In dieser Ausgabe stellen wir euch zwei Freeriderinnen vor, die selbst gestandenen Mannsbildern um die Ohren fahren können. Nicht weil uns der PRIME-Gleichstellungsbeauftragte das nahegelegt hätte, sondern weil es schlicht an der Zeit war.

TEXT: HANS-MARTIN KUDLINSKI

WENDY FISHER

Freeride Super Mom

Viele Kinder werden von ihren Eltern früh auf die Ski gestellt, doch nur wenige landen später im Nationalkader. Wendy Fisher ist solch ein Ausnahmetalent und schaffte 1987 den Sprung in die Rennlauf-Elite. Während ihrer sieben Jahre im US-Ski-Team qualifizierte sie sich sogar für die Olympischen Winterspiele 1992 in Albertville. Ein Karriere-Highlight, das für sie durch einen Sturz und die damit verbundenen Verletzungen zu einem Tiefpunkt wurde. Ereignisse wie dieses und die vom Leistungsdruck zerfressene Atmosphäre im Team führten bei Wendy schließlich zu einer Art Burn-out. Der Spaß am Sport ging verloren und so beschloss sie 1994, das US-Ski-Team zu verlassen. Um ihre Liebe zum Skifahren neu zu entfachen, stieg sie aufs Freeskiing um und startete zu einem Road Trip. In Crested Butte blieb sie hängen und lernte neue Ski-Buddys kennen, durch die sie den Spaß wiederentdeckte. Ihren ersten Freeski-Contest, die World Extreme Skiing Championships, gewann sie auf Anhieb. Es folgten eine Goldmedaille beim World Cup of Extreme Free Skiing und Siege bei weiteren wichtigen Contests. Mit ihrem kompromisslosen Fahrstil dominierte sie das Geschehen im Big Mountain Skiing und so klopften auch MSP, Warren Miller und einige Sponsoren an ihre Türe. Wendy konnte somit von ihrer Leidenschaft leben und sich voll auf ihre Mission konzentrieren, Frauen aufzuzeigen, was sie zu leisten imstande wären. Auf 13 Filmsegmente, zahlreiche Magazin-Shots und einige Powder Awards konnte sie zurückblicken, als sie 2004 ihr Pro-Dasein beendete, um eine Familie zu gründen. Mike Douglas widmete ihr dann 2013 eine Salomon-Freeski-TV-Folge mit dem Titel „Super Mom“, in der sie noch einmal unter Beweis stellte, dass sie es auch heute noch draufhat.

ANGEL COLLINSON

Freestyle-Dynamit aus Östersund

Aktuell mischt eine Frau die Welt des Big Mountain Skiing auf: Angel Collinson. Zusammen mit ihrem kleinen Bruder Johnny verbrachte sie jede freie Minute ihrer Kindheit am Berg. Die Tatsache, dass ihr Vater bei der Bergwacht arbeitete und die Familie in Snowbird wohnte, spielte ihr dabei in die Karten. In einem solchen Lebensweg führt natürlich in der Jugend kein Weg am Racing vorbei. Bis zu ihrem 18. Lebensjahr sammelte Angel Medaillen und Pokale am Fließband, wurde zur erfolgreichsten Skifahrerin außerhalb des Nationalkaders. Doch die Enttäuschung, nie für das US-Ski-Team nominiert worden zu sein, brachte sie schließlich dazu, dem Rennlauf den Rücken zuzukehren. Ab diesem Zeitpunkt konzentrierte sich Angel aufs Freeriden. Und wie damals bei Wendy Fisher verlief auch ihr Einstieg in die Contest- Szene optimal. In ihren ersten beiden Jahren in der Freeskiing World Tour gewann sie jeweils die Gesamtwertung und wurde dann zur Freeride World Tour eingeladen. Auch dort konnte sie mit ihrem kraftvollen, technisch perfekten Riding punkten und sich zwei Vize- Weltmeistertitel sichern. Es folgte ein Anruf von TGR, in dem ihr angeboten wurde, mit Sage Cattabriga-Alosa & Co. in Alaska zu shooten. Der Rest ist Geschichte. Die vergangenen drei Jahre an der Seite solch namhafter Freeride-Legenden haben sie in ihrem neuesten Movie Part in „Paradise Waits“ auf ein komplett neues Level gepusht. Damit räumte Angel in diesem Jahr gleich drei Powder Awards ab. Sie konnte sich sogar als erste Frau in der 16-jährigen Geschichte der Awards in einer der wichtigsten Kategorien „Best Line“ gegen ihre männlichen Mitstreiter durchsetzen – und das vollkommen zu Recht. Von der heute 25-Jährigen wird aber sicher noch mehr kommen.

Merken

Werbung