Ural Freeski Train (4/6)
Sergei mit den großen Pranken und Schneemobilen
Unser Plan: Schneemobile leihen und ab ins Gebirge. Mathias hat an der verlassenen Zugstation Sob eine Unterkunft aufgetan. Was genau uns dort erwarten wird, wissen wir nicht – nicht mal Mathias, da dies sein erster Trip in diesen Teil Russlands ist. Unsere Reisegruppe von sechs Mann trifft also am Abend auf Sergei. Sergei sitzt vor uns und wir sind alle etwas eingeschüchtert. Ein Mann von bärenhafter Statur, die das Klischee eines groben Russen zu 100 Prozent erfüllt. Mit seinen gewaltigen Pranken, die wohl Handschuhe in Größe 13 benötigen, steht er vor uns und strahlt nicht gerade Freundlichkeit aus. Sergei führt die Crew von Schneemobilfahrern an, die uns die nächsten Tage begleiten wird.
Für ihn ist solch ein Trip mit Ausländern auch das erste Mal. Er lässt uns seine Skepsis spüren. Was genau wir in den Bergen mit unseren Skiern vorhaben, kann er wohl nur erahnen. Dennoch verspricht er, alles für die geplante Abfahrt am nächsten Tag zu organisieren. Der Wetterbericht für die nächste Woche sieht nämlich nicht so gut aus, sodass wir jede Chance auf Sonne nutzen wollen. Mit einer Mischung aus Vorfreude und flauem Gefühl geht es schließlich ins Bett.
Unser Trip führt uns ins absolut Unbekannte. Während unserer Recherche konnten wir keinen einzigen Post vom Freeriden in diesem Teil des Ural finden, sodass wir davon ausgehen, uns einige Erstbefahrungen auf die Fahne schreiben zu dürfen.
„Ein Mann von bärenhafter Statur, die das Klischee eines groben Russen zu 100 Prozent erfüllt.“
Sechs Uhr morgens – Abfahrt mit den Sleds. Diese Uhrzeit ist für uns Studenten eine Zumutung, aber eine Alternative haben wir nicht. Wir müssen früh los, um an diesem Sonnentag noch ein paar Schwünge in den Schnee ziehen zu können. Nachdem unser Gepäck sowie Proviant und Sprit auf den Anhängerschlitten verzurrt sind, geht es los. Jeder von uns hat einen russischen Riesen vor sich sitzen auf seinem Sled. Bei klirrender Kälte verlassen wir also Workuta in Richtung Eiswüste.
Alles flach bis auf die Berge östlich, die sich am Horizont beinahe schon zum Greifen nahe aus der Ebene erheben. Aber die Strecke zieht sich. Und bis wir den ersten Schnee unter unsere breiten Latten bekommen, vergehen etliche Stunden.