Wurzeln dem HIPHOP verschrieben sind, wird das hier keine Hymne über Wu.Tang, 2Pac oder über die restlichen Wortakrobaten. Die folgenden Worte, Zeilen und Absätze enthalten auch keine fetten Reime oder Zitate von Ol´dirty. Bastard, sondern hinterfragen die finanziellen Aspekte unserer Szene, gepaart mit einem Hauch von Patriotismus.

Gerötete Augen, einen trockenen Hals von der Klimaanlage und schmerzende Beine. Die momentan einzige Beschäftigung ist der kleine Bildschirm vor meinen Linsen auf dem eine scheinbar unendliche Vielzahl von Unterhaltungsmöglichkeiten auf mich wartet. Jeder, der schon mal auf die himmlischen Wolken herab sah, weiß wovon ich spreche.

Ich sitze eingezwängt in einem Flieger von Bangkok nach Dubai. Meine Freundin und ich verbrachten eine wunderbare Zeit in Neuseeland und waren nun auf dem Weg in Richtung Heimat. Um der flachwitzigen Unterhaltung im Flieger zu entgehen, packte ich mir das „New Zealand SKIER“-Magazine mit in mein Handgepäck.

Auf Seite 28 entdeckte ich einen interessanten Artikel. Die Überschrift lautete: „SNOW PARK NZ / END OF AN ERA“. Da ich vor 4 Jahren selbst noch das Vergnügen hatte, ein paar unvergessliche Runden in diesem Snowpark zu drehen, verfolgten meine Augen jedes einzelne Wort das auf diesen Seiten geschrieben war. Insider wissen bereits, dass auf dem ehemaligen Parkgelände nun Autos getestet werden und vereinzelte Racer-Trainingsgruppen dort noch trainieren dürfen. Aber wie kam es dazu?

Ja, der Park ging pleite obwohl in den Monaten Juni/Juli/August/September kein Park dieser Welt mehr Edits in die Netzwerke warf als die Legende namens „SNOWPARK NZ“. Viele Pro´s filmten dort auch Part´s für ihre Movies… nun kommt leider das ABER… aber kostenlos.

Die laufenden Kosten, ohne größer Einnahmen einzusacken zu können, ruinierte den Parkbetreiber. Alle wollten dort auf die Kosten des Parks filmen und trainieren.

Wer ist also Schuld an dem Untergang dieses Freeskier-Kulturerbe?

Die Worte „Keep it real“ sind mehr als nur ein kurzer Satz. Aber leider werden diese Wörter zu schnell mit Hilfe eines Sponsorenvertrages ausgelöscht und vergessen. Es werden nicht mehr die „kleinen“ Brands unterstützt die unseren Sport geprägt und gepusht haben, sondern wir verschenken unsere werbewirksamen Medienauftritte den neuen profitorientierten Sponsoren.

Aber dank „Eat the ball“, Bogner, Colmar, etc. bekommen die Rider weiterhin ihren Sport bezahlt.

Ansonsten müssten Firmen wie APO mit solch einem Ausnahme-Rider wie Sammy Carlson nicht schon zum 3.mal Konkurs anmelden.

Die Skifilm-Produktionen werden immer größer, besser und teurer. Die Trip´s der Fahrer immer länger und aufwendiger. Die Contests immer extremer und kostspieliger… werden auf Grund dessen viel mehr Freeskis verkauft? Naja, ich glaube nein. Ansonsten müssten Firmen wie APO mit solch einem Ausnahme-Rider wie Sammy Carlson nicht schon zum 3.mal Konkurs anmelden.

Wie sagt man doch so schön: „Geld regiert die (Ski-) Welt“… leider!

Elias Ambühl ohne Clothingsponsor, Bene Mayr und Sammy Carlson ohne Skisponsor… wir reden hier nicht von Freizeitjibbern… wir reden hier von X.Games Gewinnern / Teilnehmern. Aber wenn deutschsprachige Nachwuchs-Freeskier(innen) von ihren Brillensponsoren 4-stellige Geldbeträge verlangen, wohin führt uns dann dieser Weg? Firmen müssen entscheiden, ob sich solch eine Investition überhaupt lohnt oder nicht.

Es stellt sich natürlich immer die Frage, ob diese Sportler auch den gewünschten Werbeeffekt erzielen, oder man ihnen nur ihr teures Hobby und eine lustige Jugendzeit finanziert.

Aber das, was unser Nachwuchs im TV zu Gesicht bekommt, füllt nur das heranwachsende FIS-Team und vermittelt nicht unseren Lifestyle & unser eigentliches Image.

In den letzen Monaten hörte man in vielen Interviews immer wieder den Satz: „Das macht unseren Sport bekannter.“ Wollen wir das wirklich? Wollen wir, dass kleine Kids den „Freestylern“ im Fernseher nacheifern und schön fleißig unsere Railabsprünge niederwalzen und im Schneepflug unsere Kickerlandungen runter rutschen?

Der Nachwuchs ist unsere Zukunft, kein Thema. Es gibt nichts Cooleres, als kleine motivierte Kid´s die in ihrem Nachbarsgarten auf selbstgebastelten Rails rumjibben. Aber das, was unser Nachwuchs im TV zu Gesicht bekommt, füllt nur das heranwachsende FIS-Team und vermittelt nicht unseren Lifestyle sowie unser eigentliches Image.

Findet die Freeridefraktion es gut, dass sich zweitklassige Skifahrer dank der neuen, fetten Powderlatten und der lauten Werbetrommel wie erstklassige Freerider fühlen und mit dem Ellenbogen Prinzip unverspurte Hänge kreuzen?

Soviel zum Thema: Wunsch nach Popularität.

Es wäre ratsam, einen gesunden Mittelweg zu finden, in dem die Freeski-Leistungssportler die das große Geld machen wollen und die kleinen Firmen, die ihre Skis gut verkaufen möchten, überleben und ihre Ziele verwirklichen können.

Wir sollten nicht vergessen, dank welchen Leuten / Marken unser Sport nun da ist, wo er ist. Sie haben den Sport aufgebaut und nicht nur ihr Geld, sondern auch ihr ganzes Herzblut investiert und rein gesteckt.

Unterstütz also euren Local-Shop und habt Spaß an unserem unbeschwerten und freien Sport!!

(Vielleicht ein zu großer) Patriot.

Harald Juen.

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