Max Hitzig ist einer der aufstrebenden Stars der Freeride-Szene und hat es in kürzester Zeit geschafft, die Freeride World Tour zu erobern. Im Interview spricht er über seine Anfänge, die größten Herausforderungen und seine ambitionierten Pläne für die Zukunft.
Max Hitzig, ein aufgehender Stern in der Freeride-Szene, hat es in wenigen Jahren geschafft, sich einen festen Platz auf der Freeride World Tour zu sichern. Mit seinen beeindruckenden Leistungen und einer authentischen Persönlichkeit zieht er die Aufmerksamkeit auf sich. Im Interview spricht er über seinen Einstieg in die Freeski-Welt, seine größten Herausforderungen, Training und den Umgang mit Druck.
Max Hitzig: Vom frühen Einstieg ins Backcountry bis zum Freeride-Star
Max, erzähl uns, wie alles angefangen hat. Wann standest du das erste Mal auf Skiern?
Schon sehr früh! Mein Vater ist Bergführer, und er brachte mich das erste Mal auf Skier, als ich zwei Jahre alt war. Mit fünf oder sechs Jahren bin ich dann zum ersten Mal ins Backcountry gegangen. Das war der Beginn meiner Liebe zum Freeriden. Mein Bruder, der drei Jahre älter ist als ich, hat mir auch viel beigebracht. Ich habe immer zu ihm aufgeschaut und wollte genauso gut und schnell sein wie er.
Max Hitzig über den Weg vom Hobbysportler zur Freeride World Tour
Wie verlief der Übergang vom Hobbysportler zum professionellen Freerider?
Der Beginn meiner Karriere war definitiv herausfordernd, vor allem in Bezug auf die Suche nach Sponsoren. Aber ich habe einfach weitergemacht, hatte Spaß und fokussierte mich darauf, besser zu werden. Irgendwann hatte ich das Glück, einen Sponsor zu finden und in einem kleinen Skifilm mitzuwirken. So bin ich dann auch in die Freeride World Qualifiers eingestiegen, was letztlich den Start meiner Freeride-Karriere markierte.
Video: Der Run von Max Hitzig in Kicking Horse, Kanada, mit seinem legendären Backflip
Hattest du von Anfang an das Ziel, auf der Freeride World Tour zu starten?
Als ich 12 oder 14 Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal einen Freeride World Tour Contest gesehen und wusste, dass es mein Traum ist, dort zu starten. Allerdings habe ich damals nicht bei den Juniorenwettkämpfen mitgemacht, weil ich dachte, dass Comps nicht mein Ding wären.
Mit 19 Jahren entschied ich mich dann doch, es bei den Qualifiers zu versuchen und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es ist ein tolles Gefühl, im Startgate zu stehen und zu zeigen, was man draufhat.

Du hast es in nur drei Jahren auf die World Tour geschafft und direkt den Titel geholt. Wie hast du diese Zeit wahrgenommen?
Es ging tatsächlich alles ziemlich schnell. Nachdem ich ein paar Qualifiers gefahren bin, war ich auf der Tour und wusste, dass ich gewinnen wollte. Es ist ein unglaubliches Gefühl, dieses Ziel nach nur zwei Jahren auf der Tour erreicht zu haben.
Wer waren deine Vorbilder während deiner Karriere?
Ich bin in Montafon aufgewachsen, und ein lokaler Fahrer, Fabi Staudacher, war auch auf der Tour. Ich habe viel mit ihm im Winter trainiert, und er hat mir einiges beigebracht. Ein weiteres großes Vorbild ist Markus Eder. Er hat die Tour gewonnen und macht jetzt riesige Filmprojekte. Ich denke, die meisten Kids schauen zu ihm auf.

Was glaubst du, wissen die Leute nicht über dich?
Viele sehen mich in den Wettbewerben und denken, ich zeige keine Emotionen. Aber in Wirklichkeit bin ich ein sehr emotionaler Mensch. Wenn ich zu Hause Ski fahre, bin ich total locker drauf, mache ständig Quatsch und bin witzig. Das kommt im Fernsehen oft nicht rüber. Ich würde den Leuten gern zeigen, dass ich kein „Ski-Roboter“ bin.
Wie bereitest du dich körperlich und mental auf eine Saison vor?
Nach der Skisaison mache ich viel Training im Sommer. Ich laufe, fahre Rad und mache Hike & Fly – ich laufe den Berg hinauf und fliege dann mit dem Gleitschirm herunter. Das ist ein großartiges Training und macht mehr Spaß als runterzuwandern!
Kurz vor der Saison mache ich spezielles Skitraining und Krafttraining. Wenn mein Körper bereit ist, fühle ich mich auch mental bereit. Ich trainiere meinen Kopf nicht direkt – wenn ich körperlich fit bin, fühle ich mich stark genug.

Glaubst du, man kann auch ohne Sommertraining erfolgreich sein?
Es ist möglich, ohne intensives Sommertraining erfolgreich zu sein, aber wenn du ganz vorne mitfahren und den Sport weiterentwickeln willst, musst du auch im Sommer hart trainieren. Besonders jetzt, wo Freeriden in sechs Jahren olympisch wird, trainieren viele junge Fahrer extrem hart.
Hast du eine bestimmte Routine vor den Wettkämpfen?
Nicht wirklich. Ich versuche, so entspannt wie möglich zu bleiben und den Tag wie jeden anderen zu behandeln. Wenn ich Hunger habe, esse ich, und wenn nicht, dann nicht. Es gibt keine festen Rituale, die ich vor jedem Wettkampf durchziehen muss.
Wie Max Hitzig seine perfekte Line im Contest findet
Wie wählst du deine Line im Contest aus?
Wenn ich auf das Face schaue, suche ich immer zuerst die großen Cliffs. Ich versuche dann, möglichst direkt von Cliff zu Cliff zu fahren. Ich brauche jedoch immer viel Zeit zum Scopen. Mein Kumpel Valentin Rainer ist nach zwei Stunden fertig, während ich noch nach den perfekten Features suche. Aber am Ende bin ich immer zufrieden mit meiner Line.
Ändert sich dein Plan während des Wettkampfs?
Nein, ich habe immer einen Plan, den ich nicht ändere. Wenn ich mich einmal für eine Line entschieden habe, ziehe ich das durch.
Video: Der Run, der Max Hitzig zum Freeride Weltmeister 2024 krönte.
Max Hitzig über Risiko, Lawinensicherheit und Training
Wie gehst du mit Risiko um, vor allem in Bezug auf Lawinengefahr?
Jeder Tag auf dem Berg ist anders. Wenn die Schneebedingungen gut sind, kann man hart pushen, aber man muss immer die Sicherheit im Blick haben. Ich mache Lawinenkurse und bereite mich gut auf die Saison vor. Mein Vater hat mir als Bergführer viel über Sicherheit beigebracht.
Was war der beste Ratschlag, den du je bekommen hast?
Der beste Tipp war definitiv, mit 97% zu fahren. FWT-Kollege Markus Eder gab mir diesen Rat bei meiner ersten Freeride World Tour im Jahr 2022.
Er meinte: „Max, fahr mit 97% und du wirst gut abschneiden.“
Und tatsächlich, ich habe diesen Stopp gewonnen. Seitdem halte ich mich an diesen Rat, und es funktioniert!
Wie gehst du mit dem Druck in Wettkämpfen um?
Es ist nicht leicht, im Startgate zu stehen und den Druck zu spüren, vor allem, wenn die Leute erwarten, dass du große Sprünge machst. Aber ich weiß, was ich tue, und wenn meine Vorbereitung stimmt, gibt es keinen Grund, sich zu viel Druck zu machen.
Die Zukunft von Max Hitzig: Ziele, Solo-Projekte und Freeride-Filme
Was sind deine Ziele für die kommende Saison?
Letztes Jahr war mein Ziel, die Tour zu gewinnen, und das habe ich geschafft. Aber das Skifahren abseits der Tour hat mir gefehlt, und ich habe nicht wirklich Fortschritte gemacht. Dieses Jahr möchte ich mehr Spaß haben und mich als Skifahrer weiterentwickeln. Außerdem plane ich ein Solo-Filmprojekt.
Welche Ratschläge würdest du jungen Freeridern geben?
Habt Spaß und pusht euch in neue Bereiche. Crashes gehören dazu, aber sie sind auch der Schlüssel, um sich weiterzuentwickeln. Wenn man nicht fällt, lernt man nichts Neues.
Zum Abschluss: Was bedeutet Freeriden für dich?
Für mich ist Freeriden Freiheit. Du kannst tun, was du willst, und deinen eigenen Style zeigen. Es ist ein einzigartiger Sport, in dem man wirklich frei sein kann. Und auch wenn Freeriden jetzt mein Job ist, bleibt es für mich vor allem ein Hobby – und ich habe immer noch genauso viel Spaß wie früher.
Video: Der Weg von Max Hitzig zum Freeride Weltmeister 2024