Heliskiing: Freeski-Crew.com & Whitehearts in Kirgistan

Der Schnee der Seidenstraße (Text: Dirk Wagener, Bene Höflinger // Fotos: Dirk Wagener)

Heliskiing Kirgistan scheint einiges an Abenteuer zu bieten. Jedenfalls macht das schon ziemlich an, was die Jungs von WhiteHearts und Freeski-Crew.com aus dem Osten mitgebracht haben.

Als wir, Dominik Hartmann und ich, Bene Höflinger, vergangenen Februar zusammen mit unseren Freunden Digger und Akki von der Whitehearts Crew aus NRW nach Kirgistan reisten hatten wir zwei Ziele: Einerseits wollten wir etwas Footage für unser neues Freeski-Crew.com Movie das im kommenden Herbst erscheinen wird sammeln. Andererseits planten wir die “Trash-Film” Historie der WhiteHearts zusammen auf die Spitze zu treiben. Was herauskam bezeichnen die alter Männer (ich weiß, sie nehmen mir das nicht übel) der Whiethearts Crew einfach nur als “eine neue Stufe der Absurdität im Trash-Skifilmbusiness!” Wir bezeichnen dieses kleine Filmchen liebevoll als unsere dritte Webisode und Appetitanreger für unseren neuen Skifilm.

Die neuen Generäle in der Heliski-Flotte!
Die neuen Generäle in der Heliski-Flotte!

Resümierend fällt es schwer unseren Trip nach Kirgistan in Worte zu fassen. Klar, in erster Linie haben wir diese exotische Reise angetreten, um Powder in den riesigen, unberührten und bis zu 5.000 m hohen Gebirgsketten des Tian-Shan zu finden und zu riden. Zur objektiven Beschreibung der Schneeverhältnisse und dem Terrain, das wir vorgefunden haben, kann man eigentlich nur den überstrapazierten Freeride-Begriff “epic” benutzen. Sorry, aber so war die Reise einfach: Epic!

Solch trockenen und staubenden Powder in riesigen und einsamen Hängen, hatten wir wahrscheinlich noch nie zuvor unter den Latten. Zudem darf man gar nicht darüber nachdenken, wie viele Erstbefahrungen möglicherweise dabei waren. Denn wie sollte jemand ohne Helikopter-Unterstützung in diesen unwirklichen und total abgeschiedenen Gebirgsketten zum Freeriden vorgedrungen sein?

Atemberaubend waren aber nicht nur die Ausblicke auf unendlich sich dahinwindende weiße Berge, sondern auch die dünne Luft. Schließlich waren wir immer in Höhen zwischen 2.500 und 4.000 Meter unterwegs. Selbst unsere Wohncontainer auf dem Too Ashu-Pass lagen auf 2.800 Meter. Neben allem anderen, war aber die beeindruckendste Erfahrung unser Fluggefährt an sich: Ein 30 Jahre alter Militärhubschrauber russischer Bauart – der MI-8 MTV. Ein Omnibus der Lüfte für 20 Insassen. Der dicke Gebirgsbrummer hat fünf Rotoren, eine Spannweite von 23 Metern, drei Turbinen, einen Chef-Piloten, einen Co-Piloten und zwei Bordingenieure. Diese kirgisische Crew war das absolute Dream-Team. Sie flog uns in Nordhang-Powder und auf die höchsten Grate – mit einer Präzision die ihresgleichen sucht.

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Sprays for Days! Alter, wie fett ist das bitte?!

Natürlich hatten wir nicht irgendwen am Steuerknüppel, sondern eine Legende: Major Vladimir, ranghoher Offizier der kirgisischen Streitkräfte und ehemaliger russischer Kampfpilot, der noch dickere Dinger – wie beispielsweise den MI-24 – gesteuert hat. Statt Krisengebiete fliegt Vladimir aber mittlerweile viel lieber den Powder an. Es ist unglaublich wie er seinen MI-8-Brummer beherrscht und selbst ausgesetzte Landeplätze in irren Höhen ansteuert. Er hält den schweren Helikopter dort oben in der dünnen Luft einfach im Schwebeflug knapp über dem Boden und unsere Freeride-Crew springt mit Ski am langen Arm hinaus. Danach herrscht Höllenlärm, Schneekristall-Chaos und Rotorsturm, wenn Vladimir die drei Turbinen seines Berg-Boliden noch mal bis zur Höchstleistung peitscht, über uns abhebt und in einem irren Sturzflug hinter der nächsten Felswand verschwindet.

Vladimir ist einfach genauso großartig wie diese unendlichen kirgisischen Weiten mit ihren tief verschneiten Gebirgszügen. 70 Prozent dieses faszinierenden Landes liegen über 3.000 Meter Höhe. Nur dank Vladimirs Können sind wir immer weiter und höher in die Abgeschiedenheit des Tian-Shan vorgedrungen. Keine Frage, Vladimir ist der coolste Heli-Pilot Kirgistans! Die höchste Höhe, die er je mit einem MI-8 geflogen ist, waren 7.300 m. Unsere Frage, ob er dabei durch eine Sauerstoff-Maske geatmet hat, beantwortet er trocken: “Njet, nur Zigaretten!”

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