UNTERHALB DES KAMMS BILDETE sich explosionsartig eine Anrisskante und der Hang wurde fast augenblicklich in die Schollen eines Schneebretts zerrissen. Über Nacht waren gut 45 cm Neuschnee gefallen und der frische Schnee gewann schnell an Speed, während er durch den offenen Kessel rauschte. Plötzlich erschien zwischen den ins Tal wirbelnden Schneeschollen ein großer, roter Ballon, der selbst in dem fahlen Morgenlicht gut zu erkennen war. Es sah aus, als würde er auf der Oberfläche des Schneebretts reiten.

Oben auf dem Kamm, in sicherer Entfernung, stand ein halbes Dutzend Skifahrer und schaute zu. An diesem stürmischen Tag im Winter 2012 war alles in Ordnung. Die Lawine wurde absichtlich von der Snow Basin Ski Patrol ausgelöst. Der rote Lawinenairbag, der aus den Schneemassen herausragte, war auf den Rücken eines Dummys geschnallt worden – nicht auf eine echte Person. Es war ein Test. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Black Diamond JetForce Technologie nur Theorie, Simulation und Hypothese. Dieses Schneebrett war der erste echte Test für das System – für diese revolutionäre Sicherheitsausrüstung. Und sie funktionierte.

0005_jetforce_car1_1920x750Lawinenairbags werden seit über 20 Jahren eingesetzt und im Gelände erprobt. Mit der Entwicklung der JetForce Technologie wollte Black Diamond aber nicht einfach eine weitere Option für Geländefahrer schaffen, sondern ein System entwickeln, das die zahlreichen Grenzen existierender Modelle überwindet. Das Vertrauen in Gaskartuschen hat die Weiterentwicklung der Airbag-Technologie lange Zeit begrenzt – die Rucksäcke dürfen nicht im Flugzeug transportiert werden, die Kartuschen müssen nach jedem Einsatz ausgetauscht werden und es gibt für den Nutzer des Lawinenairbags keine Möglichkeit das System vor einem Lawinenunglück zu testen oder die Auslösung zu üben. Deshalb entschieden die Black Diamond Produktentwickler – unter der Leitung von Pete Gompert – ganz von vorne zu beginnen. In diesem Fall bedeutete das, sich ein altes Computergebläse von der IT-Abteilung des Unternehmens zu erbetteln und es mit einer Plastiktüte zu präparieren.

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Gompert spielte mit verschiedenen Konzepten herum, die möglicherweise das bestehende System neu erfinden könnten – wie zum Beispiel chemische Reaktionen oder mechanische Federn. Aber nichts funktionierte. Dann stülpte er aus einer Laune heraus eine Mülltüte über das kleine Lüftungsgebläse eines Computers. Zu seinem Erstaunen füllte sich die Tüte in nur 10 oder 15 Sekunden mit Luft. Daraufhin machte sich das Team wieder an die Arbeit und organisierte einige starke Gebläse und einen hochstabilen Airbag. Die Füllzeit sank schnell auf nur wenige Sekunden.

TROTZDEM GAB ES IMMER NOCH EIN FEHLENDES GLIED IN DER KETTE. Während Black Diamond traditionell ein fundiertes Wissen über mechanische Systeme besitzt, brachte Pieps das elektronische Know-How in die Kooperation. Dank der großen Erfahrung des Unternehmens mit hochtechnischen, lebensrettenden elektronischen Systemen, die bei extremer Kälte funktionieren, leistete Pieps einen wesentlichen Betrag zur Entwicklung der JetForce Technologie.

„Das JetForce Gebläse erreicht 60.000 oder 70.000 Umdrehungen pro Minute und benötigt einen elektrischen Strom von 20 Ampere bei Kälte.“ sagt Gompert. Daher musste das System speziell für diesen Einsatz und von Grund auf neu konstruiert werden.

ALS EIN BRAUCHBARER PROTOTYP FERTIGGESTELLT WAR, wurde es Zeit für die üblichen Arbeitsschritte. Die Black Diamond Ingenieure in der Qualitätssicherung testeten das JetForce System bei fast allen Wetterbedingungen und unter allen möglichen Umständen. Dabei arbeitete Black Diamond nicht nur mit der Zertifizierungsstelle zusammen, um einen Standard für diese neue Technologie zu entwickeln, sondern gestaltete eine ganze Reihe von Simulationstests, die weit über die Zertifizierungsstandards hinausgehen – wie z.B. Verschleißtests des Rucksackmaterials und aller Einzelteile, Wasserdichtigkeitstests der Elektronik und gewichtsbelastete Kompressionstests des Airbags. Selbst das kleinste Teil der System-Hardware wurde tausenden Wiederholungen bei Strapazierfähigkeitstests ausgesetzt.

0313_jetforce_car1_1920x750“Die Standardtests gehen so weit, dass diese zusätzlichen Tests für eine Zertifizierung vielleicht nicht notwendig sind”, sagt Jon Coppi, leitender Ingenieur der JetForce-Qualitätsprüfung, “Aber wir denken, dass sie für einen Kunden, der das Produkt über seinen gesamten Lebenszyklus benutzt, unglaublich wichtig sind.“
Außerhalb unseres Testlabors setzte ein breit gefächertes und engagiertes Team die JetForce-Rucksäcke harten Praxistests aus – während zwei vollen Wintern und bei weit über tausend Testtagen weltweit.

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Coppi, selbst ein begeisterter Backcountry-Skifahrer, war einer der Praxistester. Er ließ sich freiwillig in einer Kontrollkammer unter mehreren Metern Schnee begraben, um sicherzustellen, dass JetForce die Luft auch aus komprimiertem Lawinenschnee ziehen kann. Die Ehre als Erster die JetForce Technologie in einer echten Lawine zu testen hat er allerdings an den Testdummy der Abteilung weitergegeben – aber er war bei den Skifahrern, die vom Kamm aus das Schneebrett für den ersten, echten Einsatz des JetForce-Rucksacks auslösten.

“An diesem Tag zeigte sich, dass es all die Arbeit wert war,” sagt Gompert. “Zu sehen, dass der JetForce als eine vollkommen neue Technologie Leben retten kann, hat uns alle harten Arbeitstage vergessen lassen.”

Text: Andy Anderson
Photograph: Scott Markewitz & Adam Clark
Video: Hennie Van Jaarsveld
Produktion: Advent Integrated

 Aufblasen und Entleerung Bei Auslösung füllt ein batteriebetriebenes Düsenstrahl-Gebläse den 200-Liter Airbag mit Luft aus dem umliegenden Rucksack. Der Airbag ist innerhalb von 3,5 Sekunden vollständig aufgeblasen. Der ersten Füllung folgt ein punktueller Wiederherstellungszyklus, um den aufgeblasenen Zustand, auch im Falle eines Risses zu erhalten. Nach einer Minute und 30 Sekunden setzt der Volumen-Erhaltungszyklus ein, um die Leistungsfähigkeit des Airbags zu erhalten. Da die JetForce Technologie Luft aus einer unbegrenzten Quelle zieht, kann das System sicherstellen, dass der Airbag den gefüllten Zustand beibehält.. Nach drei Minuten im gefüllten Zustand wendet sich das Gebläse und der 200-Liter Airbag entleert sich automatisch.

Aufblasen und Entleerung
Bei Auslösung füllt ein batteriebetriebenes Düsenstrahl-Gebläse den 200-Liter Airbag mit Luft aus dem umliegenden Rucksack. Der Airbag ist innerhalb von 3,5 Sekunden vollständig aufgeblasen.
Der ersten Füllung folgt ein punktueller Wiederherstellungszyklus, um den aufgeblasenen Zustand, auch im Falle eines Risses zu erhalten. Nach einer Minute und 30 Sekunden setzt der Volumen-Erhaltungszyklus ein, um die Leistungsfähigkeit des Airbags zu erhalten. Da die JetForce Technologie Luft aus einer unbegrenzten Quelle zieht, kann das System sicherstellen, dass der Airbag den gefüllten Zustand beibehält..
Nach drei Minuten im gefüllten Zustand wendet sich das Gebläse und der 200-Liter Airbag entleert sich automatisch.
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