PRIME SKIING MAGAZINE #26
PRIME SKIING Magazine #26
In meinem letzten Editorial habe ich noch die Tatsache abgefeiert, dass beim Freeskiing jeder seine ganz individuelle Art des Skifahrens erfinden und zelebrieren darf – und dass erst diese Vielfalt auf zwei Brettern unseren Sport dazu gemacht hat, was er heute ist. Den Beweis für diese Behauptung durfte ich erst Anfang Februar wieder beim Freeriden in Südtirol erleben. Für eine Story in den Dolomiten wollte ich mit zwei Pros auf Bilderjagd gehen, um das Potenzial der fotogenen Berge mit meiner Kamera einzufangen. Freundlicherweise hatte uns Gröden einen Guide gestellt, der uns seinen heimischen Spielplatz präsentieren durfte.
Seit Mitte Dezember hätte es zwar nicht mehr wirklich geschneit, erklärte uns der Local, dafür aber auch nicht bis in hohe Lagen geregnet wie jenseits des Brenners. Zudem sei in den nordseitigen Rinnen sicher noch Powder zu finden. Nach einem halben Tag wurde uns die örtliche Definition von Powder bewusst, nachdem wir durch unglaublich schmale, enge Rinnen getrieben wurden, die beinahe senkrecht vom Sass Pordoi abfielen. Tatsächlich hatte der Wind einen Hauch von Triebschnee auf dem eisigen Untergrund abgeladen, was unserem Guide ein freudiges Funkeln
in die Augen zauberte. Erst am Abend, als wir die ambitionierten Runs inklusive Abseilen verarbeitet hatten, wurde uns klar, dass Freeriden hier Rinnenfahren mit einem ausgeprägten alpinen Charakter bedeutet, weil die geologische Struktur rund um den Sellastock genau diese Art des Skifahrens begünstigt – oder fast nur zulässt. Für unseren Local war es anfangs also gar nicht verständlich, dass wir nach freien Flächen suchten, um das unglaubliche Panorama mit SkiAction zu kombinieren, wo doch noch so viele extremere, aber befahrbare Risse im Sellastock auf uns warteten.
Nach zwei Tagen hatten wir es aber geschafft, ihm auch unseren Blick für das Gelände und unsere Art des Skifahrens näherzubringen und fuhren auch mal die vereinzelten offenen Runs unterhalb der Felsmassive. Von da an konnten wir gegenseitig von unseren Vorlieben profitieren. Und darum geht es letztlich doch, oder? Offen sein für Neues, anderen Mindsets ihren Raum geben und unvergessliche Erfahrungen sammeln. Genau das wünschen wir euch für den restlichen Winter. Ride on!
PRIME SKIING MAGAZINE #26 - Artikel Highlights
QParks Special
Mit 45 Parks in Österreich, Italien, Deutschland und der Schweiz sind QParks für eine durchaus ansehnliche Menge an Playgrounds in den Alpen verantwortlich. Zu den Projekten der Österreicher gehören zum Beispiel der Skyline Snowpark Schilthorn, der Snowpark Schöneben, der Superpark Planai, der Snowpark Alta Badia, aber auch der Penken Park in Mayrhofen, der Snowpark Kitzbühel, der Snowpark Obergurgl sowie der Blue Tomato Kings Park Hochkönig. Auf den folgenden Seiten stellen sich die Parks einzeln vor – schon recht sympathisch, wie wir finden.
E-Bike Skitour
Der Siegeszug der E-Bikes macht auch bei uns Freeridern nicht halt. Viele von uns reißen im Sommer mit ihren Akku-Bolzen ein Vielfaches an Trail-Kilometern ab - im Vergleich zu herkömmlichen Mountainbikes ohne elektronische Unterstützung. Warum sollte man diese technologische Entwicklung nicht auch zum Skitourngehen nutzen können? Man kann und es macht sogar Sinn, wie uns Philipp Müller zuberichten weiß.
Henrik Harlaut Interview
2016 erschütterte Henrik Harlaut gemeinsam mit Phil Casabon mit ihrem Movie „Be Inspired" die Community. Das Duo präsentierte ihre Interpretation von Freestyle-Skifahren und hob dabei den Sport auf ein bis dahin noch nicht gesehenes Level. Momentan produziert der Schwede abermals für ein zweijähriges Videoprojekt – und wir sind uns sicher, dass wir bei „Salute" wieder Zeuge eines Freeski-Meilensteins werden.
Klimawandel in den Alpen
Umweltkatastrophen, politische Entscheidungen zur Verlangsamung der Erderwärmung, Naturkatastrophen und nicht zuletzt polarisierende Umweltaktivisten – es vergeht kaum ein Tag, an dem in den Medien nicht die sich immer schneller zuspitzende Klimaproblematik mit all ihren Facetten thematisiert wird. Und auch bei uns Freeskiern wird natürlich fleißig über die Veränderungen des Klimas diskutiert – vor allem wenn frischer Powder wieder einmal auf sich warten lässt.
Um bei der nächsten hitzigen Debatte nicht wieder mit gefährlichem Halbwissen antreten zu müssen, füttert euch in der folgenden Story Lea Hartl mit dem notwendigen Know-how. Als passionierte Freeriderin und promovierte Glaziologin kann sie euch das extrem komplexe Sachgebiet so authentisch, fundiert und auf das Wesentliche reduziert vermitteln wie sonst nur wenige.
Ari Tricomi Interview
Ari Tricomi ist aus der Freeride World Tour kaum mehr wegzudenken. Mit zwei dritten und zwei ersten Plätzen dominiert die Italienerin die Big-Mountain-Contests, seit sie 2016 zum ersten Mal bei der Tour an den Start ging. Da sollte das Triple doch der nächste Schritt sein, auch wenn sich die 27-Jährige den Gesamtsieg nicht zum Ziel gesetzt hat.
Ein Blick hinter die Bergkulisse
Als Freeskier sind wir auf die Infrastruktur von Ski-Resorts angewiesen. Wir nutzen die Liftanlagen, um uns kräftesparend hinauf an die Freeride-Spots shuttlen zu lassen oder das Obstacle-Angebot in den Parks mit unseren Twins bearbeiten zu wollen. Dabei machen wir uns aber nur selten Gedanken darüber, was alles dazugehört, um ein Resort rentabel und gleichzeitig für den Gast attraktiv zu betreiben.
Wir haben durch ein Interview mit André Wellig (Leitung Marketing Jungfrau Region) und Gian Simmen (Verantwortlicher Snowpark Grindelwald First) einen Blick hinter die Kulissen in Grindelwald werfen dürfen.
PRIME SKIING MAGAZINE #26 Freetouring Skitest
Nachdem in der Kategorie der Freetourer in den letzten Jahren am meisten getüftelt wurde und die gesammelten Neuerungen dann auch auf andere Kollektionen übertragen wurden, ist die technologische Hexenküche etwas abgekühlt. Der Einsatz von Carbon hat sich bewährt und es gibt nur noch kleine Anpassungen, die möglich sind – so scheint es zumindest. Nach einer Periode voller Erfindungen in der Skikonstruktion dürfen wir den Ingenieuren getrost eine kleine Pause gönnen.
Erfreulich ist aber zu berichten, dass wieder mehr kleine Brands den Weg zum Test geschafft haben. Zag, Moonlight oder Icelantic seien hier genannt. Gerade die Core Brands waren es doch, die Freeskiing erst zu dem gemacht haben, was es heute ist. Mit kleinen Kollektionen, die speziell auf die Zielgruppe abgestimmt wurden, konnte sich unser Sport rasant entwickeln, bis auch die Platzhirsche der Skiindustrie das Potenzial der „neuen" Bewegung für sich erkannt haben.
In Zeiten des Individualismus haben sich viele Freeskier wohl wieder ihrer Wurzeln besonnen und unterstützen diese kleinen Brands. So muss das sein.