Das Montieren einer Skibindung mag auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, doch mit der richtigen Anleitung und ein wenig handwerklichem Geschick kannst du nicht nur Geld sparen, sondern auch mehr über deine Ausrüstung lernen. In diesem Artikel erfährst du Schritt für Schritt, wie du deine Bindung selbst montierst und welche Fehler du unbedingt vermeiden solltest, um sicher auf den Pisten unterwegs zu sein.
Skibindung selbst montieren: Geld sparen und lernen
Das Montieren einer Skibindung selbst kann nicht nur Geld sparen, sondern auch ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise deiner Ausrüstung bieten. Mit etwas Präzision und den richtigen Werkzeuge kann dies jeder selbst erledigen. In diesem Artikel führen wir dich durch jeden Schritt der Bindungsmontage und beantworten häufige Fragen, die bei der Montage von Skibindungen entstehen. Darüber hinaus beleuchten wir auch Spezialfälle bzw. Besonderheiten, wenn ihr z.B. eine Skibindung für Tourenski oder Parkski selbst montieren wollt.
1. Die richtigen Werkzeuge, Materialien und Infos
Wenn du deine Skibindung selbst montieren willst, benötigst du folgende Materialien und Werkzeuge:
- Ski & Bindung inkl. aller Schrauben (sowie sonstige Teile bei komplexeren Bindungen)
- Bohrmaschine mit skitauglichem Bohrer (idR 3,5mm für Holzkerne, 4,1mm für metallverstärkte Ski) und Anschlag
- Montageschablone für präzise Bohrungen
- Noch einfacher geht es mit einer passenden Bohrlehre
- Ski-Kleber bzw. wasserfester Holzleim, Loctite oder Universalkleber zur Versiegelung der Bohrlöcher
- Schraubendreher für die Bindungsschrauben mit Pozidriv-Kreuzschlitz Grösse 3 (PZ3). Einige Bindungen bzw. Bindungsschrauben benötigen einen Torx-Schraubendreher.
- Die Sohlenlänge eures Skischus
- Alternativ einen Messschieber zur Bestimmung der exakten Schuhsohlenlänge
2. Schritt-für-Schritt-Anleitung: Skibindung selbst montieren
Schritt 1: Skischuhsohlenlänge herausfinden durch messen oder ablesen
Bevor du mit der Montage beginnst, musst du die genaue Länge deiner Skischuhsohle kennen. Diese Angabe findest du oft auf der Ferse des Skischuhs, angegeben in Millimetern. Diese Länge ist entscheidend, um die Bindung richtig zu positionieren.
Schritt 3: Die richtige Bohrschablone finden
Jede Bindung benötigt zur Montage eine spezielle Montageschablone (auch Bohrschablone oder Bohrlehre genannt). Viele Hersteller bieten Papier-Bohrschablonen zum Ausdrucken an oder ihr guckt in diesen Google Drive Ordner. Dort liegen Vorlagen der gängigsten Bindungen zum Selberdrucken bereit. Ein Tabelle mit Links zu allen uns bekannten Bohrschablonen, findet ihr weiter unten.
Schritt 2: Ski und Bindung vorbereiten
Platziert den Ski sicher auf einer Werkbank oder zur Not auch auf dem Boden, und fixiere die Montageschablone auf dem Ski. Die meisten Skier haben eine Markierung für den empfohlenen Montagepunkt.
Je nachdem wo genau die Bindung auf dem Ski montiert wird, verändern sich die Fahreigenschaften teils drastisch.
Die angezeichneten Montagepunkte des Herstellers bieten eine gute Orientierung. Eure Vorliebe bzw. Nutzung des Skis bestimmt aber letztendlich die genaue Position der Bindung.
Wird die Bindung weiter hinten montiert, vergrößert sich der Auftrieb des Skis, was zum Beispiel beim Fahren im Tiefschnee hilfreich sein kann. Montiert man die Bindung weiter vorne, bekommt man mehr Druck auf die Schaufel und steigert die Verspieltheit des Skis. Dies kann zum Beispiel hilfreich sein im Park (dort empfehlen wir sogar eine Montage auf der rechnerischen Mitte des Skis) oder bei harten bzw. eisigen Bedingungen.
Wenn ihr nicht genau wisst, wo ihr die Bindung montieren sollt und den Ski als All-Rounder nutzt, könnt ihr mit dem empfohlenen Bindungsposition (häufig “Factory Recommended” genannt) zur Bindungsmontage nichts falsch machen.
Schritt 3: Löcher bohren
Der Montagepunkt entspricht der Schuhmitte eures Skischuhs. Wenn ihr eure Bindung nicht auf einem der vormarkierten Positionen montieren wollt, markiert ihr nun die von euch gewünschte Position. Dies kann z.B. einen Zentimeter hinter der Center Linie sein, wenn ihr zwar manchmal im Park fahrt, aber trotzdem den Ski auch auf der Piste fahren wollt.
Dann legt ihr die Borschablone entsprechend an der Markierung an und dann könnt ihr auch schon (nach erneuter Überprüfung, ob alles richtig sitzt) die Löcher bohren.
Achtung: Bevor ihr bohrt, überprüft noch einmal, ob die Bohrschablone richtig sitzt, nicht verrutscht ist und ihr die richtigen Löcher ausgewählt habt. Oft sind auf Bohrschablonen mehrere Löcher für verschiedene Bindungen eines Herstellers angezeichnet.
Tipps und Tricks welchen Bohrer man dafür verwendet und wie man nicht zu tief in den Ski bohrt (z.B. mit einem Tiefenbohrstopp oder Klebeband), findet ihr weiter unten.
Nach dem Bohren solltet ihr unbedingt darauf achten, dass in den Löchern keine Späne mehr sind. Am besten dreht ihr dafür zunächst den Ski um und klopft die Rest raus und wer auf Nummer sicher gehen will, hält noch kurz den Staubsauger an jedes Loch.
Falls die Bohrlöcher an den Rändern nicht ganz plan sind und zum Beispiel etwas von der obersten Schicht des Top-Sheets absteht, sollten diese Reste mit einem Teppichmesser o.ä. geglättet werden. Damit wird verhindert, dass ihr die Schrauben der Bindung nicht bis zum Ende eindrehen könnt bzw. dies nur sehr schwer geht. Ihr riskiert dann, dass die Löcher ausreißen und die Schrauben nicht mehr ohne weitere Maßnahmen halten.
Schritt 4: Bindung montieren
Fülle etwas Ski- bzw. Montagekleber oder wasserfesten Holzleim in die Bohrlöcher, um sie abzudichten und ein Eindringen von Wasser zu verhindern. Setze die Bindung ein und ziehe die Schrauben gleichmäßig fest.
Man kann hierfür zunächst einen Akku-Schrauber auf niedriger Stufe verwenden, bis die Schrauben fast ganz drin sind. Für die letzten Drehungen empfehlen wir dringend die Schrauben per Hand fest zuziehen. So wird ein Überdrehen der Schrauben vermieden. Ihr solltet zudem nicht mit voller Kraft zudrehen. Wenn ihr einen Drehmomentschlüssel habt, stellt ihn auf maximal 4Nm ein. Dieser Wert steht ebenfalls auf einigen Skiern.
Nachdem ihr die Schrauben festgezogen habt, darf zwischen Bindung sowie dem Ski kein Abstand mehr sein. Falls ihr eine der Schrauben doch überdreht, ist es noch ok, sind mehrer nicht fest, müsst ihr weitere Maßnahmen ergreifen.
Schritt 5: Z-Wert und Anpressdruck einstellen
Der Z-Wert bestimmt, wann die Bindung bei einem Sturz auslöst und muss entsprechend deiner Größe, deines Gewichts, deines Fahrstils und deines Könnens eingestellt werden.
Wie genau man den Z- oder auch DIN-Wert einer Bindung einstellt, erklären wir in einem anderen Artikel.
Wichtig: Um Versicherungsprobleme zu vermeiden, solltet ihr eure Bindung immer im Fachhandel einstellen lassen.
Darüber hinaus muss auch der Anpressdruck der Bindung eingestellt werden. Wie genau das geht, hängt vom Modell der Skibindung ab und steht in den mitgelieferten Dokumenten.
4. Sicherheitscheck nach der Montage
Nach der Montage solltet ihr vor allem die Funktion der Skistopper überprüfen. Wenn die Breite der Stopper nicht zur Breite des Skis passt, können sie entweder zu weit abstehen, dann riskiert ihr ein Verhaken der beiden Stopper auf der Piste. Wenn sie zu eng sind können die Stopper bei einem Sturz nicht nach unten ausfahren. Dann flitzt der Ski ohne euch Richtung Tal und kann unter Umständen andere Personen gefährden.
5. Fertig – Ab auf die Piste
Das war’s! Ihr habt es geschafft. Eine Skibindung selbst montieren ist nicht so schwer, wie man vielleicht am Anfang denkt. Wenn ihr euch noch unsicher seid, holt euch Hilfe von einem Freund und testet die Montage erst einmal auf einem alten Ski. Aber bitte macht niemals den Fehler und zahlt viel zu viel Geld in einem Laden für die Montage. Hier langen die Shops manchmal heftig zu und verlangen bis zu 80€ – das ist eindeutig zu viel!
Häufig gestellte Fragen zur Bindungsmontage
Wo finde ich eine passende Bohrschablone für meine Skibindung?
Hier! Wir haben für euch eine Liste mit 32 der gängigsten Skibindungen zusammengestellt, wenn ihr eure Bindung selbst montieren wollt und auf der Suche nach der passenden Bohrschablone seid.
Name der Bindung | Bohrschablone |
---|---|
Tyrolia Head Alpine | Zur Bohrschablone |
Tyrolia Head AAAttack Demo | Zur Bohrschablone |
Tyrolia Head AAAmbition | Zur Bohrschablone |
Tyrolia Head AAAmbition Carbon | Zur Bohrschablone |
Salomon Warden 11 | Zur Bohrschablone |
Salomon STH2 MNC | Zur Bohrschablone |
Salomon STH MNC | Zur Bohrschablone |
Salomon MTN | Zur Bohrschablone |
Salomon Guardian | Zur Bohrschablone |
Salomon Alpine | Zur Bohrschablone |
Salomon Rental | Zur Bohrschablone |
Rossignol FKS / Look Pivot | Zur Bohrschablone |
Rossignol Axial | Zur Bohrschablone |
Rossignol Axial2 / Look Pivot | Zur Bohrschablone |
Rossignol / Look Racing | Zur Bohrschablone |
Naxo NX01 | Zur Bohrschablone |
Marker Teen | Zur Bohrschablone |
Marker MSeries | Zur Bohrschablone |
Marker Jester Griffon Squire | Zur Bohrschablone |
Marker Duke EPF | Zur Bohrschablone |
Marker Duke Baron Tour | Zur Bohrschablone |
Marker Kingpin | Zur Bohrschablone |
G3 Onyx | Zur Bohrschablone |
Dynafit Speed G3 Onyx | Zur Bohrschablone |
Dynafit Superlight | Zur Bohrschablone |
Dynafit Radical | Zur Bohrschablone |
Dynafit Radical 2 | Zur Bohrschablone |
Dynafit Beast 16 | Zur Bohrschablone |
Dynafit Beast 14 | Zur Bohrschablone |
Dynafit Vipec | Zur Bohrschablone |
Diamir FreeridePro Eagle | Zur Bohrschablone |
Diamir Freeride Pro | Zur Bohrschablone |
Wie kann ich die Löcher von meiner alten Skibindung verschließen?
Wenn ihr eine neue Bindung auf einem Ski montieren wollt, auf der schon einmal eine andere Bindung montiert ist, solltet ihr unbedingt die alten Löcher verschließen.
Dazu habt ihr folgende Optionen:
- Im Fachhandel bzw. Skiladen eures Vertrauen nett nach speziellen Plastikstiften fragen, die in die Löcher eingesetzt werden können.
- Heißkleber
- 2 Komponenten Epoxidharz
Wie finde ich den Bohrdurchmesser und die Bohrtiefe zum Montieren einer Skibindung heraus?
Wenn ihr auf Skiern eine Bindung montieren wollt, müsst ihr, anders als bei Snowboards, die Löcher immer vorbohren. Dafür müsst ihr zwei Kennzahlen wissen: den Bohrdurchmesser und die Bohrtiefe. Diese beiden Zahlen stehen fast immer direkt auf dem Ski und sind in der Regel in Millimeter angegeben.
Typische Bohrdurchmesser sind 3,5mm, 3,8mm oder 4,1mm.
Muss ich einen speziellen Bohrer zum Montieren einer Skibindung benutzen?
Es ist ratsam, immer genau den Bohrer mit der korrekten Breite zum Bohren zu verwenden. Wenn ihr allerdings keinen passenden Bohrer zur Hand habt oder es einfach mal schnell gehen muss, könnt ihr auch einen leicht kleineren Bohrer nehmen. Für Löcher mit 3,8mm tut es auch ein Bohrer mit 3,5mm und für Löcher mit 4,1mm geht auch ein 4mm Bohrer.
Wie verhindere ich, dass ich zu tief bohre, wenn ich meine Skibindung selbst montiere?
Um zu tiefe Löcher und damit ein durchbohren bis zum Belag zu verhindern, könnt ihr einen speziellen Bohrer kaufen oder verschiedene Tricks anwenden:
- Spezieller Skibindungsbohrer in der richtigen Größe
- Bohrer mit Tiefenstopp
- Tape am Bohrer an der entsprechenden Tiefe anbringen
- Lüsterklemme an der entsprechenden Tiefe am Bohrer anbringen
Kann ich die Skibindung ohne Schablone montieren?
Theoretisch ja, aber es ist nicht ratsam. Eine Montageschablone sorgt für exakte Bohrungen und verhindert, dass die Bindung schief sitzt. Wenn ihr keine passende Schablone für eure Bindung finden konntet, werft einen Blick auf diesen Forums-Thread. Dort wird detailliert erklärt, wie man eine eigene Montageschablone erstellt.
Kann ich alte Löcher im Ski wiederverwenden?
Man kann definitiv einige Male eine Bindung ab- und wieder anmontieren, wenn man sie wieder ordentlich einklebt. Wenn ihr allerdings eine andere Skibindung habt oder die Sohlenlänge verschieden ist, dann müsst ihr neue Löcher bohren.
Was mache ich, wenn die Schrauben nicht richtig halten?
Sollten die Schrauben nicht fest sitzen, könnte das Bohrloch beschädigt sein. In diesem Fall kannst du das Loch mit Epoxidharz füllen und die Schraube erneut einsetzen, Inserts verwenden oder einen Fachmann aufsuchen.