Skier zu wachsen gehört zu einer der lästigsten Angelegenheiten bei der Instandhaltung unseres Stuffs. Generell machen wir uns wohl zu wenig Gedanken um den Skibelag – sollten wir aber, verbindet er uns doch mit dem Schnee.
JE GLATTER, DESTO BESSER
Ein Babypopo sollte der Belag sein, damit dieser so wenig Reibung wie möglich mit der Schneeoberfläche generiert. Wenn es sich bei diesem Baby um einen Hai handelt, trifft die Aussage womöglich sogar zu, denn euer Belag sollte kleine Rillen in der Oberflächenstruktur aufweisen. Wozu? Wer schon einmal zwei Glasscheiben aufeinandergelegt und auf die untere vorher etwas Wasser gespritzt hat, der weiß, dass sich die beiden Scheiben regelrecht aneinander festsaugen. Man spricht dabei von der sogenannten Adhäsionskraft, die übrigens bei Fellen ohne Kleber dafür verantwortlich ist, dass diese nicht von euren Skiern fallen. Um genau diesem Festsaugen entgegenzuwirken, sollte eben eine Struktur in dem Belag sein, damit sich zwischen diesem und dem Schnee ein Luftpolster bilden kann, auf dem der Ski dann reibungsarm gleitet. Rennläufer verändern die Struktur übrigens je nach Schneetemperatur – je wärmer der Schnee ist, desto gröber wird die Struktur im Belag. Letzteres ist für uns Freeskier aber wohl eher eine unwichtige und vernachlässigbare Randnotiz.
HAUPTSACHE SCHWARZ
Klar, wer auf Metal steht und sich somit generell der schwarzen Farbe zum Ausdruck seines musikalischen Egos verpflichtet fühlt, für den kommen bunte Beläge natürlich nicht in Frage. Alle anderen haben die freie Wahl, sollten beim Skikauf lediglich das Material des Belags berücksichtigen. Um genau zu sein, eigentlich nicht das verbaute Material, weil die meisten Beläge aus Polyethylen bestehen, sondern die Art und Weise, wie dieses in Form gebracht wurde. Preiswerte Skier haben Beläge aus einem extrudierten Polyethylen. Das heißt, aus einer flüssigen Kunststoffmasse werden die fertigen Beläge als Platten gegossen. Diese Beläge sind jedoch relativ weich, empfindlicher gegen Kratzer und haben eine niedrige Wachsaufnahmefähigkeit. Bei gesinterten Belägen wird das verwendete Polyethylen nicht verflüssigt, sondern lediglich unter sehr hohem Druck zusammengepresst. Das mag zwar banal klingen, aber das Ergebnis dieses Produktionsverfahrens ist komplett unterschiedlich zum extrudierten Belag. Bei mikroskopischer Betrachtung eines gesinterten Belags stellt man fest, dass dieser überall kleine Ritzen und Poren hat. Durch diese Poren kann das Wachs tief in den Belag eindringen, der Belag bekommt die Fähigkeit, sich mit Wachs vollsaugen zu können, und erhält dadurch eine höhere Gleitfähigkeit.
IMMER WACHSEN
Generell ist Wachsen natürlich nie verkehrt, doch auch die hochwertigen gesinterten Beläge altern und werden mit zunehmendem Alter grau. Mit der Zeit stellen sich nämlich immer mehr mikroskopisch kleine Härchen auf, die den Belag dann heller erscheinen lassen. Dieser Pelz macht den Ski durch die erhöhte Reibung langsamer. Durch regelmäßiges Wachsen kann dieser Prozess zwar etwas verlangsamt werden, doch aufhalten kann man diesen nicht. Wenn wir von Wachsen sprechen, handelt es sich um erhitztes und verflüssigtes Paraffin, das in die Zwischenräume der Belagstruktur fließt und somit das Material wieder etwas elastischer macht – eine kleine Verjüngungskur quasi. Schaden kann so etwas nicht, aber irgendwann ist euer Belag eben reif fürs Altersheim und ihr solltet euch gegebenenfalls nach einer neuen Latte umsehen.
NO WAXING
Das muss auch nicht die perfekte Lösung sein. Seit dieser Saison sind ja die Jungs von Melt auf dem Markt, die mit ihrem neuartigen Belag aus Nivylen gegen die traditionellen Modelle aus Polyethylen anstinken wollen. Ob ihr Belag hält, was er verspricht, also dass er entgegen den traditionellen Kunststoffen eben nicht mehr ausbleicht und dadurch mit der Zeit immer langsamer wird, wird uns die Zukunft weisen. Sicher ist aber, dass gerade in diesem Punkt noch viel Potenzial zu stecken scheint.
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