Der Corvatsch ist ein Paradies für Freestyle-Enthusiasten und ein Ort, der Karrieren prägt. Snowboarder Jeremy Denda und die Freeski-Brüder Nicola und Gian Andri Bolinger erzählen, wie der Snowpark ihre Entwicklung beeinflusst hat und warum er ein Muss für jeden Freestyler ist.
Text Roman Lachner Fotos Fabian Gattlen
Der Corvatsch bietet alles für Freeskier und Snowboarder – von Freeride bis Freestyle. Jeremy Denda, Nicola und Gian Andri Bolinger, drei der Corvatsch Snowpark Ambassadors, erzählen, wie der Park ihre Entwicklung geprägt hat.
Mit erstklassigen Set-ups, einer langen Saison und der neuen Superpipe zieht der Corvatsch immer mehr Freestyle-Enthusiasten an. Ob Profi oder Anfänger, der Corvatsch Park ist der ideale Ort zum Trainieren und Erleben – perfekt für jedes Level.
Corvatsch Locals im Interview: Wie der Park ihre Leidenschaft und Karriere geprägt hat

Jeremy, du bist einer der bekanntesten Freestyle-Snowboarder der Schweiz. Wie bist du zum Snowboarden gekommen und welchen Einfluss hatte der Corvatsch auf deinen Werdegang?
Jeremy: Ich bin durch meine Eltern zum Snowboarden gekommen. Beide waren beruflich im Schneesport tätig und schon in meiner Kindheit haben sie mich dazu ermutigt, verschiedene Sportarten auszuprobieren. Mein Home-Spot, der Corvatsch, liegt direkt vor meiner Haustür und ist für mich von ganz besonderer Bedeutung.
Hier habe ich mit etwa zehn Jahren meinen ersten Backflip geschmissen und später auch meinen ersten Double Cork. Alle meine Tricks habe ich im Corvatsch Park gelernt. Dieser Ort ist mit so viel Herzblut und Leidenschaft verbunden, dass er eine große Rolle in meiner Entwicklung als Snowboarder spielt.

Nicola und Gian Andri, was fasziniert euch an eurem Sport und wie seid ihr als Brüder auf dem Corvatsch gelandet? Was unterscheidet euren Style?
Gian: Das Freisein im Freeski fasziniert mich am meisten, vor allem die Vielzahl an Möglichkeiten, die dieser Sport bietet. Jeder Rider hat seine eigene Vorstellung von Style. Mein Bruder und ich sind durch unser Aufwachsen im Engadin auf den Corvatsch gekommen. Schon früh haben wir erkannt, dass dieser Berg das perfekte Freestyle-Paradies ist. Unser Style unterscheidet sich nicht groß, wir haben immer zusammen trainiert, folgen den gleichen Idolen und tragen denselben Kleidungsstil.
Nicola: Für mich sind es die Freiheit und das Adrenalin, die das Skifahren so einzigartig machen. Aber es geht auch darum, die Natur zu genießen und mit Freunden oder der Familie unterwegs zu sein. Da der Corvatsch seit über zehn Jahren den besten Snowpark bietet, sind wir immer wieder mit dem Freestyle-Team dort trainieren gegangen. Unser Style unterscheidet sich kaum, weil wir immer zusammen gefahren sind, die gleiche Technik gelernt haben und denselben Background in der Fresk Freestyle Academy haben.
Ihr fahrt oft zusammen – was macht eure Freundschaft und euren gemeinsamen Style so besonders? Hat es einen Einfluss, dass ihr als kleine Crew Snowboard und Freeski mixt?
Gian: Es ist für mich eines der wichtigsten Dinge, mit meinen Freunden auf dem Berg zu sein. Die Freundschaft ist genauso stark wie die Rivalität zwischen uns. Während eines Wettkampfs sind wir Konkurrenten, aber außerhalb davon sehr gute Freunde – das macht es zu etwas ganz Besonderem. Snowboarder und Freeskier passen gut zusammen, wir leben beide denselben Lifestyle.
Nicola: Unsere Freundschaft ist besonders, weil wir so viele gemeinsame Erlebnisse teilen. Das ständige Zusammensein und gemeinsame Fahren hat uns unzählige Erinnerungen beschert, die unsere Verbindung noch stärker gemacht haben. Der Mix aus Snowboard und Freeski hat uns zu einer großen Familie werden lassen – die Sportarten sind nicht mehr voneinander getrennt, sondern gehören einfach zusammen.
Jeremy: Im Engadin sind wir als kleine Community aufgewachsen. Egal ob man nun ein Snowboard oder zwei Ski unter den Füßen hatte, wir haben uns immer gegenseitig unterstützt und gemeinsam Fortschritte gefeiert. Ich finde es auch heute noch toll, mit Gian Andri und Nicola zu fahren. Sie haben einen unglaublichen Style und hin und wieder lasse ich mich von ihnen inspirieren, um meinen eigenen Style weiterzuentwickeln.

Wie würdet ihr die Atmosphäre im Corvatsch Park beschreiben? Was unterscheidet ihn von anderen Parks?
Gian: Der Corvatsch Park hat eine ganz besondere Atmosphäre. Die Leute sind superfreundlich und die Stimmung ist immer kreativ und aufgeregt. Der Park unterscheidet sich durch seine Vielfalt an Set-ups und vor allem durch die größten und besten Kicker-Lines der Welt.
Jeremy: Das Besondere am Corvatsch ist, dass man den gesamten Park aus fast jeder Ecke einsehen kann. Da wird jeder Tag zu einem Freestyle-Fest. Vom Sessellift aus kann man den anderen Fahrern zusehen – das sorgt für eine tolle Gemeinschaftsatmosphäre.

Wie beeinflusst dieser Vibe im Park eure Kreativität und euer Training?
Jeremy: Der Vibe im Park hat einen enormen Einfluss auf meine Kreativität und mein Training. Wenn die Stimmung gut ist, kann man richtig in seine Tricks eintauchen und neue Ideen entwickeln. Mit anderen zusammen zu sein, die ebenfalls Spaß haben, motiviert mich. Wenn die Atmosphäre entspannt ist, fällt es leichter, neue Tricks zu lernen oder an der Technik zu feilen.
Der Corvatsch Park ist bekannt für sein Weltklasse-Set-up. Was macht ihn für euch als Rider so ideal?
Gian: Der Corvatsch Park bereitet uns auf die schwierigsten Slopestyle-Parks der Welt vor, vor allem dank der größten Slopestyle-Kicker der Welt. Wenn du hier trainierst, bist du gewappnet für die größten Herausforderungen.
Nicola: Das Weltklasse-Set-up im Corvatsch Park bietet uns die ideale Grundlage, um unseren Style zu perfektionieren und neue Tricks zu lernen. Ebenfalls ein großer Vorteil ist, dass die Saison auf dem Corvatsch extrem lange dauert. Bereits im November können wir bei den Pre-Opening Slopestyle Camps trainieren und uns mit den besten Athleten messen.
Jeremy: Die Pro Line auf dem Corvatsch ist aus meiner Sicht die beste, die es gibt. Wir haben das Privileg, das ganze Jahr über in den besten Parks zu trainieren und Wettkämpfe zu bestreiten, aber der Corvatsch ist einfach immer wieder ein Highlight. Kobi Würsch und seine Shape-Crew leisten jedes Jahr hervorragende Arbeit und schaffen einen Park, der unglaublich viel Spaß macht und intuitiv zu fahren ist.

Wie sieht ein normaler Tag für euch am Corvatsch aus?
Nicola: Ein normaler Tag beginnt mit einer Gondelfahrt und einem Kaffee im frisch renovierten Restaurant „Murtèl“ direkt am Eingang des Parks. Danach geht’s auf die verschiedenen Lines und Obstacles. Wir verbringen den Tag damit, neue Tricks zu lernen und uns gegenseitig zu pushen. Zum Abschluss gibt es immer eine Pizza im „Murtèl“ – das ist ein Muss!
Jeremy: Morgens starten wir oft auf den Jumps, um unsere Tricks zu üben. Nach dem Mittagessen genießen wir dann das schöne Wetter und eine Jib-Session. Wenn das Wetter passt, nehmen wir uns Zeit, durchs Skigebiet zu fahren und nach coolen Features zu suchen, die wir ausprobieren können.
Während der Saison liegt unser Fokus nach den Trainings vor allem auf der Regeneration, weshalb wir meistens direkt nach Hause gehen. Im Frühling oder nach einem erfolgreichen Contest halten wir gerne bei der „Hossa Bar“ auf dem Weg ins Tal. Dort treffen sich viele Locals bei cooler Musik und entspannter Stimmung.
Und seit Kurzem hat unser lokaler Snowboard-Shop „Playground in Paradise“ in St. Moritz seine Garage in eine Bar umgebaut. Ein idealer Treffpunkt, um die Freestyle-Community im Engadin zu unterstützen, sich zu entspannen und gleichzeitig coole Leute zu treffen – die Preise sind übrigens ziemlich fair.

Wie wichtig ist der Corvatsch Park für eure Vorbereitung auf große Events?
Gian: Der Corvatsch Park bietet alles, was man braucht, um sich auf Groß-Events wie die WM vorzubereiten. Er ist eine unverzichtbare Trainingsanlage, die man wirklich nutzen muss, wenn man an die Weltspitze will.
Nicola: Der Corvatsch Park ist für mich extrem wichtig, weil ich hier meine Technik weiter verbessern kann. Aber es geht mir auch darum, die Leidenschaft für den Sport mit anderen zu teilen und neue Athleten zu inspirieren. Ich möchte das Engadin und den Corvatsch bekannt machen, damit in Zukunft noch mehr Rider hierherkommen!
Jeremy: Der Corvatsch Park ermöglicht uns, schon früh in der Saison viele Wiederholungen bei unseren Tricks zu sammeln. Das ist unglaublich wichtig für die Vorbereitung auf eine intensive Saison mit großen Events. Hier kann man seine Skills verbessern und Selbstvertrauen für die Wettkämpfe aufbauen.

Der Corvatsch Park hat kürzlich eine Superpipe erhalten. Habt ihr bemerkt, dass dadurch noch mehr Freestyler herkommen?
Nicola: Ja, definitiv! In den letzten zehn Jahren hat der Corvatsch Park so viel erreicht und die Superpipe ist das nächste Highlight, das viele Freestyler anzieht. Die Trainingsbedingungen sind hier perfekt und immer mehr Profi-Athleten kommen zum Trainieren.
Jeremy: Es ist spürbar, dass der Corvatsch in der Freestyle-Szene an Bedeutung gewonnen hat. Es freut mich, dass immer mehr Nachwuchsteams hierherkommen und für jedes Level im Park etwas zu finden ist.
Video: Corvatsch Superpipe Opening 2024
Ihr konzentriert euch auf Slopestyle und Big Air. Sieht man euch dennoch ab und zu in der Superpipe?
Nicola: Die Superpipe liegt direkt an der Talabfahrt, also sieht man mich immer mal wieder darin. Aber wirklich oft gehe ich nur hinein, wenn sie schön weich und slushy ist.
Gian: Auch wenn wir keine Wettkämpfe in der Pipe fahren, ist sie eine gute Trainingsalternative. Die Abwechslung macht Spaß und hilft uns, das Skigefühl zu schärfen.
Jeremy: Ich gehe gerne in die Halfpipe. Es macht mir Spaß und ist zudem ein tolles Training für Boardkontrolle und Transition-Riding. Gerade im Slopestyle gibt es immer mehr Quarterpipes und Transition-Features; deshalb ist es von Vorteil, immer wieder in der Halfpipe zu trainieren.
Video: Dokumentation über die neue Corvatsch Superpipe (2024)
Was würdet ihr jemandem sagen, der noch nie am Corvatsch gefahren ist? Warum sollte man hierherkommen?
Gian: Der Corvatsch bietet alles, was man für erfolgreiches Training braucht – von der Pro Line bis zur Superpipe. Es ist das einzige Skigebiet, das schon bei der Eröffnung eine perfekte Pro Line hat und bis Ende April offen bleibt. Einfach ein Freestyle-Paradies für Skifahrer und Snowboarder!
Nicola: Der Corvatsch ist ein Traum für Freestyler! Die Aussicht, die verschiedenen Abfahrten und der Park sind unschlagbar. Es gibt so viele Möglichkeiten – von Freeride bis zur Pro Line. Wenn du nach einem Ort suchst, der sowohl Abwechslung als auch Spaß garantiert, dann ist der Corvatsch die perfekte Wahl!
Jeremy: Ein Besuch im Engadin und auf dem Corvatsch ist auf jeden Fall lohnenswert. Die Freestyle-Community hier ist großartig und der Berg bietet für jedes Skill-Level etwas Cooles zum Fahren. Hier gibt es einfach alles, was das Freestyle-Herz begehrt.

Mitte März finden am Corvatsch die Freestyle-Weltmeisterschaften statt. Was habt ihr euch dort vorgenommen? Und wo seht ihr euch in ein paar Jahren – als Athleten und als Freunde?
Gian: Mein Ziel ist es, mich für die WM zu qualifizieren und unter die Top Ten zu kommen.
Nicola: Ich will mich ebenfalls für die WM qualifizieren und an den X Games teilnehmen. Und natürlich bleibt unsere Freundschaft bestehen, auch wenn wir irgendwann etwas mehr Medaillen gewinnen und besser Ski fahren.
Jeremy: Eine Teilnahme an der WM wäre für mich ein Traum. Aber am wichtigsten ist mir, jede Sekunde dieses einzigartigen Events zu genießen. In ein paar Jahren möchte ich zur Weltspitze gehören, aber die Erfahrungen und der Lifestyle des Freestyle-Sports sind mir wichtiger als die Resultate. Nach meiner aktiven Karriere möchte ich der Freestyle-Community etwas zurückgeben, meine Erfahrungen mit der nächsten Generation teilen und den Nachwuchs unterstützen.
Video: Highlights vom Corvatsch Freeski World Cup 2024