Der Skitourismus hat sich seit jeher nicht gerade ein Bein ausgerissen, um seinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Mit den bereits spürbaren Folgen der Klima­erwärmung findet aber aktuell in vielen Resorts ein Um­den­ken statt.

Wir Freerider lieben meterhohen fri­schen Powder, Loaded Trees und Pillows, so weit das Auge reicht. Weite tief verschneite Hänge, die auch die fiesesten Haiflossen tief unter sich begraben. Und auch jeder Freestyler freut sich über eine satte Ladung Neuschnee – wenn neue Tricks an Backcountry-Kickern ausprobiert werden können oder das Hand­rail neben der eigenen Haustür zu einem optionalen Urban Spot mutiert.

Doch leider werden wir immer seltener mit dem weißen Gold verwöhnt und müssen uns mit künstlich ange­leg­ten Bahnen in grünen Landschaften zufrie­dengeben. Geht es nach den aktuellen Klimatrends, werden wir mit dieser armseligen Dürreperiode in Zukunft immer öfter konfrontiert. Auch wenn uns dieser Winter bisher recht viel Niederschlag beschert hat, ist diese klimatische Veränderung nicht nur wissenschaftlich belegt, sondern auch für jeden sichtbar.

Erschreckend sind die Bilder von Gletscherrückgängen und die apokalyptischen Progno­sen einiger Wissenschaftler, die uns völlig gletscherfreie Alpen prophezeien. Ob wir das noch erleben, bleibt zu bezweifeln. Sicher ist jedoch, dass wir den Klimawandel nicht aufhalten können. Doch wir haben eine Vielzahl von Alternativen, um diese Entwicklung deutlich zu verlangsamen und so­mit auch noch weiteren Generatio­nen das zu ermöglichen, was wir in den Bergen so lieben! Vor allem aber um die schlimmsten Auswirkungen ­abzumildern.

„Bei der nachhaltigen Lebensweise überwiegt nämlich das befriedigende Gefühl, seinen verantwortungsvollen Beitrag gegen die Klimaerwärmung geleistet zu haben.“

Die Liste der Handlungsmöglichkeiten ist umfangreich und jeder, der mit halbwegs offenen Augen durch die Welt geht, könnte seinen Beitrag leisten – auch wenn die Umsetzung im Alltag sich nicht immer unproblematisch zeigt. Viele essen inzwischen weniger Fleisch, ernähren sich vege­ta­risch oder gleich komplett vegan. Sie konsumieren saisonal, lokal, fair und ökologisch, ohne dabei auf al­ber­ne Greenwashing-Trends hereinzu­fallen.

Gleichzeitig gehen sie sparsam mit war­mem Wasser um und verzich­ten auf alles, was nicht unbedingt zum Leben benötigt wird – und das ist meis­tens eine ganze Menge. Rei­sen mit dem Flugzeug werden dras­tisch eingeschränkt und im tägli­chen Leben stehen die öffentlichen Trans­port­möglichkeiten im Fokus. Falls an einem Auto kein Weg vorbeiführen soll­te, dann muss es ein spritsparendes Modell sein – oder auch eine alte Schleuder, die nicht noch extra pro­du­ziert werden musste.

Klar, das Leben wird durch diese Einschränkungen nicht einfacher. Spannender aber allemal, denn Verzicht oder Down­sizing machen oftmals glücklicher als Kon­sum und Besitz. Bei der nachhaltigen Lebensweise überwiegt nämlich das befriedigende Gefühl, seinen verantwortungsvollen Beitrag gegen die Klimaerwärmung geleistet zu haben. Wir können unseren Kindern erzählen, dass wir alles unternommen haben, was in unserer Macht stand.

Und wie verträgt sich nun diese auferlegte Nachhaltigkeit mit unserem Sport? Lässt sich dieser überhaupt noch legitimieren?

Natürlich könnten wir radikal auf sämtliche maschinell betriebenen Aufstiegshilfen verzichten, doch ohne Auto würden wir nicht einmal zu den Startpunkten der langen Hikes gelangen. Komplett „clean“ wird es also nicht gehen. Wir können aber ver­suchen, Details so ökologisch wie möglich umzusetzen. Welchen Weg jeder von uns bei dieser Reise einschlägt, liegt bei jedem Einzelnen. Die Lage ist also für uns als Wintersportler und somit Konsumenten nicht aussichtslos, aber doch unglaublich umfassend und mannigfaltig.

Wenn wir auf die Seite der Betreiber von Skigebieten blicken, wird die Angelegenheit noch viel komplizierter, weil hier noch mehr Gegensätze aufeinanderprallen. Wie man aber auch als Resort Tou­rismus und ökologisches Denken unter einen Hut bringen kann, zeigt uns Laax.

Das Graubündener Resort schlägt dabei einen ehrgeizigen Weg ein, der nur mithilfe von vielen Investitionen und einem immensen Engagement zum Erfolg führen kann. Als Ziel hat sich die Destination vorgenommen, in Zukunft komplett autark betrieben und mit minimalen Eingriffen in die sensible Natur die Ansprüche an ein erstklassiges Skigebiet zu ge­währ­leisten. Doch wie bekommt man das im Detail umgesetzt?

„Wir können aber versuchen, Details so ökologisch wie möglich umzusetzen.“

Als erster und wegweisender Schritt wur­de 2010 das Umwelt- und Energie­konzept Greenstyle von der Weissen Arena Gruppe in die Wege geleitet. Seither wurden unterschiedlichste Maß­nahmen ergriffen, um Laax zum weltweit ersten selbstversorgenden Resort werden zu lassen.

Dabei deckt das Greenstyle-Konzept die wesentlichsten Bereiche für ökologisch verträgliches Handeln ab. Im Gegensatz zu Mitbewerbern blieb es aber nicht bei einem ideologischen Konzept, son­dern wurde konsequent umgesetzt – wofür Laax inzwischen schon zahl­reiche Auszeichnungen erhielt. So gewann die Weisse Arena Gruppe im Herbst 2016 beispielswei­se den schwei­zerischen und sogar den europäischen Solarpreis in der Kategorie Transport und Mobilität, der in Bar­celona an Reto Gurtner, CEO der Weissen Arena Gruppe, übergeben wurde.

Was kann ein Resort dieser Größe nun in den einzelnen Bereichen umsetzen? Das wollen wir jetzt etwas genauer betrachten.

Schnee vs. Kunstschnee

Das oberste Ziel von Laax ist es, Naturschnee durch Klimaschutz so lange wie möglich zu konservieren. Doch ganz ohne Kunstschnee kommt ein großes Resort wie Laax heute nicht mehr aus. Es geht also darum, so wenig Schnee wie möglich zu produzieren und diesen so lange wie möglich zu erhalten. Dazu wurden die Pisten und vor allem der Park durch Erdver­schie­bungen so präpariert, dass jeden Winter viele Tausend Kubikmeter Schnee eingespart werden können.

Bei der Pro-Kickerline konnten beispielsweise 58 Prozent Schnee eingespart werden, obwohl zur aktuellen Saison die bestehende Kickerline um einen vierten Kicker verlängert wurde. Klar, die umfangreichen Erdverschiebungen stellen einen größeren Eingriff in die alpine Natur dar.

In einem gro­­ßen Skigebiet mit einem entsprechend dimensionierten Park werden aber auf lange Sicht große Mengen Kunstschnee und damit Energie eingespart. In der Präparation sorgt die zentimetergenaue 3-D-Schneehöhenmessung an den Pistenraupen für eine effiziente und optimale Nutzung des vorhandenen Schnees.

„Das oberste Ziel von Laax ist es, Naturschnee durch Klimaschutz so lange wie möglich zu
konservieren.“

Energie und Treibhausgas­emissionen

Um CO2-Emissionen zu reduzieren, investiert das Skigebiet in modernste Tech­nologien für effiziente Pistenpflege. In Laax werden täglich 224 Pistenkilometer für den nächsten Ski­tag präpariert. Deshalb sind alle Pis­tenfahrzeuge mit einem Motor-Da­ta­system ausgestattet, das dem Pis­tenbully-Fahrer die optimale Drehzahl an­zeigt, um den Dieselverbrauch zu minimieren.

Auch die Stromversorgung soll klimaverträglicher werden und gleichzeitig unabhängiger von fos­silen Brennstoffen machen. Deshalb ist der Strombedarf des Re­sorts bereits jetzt zu 100 Prozent durch CO2-neu­trale Wasserkraft aus der Schweiz und Energie aus eigenen Solar­an­la­gen am Berg abgedeckt.

In den letzten Jahren wurden zudem alle neu gebau­ten ­Bahnanlagen­ mit ­Fotovoltaik­anlagen ausgestattet. Dazu gehören beispielsweise der Sechser-­Sessellift Alp Dado, der Sech­­ser-­­Ses­­sellift Treis Palas, der Sech­ser-­Sessellift Lavadinas und die Zehner-­Gondelbahn La Siala. Selbst die Abwärme der Liftmotoren wird durch Wärmerückgewinnung für Heiz­energie genutzt.

Energie­spar­maßnahmen

Die größten Potenziale für Energie­spar­maßnahmen liegen jedoch im Gebäudebestand. So setzt die ­Weisse Arena Gruppe bei neuen ­Gebäuden die Philosophie von PlusEnergieBau­ten um. PlusEnergieBauten sind Null-Energie-Bauten, deren jährliche Energie­bilanz positiv ist. Diese Gebäude gewinnen also mehr Energie, als sie von außen, zum Beispiel in Form von Elektrizität, Heizöl oder Holzbrennstoffen, beziehen.

Die benötigte Energie für Heizung und Warmwasser wird vom Ge­bäude selbst gewonnen, vor allem durch thermische Solaran­lagen und Fotovoltaikanlagen.

„Das visionäre Ziel, in Zukunft komplett autark den Betrieb aufrechtzuerhalten, soll dann unter anderem durch einen Windpark erreicht werden.“

Das visionäre Ziel, in Zukunft komplett autark den Betrieb aufrechtzuerhalten, soll dann unter anderem durch einen Windpark erreicht werden. Das kritische Thema Windkraft soll auf einem bereits stark genutzten und verbauten Gipfel umgesetzt werden, am Vorabgletscher. Das Windpotenzial wird dabei auf Strom für 5.000 Haushalte geschätzt. Genaue Konzeptpläne liegen noch nicht vor, sodass ökologische Verträglichkeit hier nicht bewertet werden kann.

Hotels in Laax ziehen mit

Das „rocksresort“ wurde bei den ­World Ski Awards als World‘s Best Green Ski Hotel ausgezeichnet. Auch im Design-Hotel „rocksresort“ steht ein verantwortungsvoller und nachhal­tiger Umgang mit Ressourcen und Um­welt im Vordergrund. Alle der „rocksresort“-Gebäude sind als Mini­energie-Gebäude errichtet und entsprechen zertifizierten Energie­effi­zienz­standards.

Darüber hinaus haben vielseitige Maßnahmen dafür gesorgt, dass der Energiebedarf und der ökolo­gische Fußabdruck des „rocks­resort“ gesenkt werden konnten. Dazu gehören die Stromerzeugung durch regionale Wasserkraft, die Wär­me­erzeugung durch eine Pelletheizung sowie die Wiederverwendung von Abwärme. Dieses nachhaltige Han­deln wurde im November 2017 mit dem World‘s Best Green Ski Hotel Award der neuen Kategorie der ­World Ski Awards belohnt.

Abfall und Recycling

Die Herstellung von Rohstoffen verschlingt bis zu 95 Prozent mehr Energie als die Wiederverwertung. Aus diesem Grund wurden in Laax eigens entwickelte Recyclingstationen errichtet, die am Berg und im Tal PET-Plastik­flaschen und Alu vom Restmüll trennen. Auch im „rockresort“ werden alle Abfälle gesammelt und recycelt. Viel besser als zu recyceln ist es natürlich, den Müll erst gar nicht entstehen zu lassen. Dazu setzt Laax auf Mehr­weg statt Einweg. Der absurde Coffee-to-go-Becher wird durch KeepCups ersetzt, die in verschiedenen Bars und Cafés erhältlich sind.

„Erschreckend sind die Bilder von Gletscherrückgängen und die apokalyptischen Prognosen einiger Wissenschaftler, die uns völlig gletscherfreie Alpen prophezeien.“

Die Abfälle derjenigen, die immer noch nichts kapiert haben, werden all­jährlich an einem Clean-up Day auf­geräumt. 200 Freiwillige sammeln da­bei hochgiftige Zigarettenstum­mel und Plastikteile ein. Ganz unei­gen­nützig ist dieser Aktivismus aber nicht, denn Laax bedankt sich bei den ­Helferlein mit einem Mittagessen und einer Tageskarte. Und auch für die Raucher haben die Bergbahnen ein kleines Geschenk in Form eines kos­ten­losen Aschenbechers. Wer sich klar­macht, dass ein Zigarettenfilter einen Kubikmeter Schnee verschmutzt, der wirft seinen Stummel womöglich in Zukunft nicht mehr arglos aus dem Sessellift.

Naturschutz in Laax

Doch nicht nur die Flora bedarf eines besonderen Schutzes, sondern auch die Fauna mit ihren Wildtieren. Diese müssen sich besonders im Winter in ruhigere Gebiete zurückziehen können, um kostbare Energie für die kalte Jahreszeit zu sparen. Um den Tieren diese überlebensnotwendige Ruhe zu gönnen, finden sich entsprechende Wildruhezonen in Laax, die auf dem Pistenplan und am Rande der Zonen klar gekennzeichnet sind.

Dies ist besonders für die hier hei­mi­schen seltenen Auerhühner wichtig. Die Reservate der flugunfähigen Vö­gel werden durch einen Vertrag zwi­schen den Waldeigentümern und dem Kanton sowie Pro Natura langfristig gesichert. Wo früher die alte Tal­abfahrt von Nagens nach Flims führte, besteht seit 2009 ein 81 Hektar großes Naturwald­reservat.

Da­rüber hinaus befindet sich auf dem Segnesboden eine streng geschützte Moorlandschaft, die eine große Zahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten beherbergt.

Kooperationen zur Sicherung ökologischer Standards

Vielleicht mag es an der oft zitierten Schweizer Gründlichkeit liegen, viel­leicht aber auch nur an dem kom­pro­misslosen Bestreben für eine öko­lo­gische Nachhaltigkeit – denn wo an­de­re Resorts nur halbherzig anpacken, hat Laax im August 2016 mit der Greenstyle-Stiftung eine Institution ins Leben gerufen, die sich konsequent dem Erhalt und dem Schutz der Um­welt auch außerhalb der ­Weissen Arena Gruppe in der gesamten Des­ti­nation widmet.

In einer Art Kooperation zwischen der Weissen Arena Gruppe und engagierten Menschen und Unternehmungen in der Region Flims, Laax und Falera werden durch Spen­dengelder mehrere Projekte der Destination unterstützt – wie bei­spiels­weise die Förderung von ökolo­gi­schen und regionalen Waren und Le­bensmitteln, deren Produktion und fairer Handel. Oder auch die soziale Integration von randständigen, be­hin­derten oder kranken Personen soll erleichtert werden.

Laax zeigt, in wie vielen Bereichen ein Engagement für die Umwelt über­haupt möglich wäre. In unserem Alltag ebenso wie für die Skigebiete stehen dabei viele unterschiedliche Wege offen, die ein breites Feld zwi­schen innovativem Fortschritt und ma­xi­malem Verzicht abdecken. Laax hat sich als großes Skigebiet ganz klar den technischen Neuerungen verschrieben und fungiert als Vorreiter für andere vergleichbare Resorts, die den ökologischen Fußabdruck eben­falls minimieren wollen.

Vor allem aber wird die Einstellung hochge­halten, dass es nur ein Weg ist. Ein Weg zu mehr Umweltschutz, ein Weg zu er­neu­erbarer Energie und ein Weg des Dialogs, um möglichst viele Beteiligte in dieses Bestreben einzubinden.

Wie sieht die Ökobilanz in LAAX aus?

Dass es ökologisch gesehen um ein Viel­faches nachhaltiger ist, den Berg aus eigener Kraft zu besteigen, liegt auf der Hand. Wie genau die Ökobilanz von Laax nun aussieht, kann wohl nur schwer abgeschätzt werden, denn auch Innovation muss pro­­­du­ziert werden und frisst Energie.

Mit absoluter Sicherheit ist sie jedoch um ein Vielfaches positiver als die der meisten anderen Gebiete dieser Größe. Wie Laax im Vergleich zu kleinen Skigebieten dasteht, kann nicht pauschal beurteilt werden. Diese verbrauchen mit fünf bis zehn Liften sicher deutlich weniger Energie als Laax, werden dafür aber viel­­leicht auch kaum eigene Energie produzieren.

Dafür können sie durch ein­gesparte Investitionen auch Energie sparen und Eingriffe in die Natur vermeiden. Eine weitere angenehme Folge für uns sind deutlich günstigere Ticketpreise.

Wofür ihr euch am Ende entscheidet, ist von vielen Faktoren abhängig und nicht zuletzt natürlich auch von Schneelage und Entfernung vom Wohnort. Aus ökologischen Gründen spricht für Liebhaber großer Gebiete aber sehr vieles für Laax.

Es ist eine hochwertige Ergänzung zu den letzten verbleibenden kleinen, teils noch beschneiungsfreien Gebieten. Und eine Möglichkeit, sich nach den vielen Tagen mit vielen Tausend Höhenmetern aus eigener Kraft etwas zu erholen und im Park eine Runde fliegen zu gehen oder ein paar Lines in den Powder zu ziehen.

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