Südtirol steht für die meisten von uns für die Dolomiten. Doch Italiens nördlichste Provinz hat noch vieles mehr zu bieten als die schroffe Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen. Einen Abstecher ins Ahrntal sollte beispielsweise jeder Freeskier einmal gemacht haben, denn dort befinden sich nicht nur die Base von Markus „Makke“ Eder, sondern auch feinstes Terrain im Backcountry und ein fetter Park.
Das Ahrntal ist ein nördliches Seitental des südtirolerischen Pustertals und liegt zwischen dem Pfunderertal im Westen und dem Antholzer Tal im Osten. Dabei ist es umgeben von rund 80 Dreitausendern der Zillertaler Alpen im Norden und der Venedigergruppe im Süden, auf die man insbesondere vom Talschluss aus einen grandiosen Ausblick hat. Wir haben Markus nach seinem Home-Spot befragt und versucht, ihm ein paar Secret Spots aus der Nase zu ziehen.
Das Ahrntal: Markus Eder über seine Heimat und ihre vielfältigen Möglichkeiten
Hi Markus! Du warst diesen Sommer doch sicherlich auch in den Anden und hast dir den fetten Powder gegeben, den Argentinien und Chile abbekommen haben, oder?
Diesen Sommer habe ich leider keinen Trip nach Südamerika unternommen. Mit dem Völkl-Team hatte ich aber schon mehrmals in Bariloche die Gelegenheit, die ganz besonderen Vibes da unten genießen zu dürfen. Ich werde auch niemals das völlig abgedrehte Wetter vergessen, das innerhalb kürzester Zeit von -20 Grad und Schneesturm in sonnige 20 Grad Celsius springen kann.
Heuer musste eine Session in Zermatt genügen – die war aber auch wirklich geil! Dort habe ich mir ein paar Tage den Slush im Gletscherpark gegeben. Danach standen noch einige Tage Training auf dem Airbag an, auch das hat ziemlich Bock gemacht.
Ansonsten war ich hier bei mir zu Hause viel skaten, hiken, klettern oder habe sonstigen Sport getrieben, um mich so fit wie möglich zu halten. Ich habe ja inzwischen 32 Lenze auf dem Buckel und da muss man schon mehr Aufwand betreiben, um gesund zu bleiben.
Dann hast du im Ahrntal alles um dich herum, um das Leben zu genießen – im Sommer wie im Winter. Oder ziehst du eventuell doch mal aus dem Tal weg?
Natürlich nicht! Abgesehen davon, dass wir hier bei uns wirklich wunderschöne Berge haben, die zum Skifahren, Klettern, Tourengehen und für alles Mögliche super sind, habe ich meine Freunde und Familie hier. Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich einfach wohl. Wenn man einen Ort so gut kennt wie ich das Tal hier, ist es sogar noch mal schöner.
Skiworld Ahrntal: Ein Blick auf die Skigebiete Speikboden und Klausberg
Wo bist du denn unterwegs, wenn du auf Skiern bist?
Ich wohne mehr oder weniger genau zwischen den Skigebieten Speikboden und Klausberg. Beide haben sich übrigens 2016 zur Skiworld Ahrntal zusammengeschlossen. Ich verbinde mit beiden Resorts wirklich viel. Speikboden ist zwar näher und sonniger, aber den Großteil meiner Zeit habe ich am Klausberg verbracht. Dort hat sich mit dem Snowpark eine ziemlich coole Szene entwickelt und Freunde fürs Leben haben sich gefunden.
Speikboden und Klausberg: Zwei unterschiedliche Skigebiete im Ahrntal
Wie könnte man die zwei Resorts kurz beschreiben?
Die beiden Talstationen liegen nur zehn Kilometer auseinander, dennoch könnten die Skigebiete nicht unterschiedlicher sein.
Der Speikboden ist mit seinem deutlich flacheren Gelände eher etwas für Genussskifahrer, die auf Sonne und ein grandioses Panorama stehen. Doch auch hier gibt es abseits einiges zu holen. Man kann vom Skigebiet aus Richtung Weißenbach hiken, dem Skitourenmekka von unserem Tal.
Mit The North Face haben wir da vor einiger Zeit einen ziemlich coolen Kurzfilm auf der Fadner Alm produziert. Das Gelände kann ich nur empfehlen.
Das Skigebiet Klausberg hingegen ist beinahe komplett nordseitig ausgelegt. Dadurch ist es dort gerade zu Beginn der Saison schattig und es kann schon ziemlich zapfig werden. Ich als Freerider bin natürlich froh um diesen Kühlschrank, denn so bleiben die Schneebedingungen extrem lang konserviert. Es käme mir also nicht in den Sinn, den Klausberg auf die gegenüberliegende Talseite in die Sonne zu verfrachten.
Außerdem haben wir einen sehr geilen Snowpark und ich bin schon gespannt auf die neue Zehnergondel „Sonnen“, die gerade gebaut wird und im Dezember in Betrieb genommen wird. Die Bahn führt etwas höher hinauf als der alte Dreiersessellift. Das bringt einen, wie der Name schon vermuten lässt, auch schon im Frühwinter in die Sonne, wo man bei genialem Panorama etwas chillen kann.
Freeriden im Ahrntal: Markus Eder über seine Lieblingsruns und das Gelände
Genug gechillt! Sag mal, hast du eigentlich einen Favorite Run am Klausberg, wenn es richtig gedumpt hat?
Nur einen..? Es gibt schon ziemlich viele geniale Runs dort; man muss halt wissen, wo man sucht. Aber wenn ich mich auf einen beschränken müsste, dann wäre es ein sehr spezieller, der auch in meinem „Ultimate Run“-Video zu sehen ist.
Video: Markus Eder – The Ultimate Run
Ich bin richtig glücklich, dass wir genau diesen mit in die Produktion aufnehmen konnten. Wenn es fett gedumpt hat, warten dort feinste Features und Drops, die man in einer Line nehmen kann.
Ich will euch aber nicht wirklich verraten, wo genau sich dieser Powder Park befindet. Ich kann nur so viel verraten, dass er sich irgendwo am K2-Lift versteckt.
Lawinensicherheit im Ahrntal: verantwortungsvolles Freeriden
In zahlreichen Destinationen Italiens ist Freeriden nicht so gern gesehen oder gar gesetzlich verboten. Eine landesweite Regelung gibt es da nicht. Wie wird das bei euch in Klausberg gehandhabt?
Bei uns ist es eigentlich genau so wie bei den österreichischen Nachbarn aus Tirol. Auch bei uns sichert der Betreiber die vielen Hänge im Skigebiet sehr gewissenhaft gegen Lawinenabgänge. Die Kombination aus nördlicher Exposition und steilem Gelände macht diese Aufgabe nicht gerade einfach.
Letztlich ist der Freerider wie beinahe überall für sich selber verantwortlich und muss das nötige Know-how zur Einschätzung der Lawinensicherheit und die entsprechende Schutzausrüstung mitbringen.
Leider verirren sich auch bei uns ab und an Leute ins Gelände, die dort einfach nichts zu suchen haben. Ich bin mir dann nicht zu schade und machen ihnen klar, dass sie mit ihrem Verhalten nicht nur sich, sondern auch andere gefährden. Klausberg ist sicherlich keine klassische Freeride-Destination mit unendlich vielen Backcountry-Möglichkeiten wie zum Beispiel Verbier, was mir schlussendlich aber auch lieber ist.
Funtaklaus: Der Snowpark im Ahrntal und seine Entwicklung
Du hattest eben schon vom Snowpark gesprochen. Was kannst du uns über den „Funtaklaus“ erzählen?
Der Snowpark „Funtaklaus“ ist das Herzstück der Freestyle-Szene im Ahrntal. Der Park wurde damals, als ich ins Lager der Freeskier gewechselt bin, von der Aasche Snowboard Crew initiiert und dann von uns allen Jahr für Jahr aufgebaut. Im Sommer haben wir also die Rails selber zusammengeschweißt und so Schritt für Schritt das Areal zu einem richtig geilen Playground werden lassen.
Heutzutage ist ja alles etwas reglementierter und TÜV-Standards wollen eingehalten werden. Aus diesem Grund greifen uns die Jungs von F-Tech Snowparks mit der Planung und dem Aufbau unter die Arme. Für den kommenden Winter ist übrigens ein fettes Upgrade geplant. Jeder Shredder ist bei uns willkommen!
Skitouren im Ahrntal: Markus Eder über die besten Tourenrouten
Wie sieht’s denn bei euch im Tal eigentlich in Bezug auf Skitouren aus?
Ich kann definitiv sagen, dass wir hier ein ziemlich geniales Tourengelände haben. Schon früh in der Saison finden sich viele kürzere, aber schneesichere Touren, die von den Skigebieten aus easy zu erreichen oder anderweitig gut angeschlossen sind. Und später im Winter wartet dann natürlich der Alpenhauptkamm auf euch.
Von Kasern am Talende führen unzählige Touren in das hochalpine Gelände. Da sind auch wirklich lange Varianten dabei, an denen man sich die Zähne ausbeißen kann. Der Ort ist übrigens ein beliebter Startpunkt für die „Hoch Tirol Skitour“ über den Großvenediger. Das ist zwar ein absoluter Klassiker, ich selbst war aber tatsächlich noch nie dort oben. Das steht allerdings definitiv noch auf meiner Hit-List. Das Beste sollte man sich bekanntlich für den Schluss aufheben.
Apropos Schluss: Lass uns abschließend doch noch kurz über deine Pläne für den kommenden Winter sprechen. Was steht da an?
Ich freue mich wirklich schon mega auf den kommenden Winter! Da stehen zwei Movie-Projekte an, die ich umsetzen will. Eines habe ich bereits in der letzten Saison mit TNF-Teammate Victor de Le Rue gestartet. Wir waren gemeinsam in Alaska beim Shooten und werden an diesem Projekt auch in der kommenden Saison basteln.
Das zweite Movie-Projekt ist noch top secret. Es steht außerdem etwas mit Red Bull im Aostatal an, was ziemlich reinhauen wird. Leider darf ich auch darüber noch nichts erzählen, kann’s aber kaum erwarten, dieses Projekt rauszuposaunen. Abgesehen von diesen Plänen bin ich ziemlich motiviert, meine Moves im Snowpark aufs nächste Level zu bringen und einfach so viel wie möglich auf den Skiern zu stehen.