Seitenübersicht:

Pakistan – Skiing for Freedom

Tags da­rauf überqueren wir also noch einmal den Gletscher bis zum Einstieg ins Couloir. Dort tauschen wir die Ski gegen Steigeisen. Die Rinne ist steil und der Schnee perfekt, um Tritte zu schlagen – auch für eine Be­fah­rung sieht es sicher aus. Nur die Höhe macht uns zu schaffen, der Ausstieg der Rinne liegt immerhin auf knapp 5.500 Metern, was jeden Schritt unglaublich kräftezehrend gestaltet.

„Dieses Mal war es aber umgekehrt und wir hatten mit dem Skikurs ein Stück ­unserer Kultur ­mitgebracht.“

Nach acht mühsamen Stunden stehen wir endlich oben und die Aussicht raubt uns den Atem. Ringsherum reiht sich ein beein­dru­ckender Berg an den nächsten. Die Zeit drängt jedoch zur Abfahrt, der Rückweg ist noch lang. Wir stürzen uns in den Run und spüren, wie es uns in die Tiefe saugt. Es ist dieses Spiel mit der Schwerkraft, das wir Skifahrer so lieben – nur scheint diesmal die Schwerkraft die besseren Karten zu haben. Unseren kom­plett blauen Schenkeln müssen wir alles abverlangen, um gegen die Gravitation zu arbeiten. Unten dann übermannt uns der altbekannte süchtig machende Mix aus totaler Erschöpfung und Stoke – die Abfahrt inmitten der mächtigen pakistanischen Bergkulisse brennt sich uns tief ein.

Der Abschied

Nach einem herzlichen Abschied in Shimshal befinden wir uns schon wieder auf dem Heimweg und spulen die abenteuerliche Reise rückwärts ab: hinaus durch die enge Schlucht, durch die grünen Täler des Hunza und entlang des endlosen Karakorum Highway. Es bleibt also ausreichend Zeit, über das Erlebte zu reflektieren. Mir war sicherlich von Beginn an bewusst, dass dieser Ski-Trip anders würde – und so war es dann auch. Skireisen sind ja immer etwas Ein­zig­artiges, denn neben dem Skifah­ren darf man tief in fremde Kulturen ein­tau­chen.

Dieses Mal war es aber um­gekehrt und wir hatten mit dem Ski­­kurs ein Stück unserer Kultur mitgebracht. Es war schön mitzuerleben, wie die Pakistani aus ihrem Alltag ausbrechen konnten, wie sich die kindliche Freude ausbreitete und wie der gemeinsame Sport die ansonsten so strengen sozialen Strukturen ausgehebelt hat. Und so wurde mir ausgerechnet am anderen Ende der Welt vor Augen geführt, was wir manchmal vergessen: Skifahren ist – so kitschig das klingt – die pure Freiheit.

Werbung