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Dass sich die internationale Freeski-Elite jeden Sommer auf Bali zum Surfen trifft, ist schon beinahe Tradition. Wenn man aber Surfen mit Skifahren verbinden kann, wie im Norden Norwegens, eröffnet das einen neuen Kosmos, wie uns Jacob Wester zu berichten weiß.

Arctic Circle – Surfen & Skifahren in Norwegen (1/6)

Foto: Sofia Sjöberg
Foto: Sofia Sjöberg

Wir hatten gerade die kleine Stadt Bardufoss in der Kommune Målselv passiert, als Simon mit aufgeregter Stimme durch das Walkie-Talkie aus dem Auto vor uns krächzte und einen ersten Blick auf die Lyngenalpen ankündigte. Jenseits des bewaldeten Tieflands und einiger kahler Hügel offenbarte sich ein gezackter Horizont, der größer und alpiner war, als wir ihn uns vorgestellt hatten. Im Westen funkelte das Blau der Fjorde, und die Berghänge schimmerten im Schein der tiefstehenden Sonne gelblich warm.

Hinter jeder Kurve entdecken wir neue Hänge, die wir gerne befahren würden. Man musste beinahe aufpassen, nicht an der Flut von Möglichkeiten zu ertrinken. Ganz plötzlich wurde uns klar, dass es hier viel mehr zu tun gäbe, als wir in den paar Wochen Zeit haben würden.

„Jungs, schaut mal nach rechts! Nein, nach links! Ach, egal, schaut wohin ihr wollt. Wo zum Teufel sind wir hier?“

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir das Ende der elend langen, blau-gewundenen Linie auf unserem Navi. Nach unzähligen Stunden auf holprigen Straßen in fast quälend schönem, goldenem Licht konnten wir in der Gemeinde Nord-Lenangen im Norden der Lyngen-Halbinsel unsere schmerzenden Rücken endlich wieder durchstrecken. Unsere Kontaktperson, Jimmy von Ascent Descent Guides, erzählte uns, dass in diesem Jahr der Sommer zwei Wochen zu früh über Lyngen hereingebrochen war. Fünf Tage Hochdruckeinfluss gepaart mit Nächten um die plus 10°C hatten den Powder zu Slush verarbeitet und dazu geführt, dass zum ersten Schnee zu Fuß aufgestiegen werden musste. „Das Gute daran ist“, sagte er mit einem Zwinkern, „es ist fast menschenleer.“

Als sich unsere erschöpfte Gruppe zum Schlafen in die Camper legte, war es bereits 1.30 Uhr morgens, und die umgebenden Berge wurden bereits von den ersten warmen Sonnenstrahlen in ein helles Lila getaucht.

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