Wir waren bei der Arc’teryx Freeride Academy 2025 in St. Anton mit dabei und wollen euch in unserer Story erzählen, was man von dem Freeride-Event erwarten kann und warum es auf so vielen Ebenen wichtig für die Freeski-Szene ist.
Worum geht es bei der Arc’teryx Freeride Academy?
Vom 4. bis 9. Februar 2025 fand die vierte Ausgabe der Arc’teryx Freeride Academy in St. Anton statt. Die Veranstaltung ist ein Freeride-Event und baut auf drei Säulen auf: Community, Education und Action. Aber was soll das genau heißen? Wir waren dieses Jahr mit dabei und erklären euch, warum wir richtig viel Spaß dabei hatten und mit mehr Wissen sowie neuen Freunden nach Hause gekommen sind.

Die Location: St. Anton
Fangen wir bei einer entscheidenden Basis des Events an: dem Skigebiet. St. Anton liegt in Tirol, Österreich, und genießt internationale Bekanntheit unter Skifahrern verschiedenster Disziplinen. Es liegt am legendären Arlberg und gehört zum Ski Arlberg Verbund, der insgesamt sieben Gebiete in Tirol und Vorarlberg umfasst:
Tiroler Seite:
Vorarlberger Seite:
Mit insgesamt rund 340 Pistenkilometern ist der Verbund das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs und bewegt sich auch international auf den vorderen Plätzen der größten Resorts. Die Höhenlage erstreckt sich von 1.300 bis auf gute 2.800 Meter. Während Party-Touristen in weltbekannten Aprés-Ski-Bars wie MooserWirt und Krazy Kanguruh ihr Glück finden, kommen Freerider wegen des Arlbergs und der unzähligen Freeride-Optionen.

Wenn man sich das erste Mal durch das Skigebiet bewegt wird schnell klar, warum es so viele Freerider hierhin zieht: Selbst direkt neben der Piste befinden sich zahlreiche leicht zugängliche Runs, die richtig Spaß machen und ein extrem abwechslungsreiches Gelände bieten. Schaut man über den Rand der vielen Ridges, tut sich noch eine weitere, ganz neue Welt auf – aber dazu später mehr.

Die zweite Base: das Arc’teryx Freeride Village
Nach dem Skigebiet ist das Arc’teryx Freeride Village die zweite Basis für die Veranstaltung. Es ist der zentrale Treffpunkt für alle Aktivitäten, die im Rahmen des Events stattfinden und mehr als nur eine Ansammlung von Zelten verschiedener Brands. Es ist an einer zentralen Stelle direkt im Ortskern zwischen den beiden Liften Galzigbahn und Rendlbahn aufgebaut.

Die Fläche des Freeride Village ist kostenlos und für jeden frei zugänglich und bietet viele Möglichkeiten, um aktuelle Ausrüstung auszuleihen und zu testen. Vom Ski über Boots bis hin zur Outerwear von Arc’teryx kann man sich (fast) alles ausleihen, was man für einen Ausflug ins Gelände braucht – nur eine First-Layer-Schicht sollte man dann doch besser selbst mitbringen.

Darüber hinaus kann man am sogenannten ReBird Jacken sowie Hosen kostenlos reparieren lassen und mehr darüber lernen, wie man Funktionskleidung richtig pflegt und damit länger nutzen kann.

Da es der zentrale Treffpunkt ist, an dem man sich immer wieder begegnet, ist es zudem neben den Kursen der wichtigste Ort, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, sich innerhalb der Freeride-Community zu vernetzen und freundliche Gespräche zu führen. Im Vergleich zu den bereits erwähnten Aprés-Ski-Locations herrscht hier ein entspannter und gesitteter Vibe und das obwohl natürlich auch hier das ein oder andere Kaltgetränk zu sich genommen wird.

Aus den Boxen kommt statt Ballermann vor allem elektronische Musik und die Gesprächsthemen gehen tiefer, als nur über die nächste Party oder den Absturz von letzter Nacht. St. Anton kann mehr als nur „saufi, saufi“ und das gefällt uns sehr!
Mit dem Vallugasaal gehört auch eine Indoor-Location zu dem Freeride Village. Dort finden die beiden Movie Nights sowie einige Workshops statt. Außerdem wird auch die zum Freeriden passende Kultur gefeiert und gefördert: Fotografie ist untrennbar mit Skifahren verbunden, und es hat uns sehr gefreut, dass diese Kunst in das Event nahtlos integriert ist.
Das merkt man zum einem daran, dass viele sehr talentierte Fotografen vor Ort waren, um das Event zu dokumentieren und zum anderen daran, dass eine Fotoausstellung im Freeride Village installiert wurde. Darüber hinaus gab es eine „Women’s Photography Clinic“, bei der die Teilnehmerinnen die Basics für Sport- und Outdoor-Fotografie lernen konnten.

Auch die Musik als Kunstform kam nicht zu kurz. Es gab nicht nur eine DJ-Booth am zentralen Punkt des Freeride Village, sondern auch eine zweite, größere Bühne, auf der am Freitagabend zum Sonnenuntergang getanzt werden konnte. Auch so kann Aprés-Ski gestaltet werden.

Das Highlight der Freeride Academy: die Kurse
Die äußeren Bedingungen sind abgesteckt, also kommen wir zum eigentlichen Highlight der Arc’teryx Freeride Academy: die Kurse, auch Clinics genannt.
Diese sind nicht kostenlos, bieten dafür aber eine große Anzahl an Möglichkeiten, sein Riding, Wissen und Netzwerk zu erweitern. In kleineren Gruppen kommt man mit den anderen Teilnehmern, dem Guide, der bei jedem Kurs mit dabei ist, und den Arc’teryx Athleten sehr schnell ins Gespräch.
Wie sieht ein kompletter Tag bei der Freeride Academy mit einem Kurs aus?
Wir haben vor Ort an zwei Tagen jeweils unterschiedliche Kurse besucht, die inhaltlich sehr unterschiedlich ausgerichtet waren, aber im Grund den selben Ablauf und Aufbau hatten.
Nachdem man sich bei der Registrierung für einen Kurs angemeldet hat, trifft man sich morgens im Freeride Village mit dem Rest der Gruppe. Jeder Kurs hat ein eigenes Schild und damit einen Treffpunkt, an dem man bereits die ersten Kontakte knüpfen kann. Immer mit dabei: ein ausgebildeter Bergführer. Dieser übernimmt am Berg die primäre Führung und wird von den Teamfahrern unterstützt. Einige von den Pros sind darüber hinaus ebenfalls Bergführer und können somit weitere Aufgaben des Guides übernehmen.

Nachdem sich die Gruppe gefunden hat und sichergestellt wurde, dass alle Teilnehmer das für ihren Kurs benötigte Equipment dabei haben, geht es los an den Berg. Während des gesamten Tages bleibt die Gruppe zusammen und auf alle wird stets Rücksicht genommen, auch wenn Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Teilnehmern vorhanden sind.
In unserem Fall waren wir am ersten Tag zusammen mit Craig Murray im Kurs „Building a Backcountry Skillset“ und am nächsten Tag beim Lawinentraining für Anfänger bis Fortgeschrittene.
Smoother als smooth: Craig Murray

Selbst als Freeski-Journalist hat man nicht jeden Tag die Möglichkeit mit einem Fahrer wie Craig Murray einen Tag am Berg zu verbringen. Der Neuseeländer hat von 2016 bis 2023 – mit kurzen Unterbrechungen – an der Freeride World Tour teilgenommen, ist ein ausgesprochen freundlicher Mensch mit dem man schnell ins Gespräch kommt und sein smoother Style am Berg ist ein absoluter Genuss für die Augen. Seine Einladung zur Natural Selection Tour Ski, die 2025 zum ersten Mal stattfindet, untermauert seine Position unter den besten acht Freeridern der Welt.

In unserer Gruppe waren neben Craig Murray und dem Bergführer Manny, „wie der aus Ice Age“, vier weitere Teilnehmer und somit eine sehr angenehme Gruppengröße, um sich mit Guide und Pro intensiv auszutauschen. Nachdem an einem kleinen aber steilen Hang direkt neben der Piste das Level der Teilnehmern gecheckt wurde, konnte Manny seine Spots für den Rest des Tages anhand der Fähigkeiten planen.
Während die zwei Schweizer Freunde den Check erfolgreich absolvierten, hatten die beiden Australier, die erst am Tag zuvor angereist waren, einen Full Yard Sale zu verbuchen. Macht aber nichts: zu keinem Zeitpunkt herrschte bei dem Kurs Druck zu viel Risiko eingehen zu müssen. Bei den vielen Optionen die der Arlberg bietet, gibt es stets auch genug Möglichkeiten verschiedene Lines entsprechend der eigenen Fähigkeiten zu wählen.

Da auch das Wetter noch mitspielte, konnten wir den ganzen Tag bei bestem Wetter das Gebiet erkunden und dabei stets auf das Wissen von Craig und Manny zurückgreifen, die uns nicht nur sicher durch das Gelände führten, sondern auch Wissen zur Auswahl von Lines, Absprüngen an Cliffs und generell zum Fahren abseits der Pisten vermitteln.
Am Ende des Tages kehrten alle Gruppen wieder in den Startpunkt zurück und im Freeride Village wurde bei einem Getränk, Essen und Musik der erfolgreiche Tag gefeiert.
Die Basis für Freeriden: Lawinenkunde- und sicherheit
Ohne Wissen über Lawinen sollte sich kein Skifahrer abseits der Pisten bewegen. Daher ist es absolut unumgänglich, regelmäßig Lawinenkurse zu absolvieren, um Wissen aufzubauen und Abläufe zu trainieren. Genau das konnte man in unserem zweiten Kurs „Lawinenkunde und -sicherheit“ machen.
Der Fokus dabei lag auf den Themen Lawinenrettung und -bergung sowie das koordinierte Suchen von Verschütteten in einer Gruppe.

Im Unterscheid zum Vortag waren dieses mal zwei Guides anwesend, die sich um die Vermittlung der theoretischen und praktischen Inhalte kümmerten sowie die mit ca. 10 Personen etwas größere Gruppe in zwei kleinere unter sich aufteilten.
Nach einer kurzen Fahrt durch das Gebiet zu einem geeigneten Spot, glücklicherweise in der Sonne, wurden zunächst Basics im Umgang mit dem Equipment vermittelt. Nicht nur das LVS-Gerät muss richtig bedient werden, auch das Zusammenbauen der Lawinenschaufel und vor allem der Sonde muss man mit der richtigen Technik üben, damit im Notfall an dieser Stelle keine unnötige Zeit verloren wird. Bei einer Rettung von Verschütteten zählt jede Sekunde.

Neben theoretischem Wissen z.B. über die Ausbreitung der elektromagnetischen Strahlen eines LVS-Geräts in Schleifen, wurde das Wissen sofort in praktischen Übungen vertieft. Darüber hinaus wurde als Abschluss des Tages eine „Live-Gruppensuche“ unter möglichst realen Bedingungen durchgeführt.
Hört sich in der Theorie super leicht an, in der Praxis kommt aber selbst unter Trainingsbedingungen schnell Stress auf. Eine Erkenntnis, die sehr wichtig ist, um im Ernstfall so gut es geht vorbereitet zu sein und der Hauptgrund, warum Übung in diesem Bereich so extrem wichtig ist.
Auch dieser Tag wurde wieder im Freeride Village beendet und vor dem Abendprogramm hatte man noch die Möglichkeit, sich im Hotel frisch zu machen und eine kleine Pause nach einem anstrengenden Tag einzulegen.
Eine Übersicht über die große Auswahl an Kursen, die im Rahmen der Arc’teryx Freeride Academy angeboten werden, findet ihr hier.
Der Abschluss eines erfolgreichen Tages: das Abendprogramm
Auch das Abendprogramm setzte sich glücklicherweise deutlich vom typischen Aprés-Ski-Urlaub ab. Vor allem der Women’s Community Abend hat uns gut gefallen. Dabei konnte man nicht nur den ausführlichen Antworten von verschiedenen Pro-Athletinnen über Themen wie „Building Confidence“ oder „Physical Training“ lauschen, sondern im Anschluss auch eigene Fragen an Michelle Parker, Robin van Gyn, Coline Ballet-Baz, Tonje Kvivik & Lisi Steurer loswerden.
Ein solcher „Deep Dive“ in Themen ist in Zeiten, in denen Content immer häufiger auf immer kürzere Aufmerksamkeitsspannen optimiert ist, eine äußerst willkommene Abwechslung und hat uns viel Freude sowie Inspiration geliefert.
Darüber hinaus konnte man auch in den Filmen, die auf den beiden Movie Nights gezeigt wurden, tief in die Welt des Freeridens und die einzelner Athleten:innen eintauchen. Unter anderem wurden dort „Going East„, „Every Island Has A Name„, „Weazy“ und weitere interessante Filme gezeigt.
Die Arc’teryx Freeride Academy: auf vielen Ebenen wichtig

Neben den bisher angesprochenen Themen, allen voran dem Teilen von Wissen, erfüllt Arc’teryx mit der Freeride Academy auch eine weitere wichtige Funktion: Sie bringt Medienschaffende, Fotografen, Filmer sowie Athleten zusammen und bietet auch dieser Personengruppe eine Plattform, um sich untereinander zu vernetzen.
Auch wenn Freeriden mittlerweile in der Breite mehr und mehr ankommt, ist die Freeski-Szene ist nach wie vor eine kleine Nische, die aber eine sehr aktive Community besitzt. Dieses Netzwerk muss jedoch wie alle sozialen Beziehungen gepflegt werden. Daher ist auch auf dieser Ebene ein Event wie die Freeride Academy wichtig für die Industrie und ihre Medien. Vielen Dank!

Ihr habt die diesjährige Ausgabe der Arc’teryx Freeride Academy verpasst? Macht nichts! Das Konzept und die Veranstaltung waren so erfolgreich, dass wir uns sicher sind, dass es auch im nächsten Winter eine weitere Ausgabe geben wird und wir freuen uns schon jetzt auf den Besuch sowie den Austausch mit der Community.
Wir haben neue Freundschaften in und außerhalb der Industrie geschlossen und unser Wissen auf vielen Ebenen erweitert – davon kann man niemals genug bekommen. Bis zum nächsten Mal.
