Unser Sport hat noch keine Geschichte, die über Generationen weiter gegeben worden ist und kein Kind kann bisher sagen… „Mein Daddy WAR ein Freeskier.“
Die wegweisenden Schritte in den erwachsenen Kinderschuhen des Skibusiness:
Shanghai Six, White Shine, Long Story Short, Turbo, After Dark, Happy Dayz, Session 1242, Revolver, Seven Sunny Days, Yearbook, WE: A Collection of Individuals, …
Mein gestapelter DVD Turm neben der leicht verstaubten weißen Xbox liest sich wie eine wertvolle Comicbuchsammlung eines Brillen tragenden Nerd´s. Nur mit dem Unterschied, dass wertvolle Comic´s in luftdichter Folie verpackt schon über Jahrzehnte in den Regalen wohlhabender Sammler stehen und meine DVD´s abgegriffen und zerkratzt gerade mal 12 Jahre in meinem Wohnzimmer herum liegen.
Unser Sport hat noch keine Geschichte, die über Generationen weiter gegeben worden ist und kein Kind kann sagen… „Mein Daddy WAR ein Freeskier.“
….wir sind ja auch teilweise Pistenbenützer und nahe Verwandte des klassischen Stockeinsatz-Wedlers….
Böse Zungen werden jetzt behaupten: „Nö nö Harald, der Ursprung unseres Sports reicht in die 1920er zurück und der Schöpfer des Freestyle-Skiing ist der norwegische Olympiasieger und Weltmeister im alpinen Riesenslalom von 1952 Stein Eriksen!“ Das ist und bleibt zwar unser Ursprung, wir sind ja auch teilweise Pistenbenützer und nahe Verwandte des klassischen Stockeinsatz-Wedlers, aber wir werden immer der rebellisch Neffe sein, der in seiner eigenen Welt lebt und sich alle Freiheiten nimmt, die er braucht.
Jeder Schritt unserer Szene ist ein Schritt der ersten Generation. Pioniere auf den Twintips oder den fetten Powderlatten mischen immer noch fleißig mit und zeigen den jüngeren Skidudes, dass das „NEW“ in dem Namen „NEWSCHOOLERS“ immer noch gleich frisch ist wie zu Beginn unserer Zeit.
… besitzen wir dann überhaupt noch eine Seele namens Patriotismus?
In den letzten Jahren wurde in unzähligen Diskussionsrunden, Blogs und Magazinen über Themen wie Tightpants, No-Pole-Riding oder Olympia heftig diskutiert, aber im hier und jetzt ist es egal ob ein Prorider mit oder ohne Stöcke unterwegs ist und die Minderheit der Tightpant-Träger ist aus unserer Welt kaum mehr weg zu denken. Solche Luxusprobleme versinken über die Jahre in den Tiefen unserer Geschichte, aber sie prägen auch die Zukunft unseres Sports.
Nur das Thema Olympia klingt immer noch leise durch die geschriebenen Zeilen der Rider-Interviews und den Statements von LaFamilia. Wir konnten uns nur mit Müh und Not von der restlichen Skifamilie trennen und wurden aber nun auf ein Familientreffen mit Buckelpistenfahrern, Skirennläufern, Skispringern und Skicrossfahrern nach Russland eingeladen. Schließt sich nun der Kreis unserer Entwicklung und sind wir nun da wo wir immer sein wollten, oder haben wir unsere Seele verkauft? Wenn internationale Freeskigrößen aber sponsorentechnisch zu Highsociety-Marken wechseln – besitzen wir dann überhaupt noch eine Seele namens Patriotismus? Oder ist Olympia ein Geschenk mit einem Preisschild auf dem unsere Freiheit stand? Alles hat ein Ende nur die Twintip´s haben zwei – oder wie ging dieses Sprichwort nochmal? Warten wir einfach ab, wie sich die Freeski-Chronik entwickelt und ob in 4-12 Jahren dieses Thema immer noch seine Kreise ziehen wird.
Ich kann mich noch sehr gut erinnern, als Powderlatten noch eine Mittelbreite von 95mm hatten und die Jacken nicht zu lange, sondern einfach nur zu groß waren. Wenn man bedenkt, dass eine der größten reinrassigen Freeskimarken Armada erst 2002 gegründet worden ist, wird einem erst klar, dass die Zeitspanne zwischen den ersten CORE-Twintips und den jetzigen Hightech-Ultralight-Honeycomb Latten nicht soooo groß sein kann. Es gibt momentan keine bessere und schönere Zeit ein Freeskier zu sein um die moderne Skitechnik und den Fortschritt unserer Produkte zu genießen und mitzuerleben. Ob Rockerlatten oder 5-Dimenson-Shapes… viele helle Köpfe werkelten Jahre lang an der Zukunft, die wir nun „Gegenwart“ nennen dürfen!
Freesking; der Jungbrunnen und das Geheimnis unserer ewig strahlenden Jugend. Sich ein Leben lang mit Seele und Geist jung zu fühlen und für alle Zeit ein Teil einer großen Familien zu sein, in der die Natur und die Freundschaft an erster Stelle steht. Wenn man keine Gesprächsthemen suchen muss, sondern immer die selbe Sprache spricht. Wenn einem beim nächtlichen Schneefall die Beine kribbeln und die Saisonskarte bereits im Oktober die Jackentasche nicht mehr verlässt. Genau dann weißt du, dass es in unserem Leben immer etwas geben wird, was uns glücklich macht und uns den Rest der Welt vergessen lässt!
One World // One Family
Harald Juen