Umgeben von 80 Dreitausendern begeistert das Ahrntal mit beeindruckenden Ausblicken und vielseitigem Terrain. Freeride-Pro Markus „Makke“ Eder nimmt uns mit in seine Heimat – und zeigt, warum dieses Tal für Freerider ein echter Geheimtipp ist.
Südtirol steht für die meisten von uns für die Dolomiten. Doch Italiens nördlichste Provinz hat noch vieles mehr zu bieten als die schroffe Gebirgsgruppe der Südlichen Kalkalpen. Einen Abstecher ins Ahrntal sollte beispielsweise jeder Freeskier einmal gemacht haben, denn dort befinden sich nicht nur die Base von Markus „Makke“ Eder, sondern auch feinstes Terrain im Backcountry und ein fetter Park.
Das Ahrntal ist ein nördliches Seitental des südtirolerischen Pustertals und liegt zwischen dem Pfunderertal im Westen und dem Antholzer Tal im Osten. Dabei ist es umgeben von rund 80 Dreitausendern der Zillertaler Alpen im Norden und der Venedigergruppe im Süden, auf die man insbesondere vom Talschluss aus einen grandiosen Ausblick hat.
Wir haben Markus nach seinem Home-Spot befragt und versucht, ihm ein paar Secret Spots aus der Nase zu ziehen.
Interview: Markus Eder und das Ahrntal – Ein Local erzählt von seiner Heimat
Markus, du hast im Ahrntal alles um dich herum, um das Leben zu genießen – im Sommer wie im Winter. Oder ziehst du eventuell doch mal aus dem Tal weg?
Natürlich nicht! Abgesehen davon, dass wir hier bei uns wirklich wunderschöne Berge haben, die zum Skifahren, Klettern, Tourengehen und für alles Mögliche super sind, habe ich meine Freunde und Familie hier. Ich bin hier aufgewachsen und fühle mich einfach wohl. Wenn man einen Ort so gut kennt wie ich das Tal hier, ist es sogar noch mal schöner.
Wo bist du denn unterwegs, wenn du auf Skiern bist?
Ich wohne mehr oder weniger genau zwischen den Skigebieten Speikboden und Klausberg. Beide haben sich übrigens 2016 zur Skiworld Ahrntal zusammengeschlossen. Ich verbinde mit beiden Resorts wirklich viel. Speikboden ist zwar näher und sonniger, aber den Großteil meiner Zeit habe ich am Klausberg verbracht. Dort hat sich mit dem Snowpark eine ziemlich coole Szene entwickelt und Freunde fürs Leben haben sich gefunden.
Wie könnte man die zwei Resorts in wenigen Worten beschreiben?
Die beiden Talstationen liegen nur zehn Kilometer auseinander, dennoch könnten die Skigebiete nicht unterschiedlicher sein. Der Speikboden ist mit seinem deutlich flacheren Gelände eher etwas für Genuss-Skifahrer, die auf Sonne und ein grandioses Panorama stehen. Doch auch hier gibt es abseits einiges zu holen. Man kann vom Skigebiet aus in Richtung Weißenbach hiken, das Skitourenmekka unseres Tals.
Mit The North Face haben wir da vor einiger Zeit einen ziemlich coolen Kurzfilm auf der Fadner Alm produziert. Das Gelände kann ich nur empfehlen!
Das Skigebiet Klausberg hingegen ist beinahe komplett nordseitig ausgelegt. Dadurch ist es dort gerade zu Beginn der Saison schattig und es kann schon ziemlich zapfig werden. Ich als Freerider bin natürlich froh um diesen Kühlschrank, denn so bleiben die Schneebedingungen extrem lange konserviert.
Es käme mir also nicht in den Sinn, den Klausberg auf die gegenüberliegende Talseite in die Sonne zu verfrachten. Außerdem haben wir einen sehr geilen Snowpark und ich bin sehr glücklich über die neue Sonnen-Zehnergondel, die vor einem Jahr im Dezember in Betrieb genommen wurde. Die Bahn führt etwas höher hinauf als der alte Dreiersessellift. Das bringt einen, wie der Name schon vermuten lässt, auch schon im Frühwinter in die Sonne, wo man bei genialem Panorama etwas chillen kann.
Genug gechillt! Sag mal, hast du eigentlich einen Favorite Run am Klausberg, wenn es richtig gedumpt hat?
Nur einen..? Es gibt schon ziemlich viele geniale Runs dort; man muss halt wissen, wo man sucht. Aber wenn ich mich auf einen beschränken müsste, dann wäre es ein sehr spezieller, der auch in meinem Video „The Ultimate Run“ zu sehen ist. Ich bin richtig glücklich, dass wir genau diesen mit in die Produktion aufnehmen konnten.
Wenn es fett gedumpt hat, warten dort feinste Features und Drops, die man in einer Line nehmen kann. Ich will euch aber nicht wirklich verraten, wo genau sich dieser Powder Park befindet. Ich kann nur so viel verraten, dass er sich irgendwo am K2-Lift versteckt.
In zahlreichen Destinationen Italiens ist Freeriden nicht so gern gesehen oder gar gesetzlich verboten. Eine landesweite Regelung gibt es da nicht. Wie wird das bei euch in Klausberg gehandhabt?
Bei uns ist es eigentlich genau so wie bei den österreichischen Nachbarn in Tirol. Auch bei uns sichert der Betreiber die vielen Hänge im Skigebiet sehr gewissenhaft gegen Lawinenabgänge. Die Kombination aus nördlicher Exposition und steilem Gelände macht diese Aufgabe nicht gerade einfach.
Letztlich ist der Freerider wie beinahe überall für sich selber verantwortlich und muss das nötige Know-how zur Einschätzung der Lawinensicherheit und die entsprechende Schutzausrüstung mitbringen. Leider verirren sich auch bei uns ab und an Leute ins Gelände, die dort einfach nichts zu suchen haben. Ich bin mir dann nicht zu schade und mache ihnen klar, dass sie mit ihrem Verhalten nicht nur sich, sondern auch andere gefährden.
Klausberg ist sicherlich keine klassische Freeride-Destination mit unendlich vielen Backcountry-Möglichkeiten wie zum Beispiel Verbier, was mir schlussendlich aber auch lieber ist.
Du hattest eben schon vom Snowpark gesprochen. Was kannst du uns über den Funtaklaus erzählen?
Der Snowpark Funtaklaus ist das Herzstück der Freestyle-Szene im Ahrntal. Der Park wurde damals, als ich ins Lager der Freeskier gewechselt bin, von der Aasche Snowboard Crew initiiert und ist dann von uns allen Jahr für Jahr immer weiter aufgebaut worden. Im Sommer haben wir also die Rails selber zusammengeschweißt und so Schritt für Schritt das Areal zu einem richtig geilen Playground werden lassen.
Heutzutage ist ja alles etwas reglementierter und TÜV-Standards wollen eingehalten werden. Aus diesem Grund greifen uns die Jungs von F-Tech Snowparks mit der Planung und dem Aufbau unter die Arme und setzen immer wieder coole Upgrades in die Wirklichkeit um. Jeder Shredder ist bei uns willkommen!
Wie sieht’s bei euch im Tal eigentlich in Bezug auf Skitouren aus?
Ich kann definitiv sagen, dass wir hier ein geniales Tourengelände haben. Schon früh in der Saison finden sich viele kürzere, aber schneesichere Touren, die von den Skigebieten aus easy zu erreichen oder anderweitig gut angeschlossen sind. Und später im Winter wartet natürlich der Alpenhauptkamm auf euch.
Von Kasern am Talende führen unzählige Touren in das hochalpine Gelände. Da sind auch wirklich lange Varianten dabei, an denen man sich die Zähne ausbeißen kann. Der Ort ist übrigens ein beliebter Startpunkt für die „Hoch Tirol Skitour“ über den Großvenediger. Das ist zwar ein absoluter Klassiker, ich selbst war aber tatsächlich noch nie dort oben. Das steht jedoch definitiv auf meiner Hit-List – das Beste soll man sich bekanntlich für den Schluss aufheben.